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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nickte, während er sich einen der Pfannkuchen vornahm. Sie waren heiß und fettig, schmeckten aber ziemlich neutral.
    »Wenn wir fünftausend Dollar in das Haus investieren«, sagte Harry Rex mit vollem Mund, »werden wir das Vielfache davon wieder herausbekom-men. Es wäre eine lohnende Investition.«
    »Fünftausend wofür?«
    Mit einer ausladenden Bewegung wischte Harry Rex sich den Mund ab.
    »Erst mal für die Reinigung. Das ganze Ding muss komplett abgespritzt, gescheuert und ausgeräuchert werden. Die Böden müssen gewischt und die Wände und Möbel gereinigt werden, damit es besser riecht. Dann müssen die gesamte Außenfassade und das Erdgeschoss gestrichen werden. Das Dach muss repariert werden, damit die Flecken an den Zimmerdecken verschwinden. Das Gras muss gemäht und das Unkraut gejätet werden, damit der Garten gepflegter aussieht. Ich finde hier genug Leute, die das machen würden.« Er schaufelte sich eine weitere Portion zwischen die Zähne und wartete kauend auf Rays Antwort.
    »Es sind nur noch sechstausend auf der Bank«, sagte Ray.
    Dell rauschte vorbei und schaffte es irgendwie, beide Kaffeetassen nach-zufüllen und Ray auf die Schulter zu klopfen, ohne den Schritt zu verlang-samen.
    »In dem Karton, den du gefunden hast, ist auch noch was«, gab Harry Rex zu bedenken und säbelte ein weiteres Stück Pfannkuchen ab.
    »Du meinst also, wir sollen das Geld ausgeben?«
    »Ich habe darüber nachgedacht.« Harry Rex nahm einen Schluck Kaffee.

    »Genau genommen habe ich die ganze Nacht deswegen wach gelegen.«
    »Und?«
    »Die ganze Sache hat zwei Aspekte. Der eine ist wichtig, der andere nicht.«
    Ein schneller Bissen von diesmal bescheideneren Ausmaßen, dann fuhr Harry Rex, mit Messer und Gabel gestikulierend, fort: »Erst mal, woher kommt die Kohle? Wir würden es gern wissen, aber im Grunde ist es nicht wichtig. Wenn er eine Bank ausgeraubt hat, was soll’s, er ist tot. Wenn er in Kasinos gespielt und gewonnen hat und für seine Gewinne keine Steuern bezahlt hat, was soll’s, er ist tot. Wenn er einfach den Geruch des Geldes mochte und es über die Jahre gespart hat, auch gut, deswegen ist er trotzdem tot. Kannst du mir folgen? «
    Ray zuckte die Achseln, als würde er auf den komplizierten Teil der Re-de warten. Harry Rex nutzte die Pause in seinem Monolog, um von einer Wurst abzubeißen. Dann fuhr er fort, mit seinem Besteck in die Luft zu stochern: »Zweitens, was willst du mit dem Geld anfangen? Das ist der interessante Punkt. Wir nehmen an, dass niemand von dem Geld weiß, oder?«
    Ray nickte und sagte: »Stimmt. Es war versteckt.« Er hörte im Geiste, wie an den Fenstern gerüttelt wurde, und sah die zertrampelten Blake & Son-Kartons auf dem Boden verstreut vor sich.
    Er konnte nicht anders, als durch das Fenster einen Blick auf seinen TT-Roadster zu werfen, der voll gepackt zur Flucht bereit stand.
    »Wenn du das Geld dem Nachlass einverleibst, geht erst einmal die Hälfte davon an die Steuerbehörde.«
    »Ich weiß, Harry Rex. Was würdest du tun?«
    Ach bin für so eine Sache nicht der richtige Mann. Ich habe achtzehn Jahre lang mit der Steuerbehörde im Clinch gelegen, und dreimal darfst du raten, wer gewonnen hat. Also bitte nicht ich. Bescheiß sie.«
    »Ist das dein Rat als Anwalt?«
    »Nein, als Freund. Wenn du einen juristischen Rat willst, kann ich dir nur Folgendes sagen: Du musst alle Vermögenswerte erfassen und ordentlich inventarisieren, gemäß dem Gesetz des Staates Mississippi samt allen Ergänzungen und Novellierungen.«
    »Danke vielmals.«
    »Ich würde zwanzigtausend oder so nehmen, sie zum Nachlass tun, um die anstehenden Rechnungen zu bezahlen, dann eine Weile warten und schließlich Forrest die Hälfte vom Rest geben.«
    »Das nenne ich einen juristischen Rat.«
    »Ach was, das ist nichts weiter als gesunder Menschenverstand.«

    Das Rätsel um die Brötchen wurde gelöst, als Harry Rex über sie herfiel.
    »Wie wär’s mit einem?«, fragte er, obwohl sie ohnehin näher bei Ray standen.
    »Nein danke.«
    Harry Rex schnitt zwei Brötchen durch, bestrich die Hälften mit Butter, legte eine dicke Lage Schinken darauf und zum Schluss eine Wurst. »Sicher?«
    »Ja, sicher. Könnte das Geld irgendwie markiert sein?«
    »Nur wenn es Lösegeld oder Drogengeld ist. Aber solche Sachen waren nicht Reuben Atlees Ding, oder was meinst du?«
    »Okay, dann nimm fünftausend und steck sie ins Haus.«
    »Du wirst es nicht bereuen.«
    Ein kleiner Mann in einer leichten

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