Der Rikschamann
Piratengrinsen und stieg in den Sattel.
Eine gute Viertelstunde später rollten sie vor der weißen Altbaufassade in der Schlüterstraße aus. Max sicherte die Rikscha mit dem Schloss, fand die Klingel neben dem Namen »Straschitz« und drückte kurz. Wie zur Antwort summte der Schließmechanismus der Haustür, sie ließ sich aufdrücken. Bronstein folgte Max stumm, offensichtlich immer noch sauer. Schweigend rumpelten sie mit dem Lift in den fünften Stock. Elke erwartete sie bereits in der offenen Wohnungstür und lächelte Max freudig entgegen – dann entdeckte sie Bronstein und ging aus dem Stand zum Angriff über. »Du darfst rein. Trapper Geierschnabel bleibt draußen!«
15.
»Elke, das ist ein Notfall!«
»Das wird ein Notfall – wenn sie hier rein kommt!« Elke wich keinen Zentimeter.
»Scheißidee. Hab’ ich gleich gesagt.« Bronstein öffnete bereits wieder die Fahrstuhlkabine. Max packte sie am Arm und zog sie mit sich zur Wohnung,
»Du hast mir deine Hilfe angeboten, Elke. Was bist du – Freundin oder Zicke?«
Elke atmete einmal tief durch und gab dann schweigend den Eingang frei. Max schob die Kripofrau vor sich her in den Flur, Elke schloss die Wohnungstür und lotste den Überraschungsbesuch ins Wohnzimmer. Dort musterte sie die Polizistin mürrisch – vor allem Bronsteins nackte Beine. »Was für ein Notfall soll das sein? Hatte sie die Hosen voll und braucht jetzt neue?«
Statt einer Antwort öffnete Bronstein die Fleecejacke, schlängelte sich lasziv heraus und warf sie Max zu wie eine Stripteasetänzerin. Elke blieb die die Luft weg. Max ebenfalls – auch beim zweiten Hinschauen bot Bronstein mit lediglich ein paar dünnen Lederriemchen und Seidenfetzen am schlanken Leib einen atemberaubenden Anblick.
»Ich bräuchte was zum Anziehen«, bemerkte sie schlicht.
»Sieht ganz danach aus.« Elke schluckte. »Ich schau, was ich hab.«
Sie verschwand kurz nach nebenan und kehrte mit zwei Kleidungsstücken zurück – einem Pullover und einem Wickelrock. »Ist nicht ideal, aber mit meinen Hosen können Sie garantiert noch weniger anfangen…«
Den Rock musste Bronstein mehrfach um sich herumschlingen, und der Pullover fiel über sie wie ein Fischernetz. Trotzdem fühlte sie sich gleich viel besser – nicht bloß, weil sie weniger fror. Sie lächelte Elke dankbar an. »Nett von Ihnen – vielen Dank!«
»Bitte.« Elke erwiderte das Lächeln knapp. Wenigstens hatte Max jetzt keinen Grund mehr, das Weib anzuglotzen. »Darf ich nun endlich erfahren, was hier eigentlich abgeht?«
»Ich habe herausgefunden, an welchen Club Oleg Nastja vermittelt hat«, berichtete Max, »Im ›Hell on Earth‹ laufen die Kellnerinnen alle so leicht geschürzt herum. Eine davon steht vor uns. Dann kam eine Polizei-Razzia, und sie ist vor ihren eigenen Kollegen abgehauen! Da fragt man sich, warum?«
»Okay, ich fang’ an«, seufzte Bronstein ergeben und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Nastja Kirjakowa wohnte bei ihrer Tante, Mascha Nikolajewna. Wie uns diese Tante und auch die Mutter Oleg Wolffs berichtet haben, hatten Oleg und Nastja etwas miteinander. Und über Oleg bekam Nastja eine Anstellung im Club, als Kellnerin. Dort war sie auch in der Nacht zum Samstag – zwar nicht im Dienst, aber zum Vergnügen. Das hat mein Chef bei der Geschäftsführung des Ladens abgeklärt.«
»Sie glauben, das Mädchen ist im Club ermordet worden?« hakte Elke nach.
»Nein, ist sie nicht! Es gibt etliche Zeugen, die übereinstimmend bestätigen, dass die Kirjakowa den Club so gegen 0.30 Uhr verlassen hat – und zwar allein.«
»Hast du selbst mit dem Geschäftsführer gesprochen?« wollte Max wissen.
Bronstein schüttelte den Kopf. »Da noch nicht. Ich durfte mich bei der Befragung nicht im Club blicken lassen. Mein Chef hatte nämlich den Plan, dass ich mich irgendwie im ›Hell on Earth‹ einstellen lassen könnte, um verdeckt zu ermitteln.«
»Super Plan«, spöttelte Elke, »hat ja wohl grandios geklappt.«
»Es ist gar nicht so weit gekommen! Durch die Zeugenaussagen war der Club nicht mehr verdächtig. Dafür findet Kommissar Hesse jetzt viel interessanter, was zwischen dir, Max, deinem Mitbewohner Oleg und Nastja abgelaufen ist. Er vermutet ein Eifersuchtsdrama.«
»Ich kannte das Mädchen gar nicht!« protestierte Max. »Außerdem: Eifersucht! Wegen mir. Ist doch lächerlich…«
Die Blicke Bronsteins und Elkes kreuzten sich blitzschnell wie Duellklingen – blitzschnell sahen beide wieder
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