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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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weg.
    »Sie teilen die Theorie Ihres Chefs nicht.« Elkes flinker Verstand dachte schon eine Ecke weiter. »Und deshalb haben Sie sich auf eigene Faust in den Club eingeschleust. Kommissar Hesse hat keine Ahnung davon, richtig?«
    »Darum wollte ich mich nicht bei der Razzia erwischen lassen«, gab die Kripofrau zu. »Der Geschäftsführer hat mich heute Abend auf Probe arbeiten lassen. Nach Papieren wurde nicht gefragt. Die hab’ ich zur Sicherheit auch zuhause gelassen. Nur meine Klamotten hängen noch im Umkleideraum der Kellnerinnen, aber da ist nichts weiter drin, was auf meine Identität hinweist. Wenn ihr mich also nicht auffliegen lasst…«
    Max winkte ab. »Wenn du mir glaubst, dass ich nichts mit dem Mord zu tun habe…«
    »Ich möchte trotzdem wissen, was du vorhin im Club herausgefunden hast«, eröffnete jetzt Bronstein ihr Verhör. »Was ist das für ein Schlüssel?«
    Max holte tief Luft. Dann berichtete er von Nastjas nächtlicher SMS an Oleg. Von Olegs Abstecher zur Villa von Pete West. Vom blutbesudelten Cabrio des Popstars und von dessen Besuchen im »Hell on Earth«. Und vom belauschten Dialog zwischen dem Geschäftsführer und dem Riesen. Schließlich zog er den gezackten Sicherheitsschlüssel aus der Tasche. »Der Schlüssel zu einem Penthouse. Zu einem Penthouse, in dem angeblich nichts mehr von der ›Kleinen‹ übriggeblieben sein soll. Und das Penthouse gehört einem Popstar!«
    »Nastja hat den Club allein verlassen«, sinnierte Bronstein. »Natürlich kann Pete West eine Ecke weiter auf sie gewartet haben.«
    Elke nickte grimmig. »Und dann hat er sie in ein geheimes Penthouse abgeschleppt! Wahrscheinlich hält er sich das für diskrete Seitensprünge. Zu Hause in der Villa ist ja seine Frau. Und um unerkannt in einem Hotel abzusteigen, dafür ist West zu prominent.«
    Die Kripofrau sah nachdenklich erst auf den Schlüssel, dann in Max’ Augen. »Alles schön und gut – aber wo sind die Beweise? Der Kofferraumbezug ist ausgewechselt, der Beweis für den Blutfleck verbrannt, Olegs Handy mit Nastjas SMS…«
    »…liegt in seinem Zimmer!« warf Max ein. »Und weitere Beweise lassen sich bestimmt finden – zum Beispiel in diesem Penthouse!«
    »Von dem wir leider nicht wissen, wo es ist.« monierte Bronstein sachlich.
    »Ich weiß es«, verblüffte Max beide Frauen und hielt grinsend den Schlüssel hoch. »Wer kommt mit?«
    Elke fing sich zuerst und lachte schallend. »Mit dir hat man echt keine ruhige Nacht, Rikschamann!«
    »Gib den Schlüssel her!« forderte Bronstein energisch. »Das ist Polizeisache.«
    »Deshalb darfst du ja auch mitkommen«, entgegnete Max frech, um dann eindringlicher fortzufahren: »Du wolltest doch auf eigene Faust ermitteln! Du hast dich schon so weit aus dem Fenster gehängt und noch nichts in der Hand. Stell dir vor, du gehst mit dem Schlüssel zu Hesse, ihr findet irgendwie das Penthouse und dann findet ihr darin gar nichts! Dann müsstest du deinem Chef ganz schön viel erklären, meinst du nicht auch? So hingegen… wir sehen uns um, und wenn da nichts ist – Schwamm drüber. Okay?«
    Bronstein dachte kurz nach, dann fügte sie sich. »Okay. Aber nur wir beide.«
    Elke funkelte die Kripofrau empört an. »Wollen Sie mich fesseln und knebeln? Das müssten Sie nämlich! Und Ihrem blöden Chef bräuchten Sie gar nichts mehr erklären, weil ich das schon vorher tun würde.«
    Bronstein stöhnte resigniert – Max grinste breit. »Es geht doch nichts über ein gutes Team! Also, auf geht’s.«
    Bronstein raffte gequält ihren Wickelrock zusammen und erhob sich. »Doch nicht alle auf der Rikscha?«
    Darüber hatte Max noch gar nicht nachgedacht, und das sah man ihm an.
    »Ich spendiere ein Taxi!« knurrte Elke.
    »Beim Denkmal bitte halten!« wies Max den Fahrer an. Während Elke den Mann bezahlte, stieg er bereits aus. Störtebeker stand auf seinem Sockel am Grasbrook, hielt die gefesselten Hände vor dem Bauch gekreuzt und blickte ungebeugt über die rechte Schulter zurück auf die Stadt, die aus seiner Hinrichtungsstätte ein Renommierviertel gemacht hatte. Der Pirat hatte zwar seinen Kopf verloren, aber wenigstens ein Denkmal erhalten. Man musste eben extrem heilig, heldenhaft oder übel sein, um in der Erinnerung der Nachwelt zu überdauern. Nach 600 Jahren wusste dann niemand mehr, zu welcher Kategorie man eigentlich gezählt hatte. An Nastja Kirjakowa würde schon bald keiner mehr denken.
    Während das Taxi eine Kehre fuhr und sich in Richtung

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