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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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verkündete, dass er etwas zu trinken brauche.
    »Nein«, sagte Ray.
    »Was Alkoholfreies, ich schwöre es dir.«
    Sie hielten vor einem kleinen Laden an und kauften Mineralwasser. Zum Frühstück aß Forrest eine Tüte Erdnüsse.
    »Bei einigen Einrichtungen ist das Essen recht gut«, sagte er, als sie wieder auf der Straße waren. Forrest, der Experte für Entgiftungskliniken.

    Forrest, der für Rehabilitationszentren zuständige Restaurantkritiker. »Aber meistens nehme ich ein paar Kilo ab«, sagte er kauend.
    »Gibt es da auch Fitnessstudios oder so etwas in der Art?« Ray wollte das Gespräch nicht abbrechen lassen, hätte aber gut darauf verzichten können, die Vorzüge der verschiedenen Therapiezentren zu erörtern.
    »Bei manchen schon«, erwiderte Forrest selbstgefällig. »Ellie hat mich mal zu einer Therapie nach Florida geschickt. Das Zentrum lag in der Nähe eines Strands. Viel Sand und Wasser, viele traurige, reiche Leute. Drei Tage Gehirnwäsche, dann haben sie dafür gesorgt, dass wir ständig in Bewegung waren. Wanderungen, Rad fahren, joggen, Gewichtstraining, was man wollte. Ich bin schön braun geworden und habe sieben Kilo abgenommen. Danach war ich acht Monate lang clean.«
    In Forrests bedauernswertem Leben wurde alles und jedes nach den Pha-sen gemessen, in denen er nüchtern und clean gewesen war.
    »Ellie hat dich hingeschickt?«, erkundigte sich Ray.
    »Ja. Ist schon ein paar Jahre her. Damals hatte sie Geld, allerdings nicht viel. Immer, wenn ich ganz unten war, tat ich ihr Leid, und sie half mir.
    Das Therapiezentrum war richtig passabel. Einige der Therapeuten waren Mädchen aus Florida mit langen Beinen und kurzen Röcken.«
    »Das muss ich mir ansehen.«
    »Leck mich.«
    »War nur ein Witz.«
    »An der Westküste gibt es ein Therapiezentrum, das Hacienda, in das die Hollywood-Stars gehen. Es geht zu wie im Ritz. Luxuriöse Zimmer, jeden Tag Massagen, Köche, die hervorragende Mahlzeiten mit tausend Kalorien pro Tag zustande bringen. Und die Therapeuten sind die besten der Welt.
    Genau das brauche ich, Bruderherz. Sechs Monate im Hacienda.«
    »Warum sechs Monate?«
    »Weil ich sechs Monate brauche. Ich habe es mit zwei Monaten probiert, einem Monat, drei Wochen, zwei Wochen, es reicht einfach nicht. Bei mir funktionieren nur sechs Monate mit totaler Abgeschiedenheit, totaler Gehirnwäsche, totaler Therapie und meiner eigenen Masseurin.«
    »Wie viel kostet es? «
    Forrest stieß einen Pfiff aus und verdrehte die Augen. »Such’s dir aus -
    ich weiß es nicht. Man muss jede Menge Kohle und zwei Empfehlungsschreiben haben, um aufgenommen zu werden. Stell dir das mal vor, ein Empfehlungsschreiben. >Liebe Leute vom Haclenda, ich möchte hiermit meinen guten Freund Doofus Smith als Patient für Ihre wundervolle Einrichtung empfehlen. Doofus trinkt Wodka zum Frühstück, schnupft Kokain zum Mittagessen, spritzt zum Kaffee Heroin und liegt beim Abendessen schon fast im Koma. Sein Gehirn ist verschmort, seine Venen sind zerfetzt, seine Leber ist durchlöchert. Doofus ist genau der richtige Patient für Sie, und außerdem gehört seinem Alten Idaho.<«
    »Kann man da sechs Monate bleiben?«
    »Du hast keine Ahnung, was?«
    »Da hast du wohl Recht.«
    »Viele von den Koksern brauchen ein Jahr. Heroinsüchtige sogar noch länger.«
    Und was für ein Gift ziehst du dir gerade rein?, hätte Ray am liebsten gefragt. Aber eigentlich wollte er es gar nicht wissen. »Ein Jahr?«, sagte er.
    »Genau. Völlige Abgeschiedenheit. Und dann kommt es auf den Süchtigen an. Ich kenne Typen, die drei Jahre lang im Gefängnis gesessen haben, ohne Koks, ohne Crack, völlig ohne Drogen, und nach ihrer Entlassung haben sie sofort einen Dealer angerufen, noch vor ihren Frauen oder Freundinnen.«
    »Was passiert mit ihnen?«
    »Na, jedenfalls nichts Schönes.« Forrest steckte sich die letzten Erdnüsse in den Mund, klatschte die Hände gegeneinander und ließ Salz herabrie-seln.

    Es gab kein Schild, das die Besucher zum Alcorn Village führte. Sie folgten der Wegbeschreibung, die Oscar ihnen gegeben hatte, bis sie der Meinung waren, sich in der hügeligen Landschaft verfahren zu haben. Da sahen sie in einiger Entfernung ein Tor. Nachdem sie eine baumbestandene Einfahrt hinter sich hatten, tauchten die ersten Gebäude auf. Das Therapiezentrum machte einen friedlichen, abgeschiedenen Eindruck, und Forrest verteilte gute Noten für den ersten Eindruck.
    Oscar Meave kam in die Eingangshalle des Verwaltungsgebäudes

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