Der Ring an meiner Hand
seiner vielen Reisen, fühlte sie sich seltsam unglücklich.
Und obwohl Rafaele sich strikt an die Vereinbarungen hielt und sie nicht berührte, war sie sich stets der merkwürdigen Anspannung zwischen ihnen bewusst.
Jetzt schaute sie auf ihre Uhr und fragte sich, was Simon wohl so lange tat. Im selben Moment öffnete er die Tür.
„Es ist alles arrangiert.“ Er reichte ihr ein Stück Papier mit detaillierten Angaben zum Haus und zur Anfahrt. „Die nächste Haltestelle ist Kilrossan. Wenn du Mrs. McEwen deine Ankunftszeit mitteilst, wird jemand dich abholen.“ Er hielt einen Moment inne. „Ich habe die Reservierung auf deinen Mädchennamen gemacht. Ist das in Ordnung?“
„Absolut.“
Halb erwartete sie, dass Simon anbot, mit ihr zu kommen. Was sie aber ablehnen würde. Mochte ihr Eheversprechen auch vollkommen bedeutungslos sein, im Gegensatz zu Rafaele beabsichtigte sie, sich auch für die kurze Zeit, die ihr noch blieb, daran zu halten.
„Ich fahre wohl besser nach Hause und packe meine Koffer“, murmelte sie. „Allerdings muss ich vorsichtig sein, sonst schöpft Penny Verdacht.“
„Sag ihr doch, was sie hören will“, entgegnete Simon. „Dass du deinen Ehemann in London triffst, aber alles eine große Überraschung werden soll.“
„Warum bin ich nicht darauf gekommen?“ Sie ging zu ihm und gab ihm einen Abschiedskuss. „Wirst du zurechtkommen, wenn Rafaele dir Fragen stellt?“
„Das wird er nicht. Sein Stolz verbietet es ihm.“
„Ich werde dich vermissen. Sag mir Bescheid, sobald die Luft rein ist.“
„Du wirst mir auch sehr fehlen.“ Plötzlich küsste er sie heiß und leidenschaftlich. Zum ersten Mal an diesem Morgen zeigte er wirkliche Emotionen. Und Emily versuchte, sie mit gleicher Intensität zu erwidern. Doch das fiel ihr nicht leicht, da Rafaeles Anreise sie immer noch ängstigte. Schließlich löste sie sich zärtlich aus seiner Umarmung.
„Es tut mir leid, Liebling. Ich kann an nichts anderes denken, als von hier wegzukommen. In zwei Wochen bin ich zurück. Dann sind wir wieder vereint – und dann für immer.“
Während sie den Wagen aus der Einfahrt lenkte, drehte sie sich noch einmal um, aber Simon war schon zurück ins Haus gegangen und hatte die Tür geschlossen.
Als ob er es nicht ertragen könnte, mich gehen zu sehen, ging es ihr durch den Kopf. Doch anstatt sich darüber zu freuen, fröstelte sie unbehaglich.
So weit, so gut, dachte Emily, während der Schnellzug die Meilen zwischen London und Glasgow zurücklegte.
Abzureisen hatte sich als ganz einfach erwiesen. Penny glaubte die lächerliche Geschichte, dass sie Rafaele in London treffen wollte, und sah bei der Aussicht richtig glücklich aus. Dabei wusste die Haushälterin doch genau, dass sie und Rafaele nie im selben Zimmer schliefen.
Es sei denn, sie denkt, er besucht mich heimlich im Dunkeln, überlegte Emily und verzog innerlich das Gesicht.
Tatsächlich hatte Rafaele ihr Schlafzimmer nur zweimal betreten. In ihrer Hochzeitsnacht und am Morgen danach. Und das auch jeweils nur sehr kurz.
Eine Woche nach der Verlobung war ihr Vater friedlich gestorben, einen Monat später heirateten sie. Es gab eine kleine ruhige Zeremonie im Standesamt, Mr. Henshaw und seine Frau waren die einzigen Zeugen.
Danach flogen sie in die vorgeblichen Flitterwochen nach Italien.
„Das ist eine Konvention“, erstickte Rafaele ihre Proteste. „Außerdem möchte ich dir mein Zuhause zeigen.“
„Ist es in Rom zu dieser Jahreszeit nicht sehr heiß?“
„Es gibt einen Pool. Schwimmst du gern?“
In Gedanken sah sie den Pool von High Gables vor sich, in dem Simon sie lachend mit Wasser bespritzte. „Früher. Aber jetzt nicht mehr.“
Sie glaubte, ihn seufzen zu hören.
Doch sie musste zugeben, dass sein Haus außerhalb von Rom wirklich wunderschön, wenn auch ein wenig bedrückend war. Die Böden bedeckte kühler Marmor, die Möbel waren ein wenig veraltet. Es gab ein wahres Labyrinth aus Gängen und Zimmern, viele mit Stuck und Fresken an den Decken. Und die meisten brauchten dringend eine Renovierung.
Zudem beschäftigte Rafaele eine ansehnliche Menge an Personal, das zu Emilys größter Verlegenheit bei ihrer Ankunft aufgereiht vor dem Haus auf sie wartete.
Wenn sie wüssten, dass ihre neue Contessa ein einziger Betrug ist, dachte sie bitter.
In ihrem Schlafzimmer stand das luxuriöseste Himmelbett, das sie je gesehen hatte. Die Mädchen, die ihre Koffer auspackten, lächelten einander verschwörerisch zu,
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