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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Brandstifter tat.«
    »Aber die Zeiten stimmen?«
    »Wenn Sie es sagen.«
    »Ich sage es.«
    »Weiter«, knurrte Harry Rex vom Ende des Tisches.

    Der nächste Punkt war das Motiv. Das Haus war einschließlich Inventar auf dreihundertachtzigtausend Dollar versichert. Dem Makler zufolge, der bereits befragt worden war, belief sich das einzige Kaufangebot auf hundertfünfundsiebzigtausend Dollar.
    »Ganz schöner Unterschied, was, Mr. Atlee?«, hakte Sandroni nach.
    »Allerdings.«
    »Haben Sie Ihre Versicherungsgesellschaft benachrichtigt?«
    »Nein, ich warte, bis das Büro geöffnet ist. Ob Sie es glauben oder nicht, manche Leute arbeiten am Samstag nicht.«
    »Leute, der Feuerwehrwagen steht noch vor dem Haus«, unterstützte ihn Harry Rex. »Wir haben sechs Monate Zeit, um Ansprüche anzumelden.«
    Sandronis Wangen brannten scharlachrot, aber er verkniff sich jeden Kommentar und ging zum nächsten Punkt über. »Reden wir von weiteren Verdächtigen«, sagte er mit einem Blick auf seine Notizen.
    Ray gefiel das Wort »weitere« nicht. Er erzählte die Geschichte von dem Ziegelstein, der durch das Fenster geworfen worden war - zumindest einen Großteil davon -, und erwähnte auch den Telefonanruf, in dem er aufgefor-dert wurde, sofort zu verschwinden. »Gehen Sie doch die Aufzeichnungen der Telefongesellschaft durch«, meinte er herausfordernd. Da er schon dabei war, berichtete er auch gleich noch, dass irgendwelche Wahnsinnige bereits in der Todesnacht von Richter Atlee an den Fenstern gerüttelt hatten.
    »Okay, wir sind alle erschöpft«, erklärte Harry Rex nach dreißig Minuten, was im Klartext hieß, dass sein Mandant keine Fragen mehr beantworten würde.
    »Wann verlassen Sie die Stadt?«, wollte Sawyer wissen.
    »Das versuche ich schon seit sechs Stunden.«
    »Sehr bald«, warf Harry ein.
    »Vielleicht haben wir noch Fragen.«
    »Ich komme zurück, wenn Sie mich brauchen.«
    Harry Rex führte die beiden zur Vordertür. »Ich habe das Gefühl, dass du ein verlogener Mistkerl bist«, sagte er, als er in den Besprechungsraum zurückkehrte.

36
    Der alte Feuerwehrwagen war fort, jener vorsintflutliche Koloss, dem sie als Teenager gefolgt waren, wenn sie sich in lauen Sommernächten gelangweilt hatten. Ein einsamer Freiwilliger in einem schmutzigen T-Shirt rollte Feuerwehrschläuche auf. Die ganze Straße war dreckverschmiert.
    Jetzt, am Vormittag, lag Maple Run verlassen da. Der Kamin an der Ost-seite des Hauses und ein kurzes Stück verkohlte Mauer direkt daneben standen noch. Alles andere war zu einem Trümmerhaufen zusammengestürzt. Sie gingen um den Schutt herum in den Garten hinter dem Haus, wo sich an der Grundstücksgrenze eine Reihe alter Hickorybäume erhob. Dort setzten sie sich auf metallene Gartenstühle, die Ray einst rot gestrichen hatte, in den Schatten und aßen Tamales.
    »Ich habe das Haus nicht abgebrannt«, sagte Ray schließlich.
    »Weißt du, wer es war?«
    »Ich habe einen Verdächtigen.«
    »Dann raus damit, verdammt noch mal.«
    »Sein Name ist Gordie Priest.«
    »Oh, der!«
    »Es ist eine lange Geschichte.«
    Ray begann zu erzählen - wie er den Richter tot auf dem Sofa gefunden und zufällig das Geld entdeckt hatte. Oder war es gar kein Zufall gewesen?
    Er erwähnte sämtliche Fakten und Einzelheiten, an die er sich erinnern konnte, und stellte all die Fragen, die ihn schon seit Wochen plagten. Beide hatten aufgehört zu essen. Obwohl sie auf den rauchenden Trümmerhaufen vor ihren Augen starrten, waren sie zu abgelenkt, um ihn wahrzunehmen.
    Harry Rex war fasziniert von der Geschichte und Ray froh, sie endlich er-zählen zu können. Von Clanton nach Charlottesville und zurück. Von den Kasinos in Tunica nach Atlantic City, dann wieder nach Tunica. An die Küste zu Patton French und dessen Jagd nach einer Milliarde Dollar, die er Richter Reuben Atlee verdanken würde, dem bescheidenen Diener des Gesetzes.
    Ray behielt nichts für sich und bemühte sich, nichts zu vergessen. Der Einbruch in seine Wohnung in Charlottesville, der ihn, wie er vermutete, nur einschüchtern sollte. Der unglückselige Kauf eines Anteils an der Bonanza. Er erzählte und erzählte, und Harry Rex hörte schweigend zu.
    Als Ray fertig war, hatte er den Appetit verloren und war schweißüberströmt. Harry Rex brannten eine Million Fragen auf der Zunge. »Warum sollte Priest das Haus abbrennen?«, begann er.

    »Vielleicht um seine Spuren zu verwischen, ich weiß es nicht.«
    »Der Bursche hat keine Spuren

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