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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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hatte man offenbar noch nichts von der Razzia bemerkt. Oder man ließ sich einfach nicht davon stören, weil es einen nicht betraf. Max entdeckte den Ausgang, entschied sich dann aber, noch ein wenig zu bleiben. Vielleicht gab es hier noch etwas zu entdecken, was ihn weiter brächte. Er fand einen freien Tisch in einer diskret schummrigen Nische und setzte sich. Nebenan servierte eine Kellnerin Getränke und reckte Max dabei ihre höchst ansehnliche Kehrseite entgegen. Wie alle ihre Kolleginnen trug sie lediglich Teufelshörner und eine extrem knappe String-Kreation. Wenn sie vor sich ein Glas abstellte, wippte hinten neckisch das Teufelsschwänzchen. Max schaffte es gerade noch, den Blick von den wohltrainierten, schlanken Hinterbacken zu wenden und scheinbar unbeteiligt in eine andere Richtung zu gucken, bevor sich die Kellnerin ihm zuwandte.
    »Was darf ich Ihnen…« Sie brach plötzlich ab, und Max starrte verblüfft hoch.
    Bronstein.
    »Das ist mal eine bürgernahe Polizeiuniform!« Max grinste aufreizend. »Trägt Kommissar Hesse auch so was?«
    »Bitte – kein Wort darüber!« Sie legte kurz den Zeigefinger über die Lippen und sah sich kurz um. Niemand schien von ihnen Notiz zu nehmen. »Was machen Sie hier?« fauchte sie Max an.
    »Ich amüsiere mich. Soviel Spaß hätte ich allerdings kaum erwartet.« Max ließ anzüglich seinen Blick an ihr herunterwandern. »Mischen Sie undercover bei der Razzia mit?«
    »Was für eine Razzia?«
    Durch den Haupteingang strömte plötzlich ein Trupp Uniformierter – einige eilten gleich weiter in den Gang zur Küche, zwei bezogen Stellung am Eingang. Zwei weitere Beamte stellten sich Kellnerinnen in den Weg und nahmen sie beiseite, um sie zu befragen.
    »Die suchen nach illegal Beschäftigten – wie sieht’s denn da bei Ihnen aus, Bronstein?«
    Sie stellte entschlossen ihr Tablett ab. »Ich muss hier raus. Sofort!«
    Sie wollte davoneilen. Max sprang auf und hielt sie am Arm zurück. »In der Küche sind Ihre Kollegen schon! Der Eingang ist auch dicht. Hier, nehmen Sie meine Jacke! Und schmeißen Sie die dämlichen Hörner weg.«
    Bronsteins nussbraune Augen musterten ihn durchdringend, dann wurde ihr Blick weicher. »Danke«, sagte sie schlicht, schlüpfte in die angebotene Fleecejacke, nestelte die Pappmaché-Hörner aus dem dunklen Haar und ließ sie unter den Tisch fallen.
    »Die Toiletten«, gab Max die Richtung vor und legte verliebt den Arm um die Kripofrau. Prompt fühlte er, wie sich Bronstein empört versteifte – aber dann begriff sie auch ohne weitere Erklärung, dass diese Maßnahme vor allem dazu diente, unverdächtig zu wirken. Sie schmiegte sich sogar ein wenig an ihn, und Max versuchte, möglichst nicht daran zu denken, dass ihr die Fleecejacke kaum über den Knackpopo reichte. So schafften sie es bis zur Schwingtür im Saloon-Look, über der ein Leucht-Piktogramm den Weg zu den Toiletten wies. Dahinter befand sich ein kurzer Flur, an dessen Ende zwei Türen zu den durch sexy »Engelchen«- und »Teufelchen«-Karikaturen markierten Damen- und Herren-Bereichen führten.
    Bronstein blieb stehen. »Du kannst mich jetzt loslassen. Danke.«
    Schade eigentlich, dachte Max und zog seinen Arm zurück. Für einen winzigen Moment glaubte er in Bronsteins Augen ein ähnliches Bedauern zu lesen, doch dann irrte ihr Blick schon wieder umher, auf der Suche nach dem Ausweg.
    »Ich kann nicht einfach zum Klofenster raus! Bei einer Razzia stellt man da zu allererst Posten auf.«
    »Was ist mit dem Ding da oben?«
    Es war nur eine kleine Lüftungs- und Lichtluke – allerdings geschlossen. Normalerweise wurde sie wohl mit einer Stange aufgehebelt, aber die ließ sich nirgendwo entdecken.
    »Ich versuche sie aufzudrücken. Heb’ mich hoch!« kommandierte Bronstein. Sie postierte Max unmittelbar unter dem Oberlicht, nahm drei Schritte Anlauf und sprang ihn an wie eine Wildkatze. Er stemmte sie hoch, als wären sie ein Eislaufpaar bei der Olympiakür, sie hockte sich mit den Knien auf seine Schultern, reckte sich und drückte die Hände fest gegen die Luke. Bronsteins sehnige Oberschenkel spannten sich unter der Anstrengung und pressten sich gegen Max’ Ohren. Und genau auf Blickhöhe entblößte die hochgerutschte Fleecejacke – mach’ die Augen zu, Max, Augen zu! Wenigstens stöhnte Bronstein vor Anstrengung so laut, dass er auch ein wenig mitstöhnen durfte, ohne dumm aufzufallen.
    »Sie geht auf!«
    Max riskierte einen Blick schräg nach oben. Bronstein stellte

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