Der Ring an meiner Hand
Zeiten geben, zu denen wir uns treffen müssen“, sagte er knapp. „Dann brauche ich dich als Gastgeberin an meiner Seite.“
„Ja“, erwiderte sie. „Wieder diese Formalitäten. Aber mach dir keine Sorgen. Ich werde meine Pflichten erfüllen.“
„Grazie, mia sposa.“ Seine Stimme klang spöttisch, fast sarkastisch. „Dann soll es so sein.“
Und genauso kam es auch. Zunächst besuchte er sie noch regelmäßig in England und bestand immer wieder auf ihren ehelichen repräsentativen Pflichten an seiner Seite. Doch die Monate vergingen, und Rafaele kam immer seltener.
Dann entdeckte Emily die erste Zeitung, die von seiner Liaison mit einem aufstrebenden italienischen Filmstar namens Luisa Danni berichtete.
Eine Weile verwirrte sie diese Nachricht. Aber nur weil sie es vorzog, allein zu schlafen, gab es für Rafaele keinen Grund, ebenfalls enthaltsam zu leben. Darüber hatten sie keine Vereinbarung getroffen.
Also würde es von ihrer Seite auch keine Beschuldigungen geben. Keine Vorwürfe. Überhaupt keine Reaktion.
Freundlich und höflich wie bisher würde sie ihre Rolle spielen, wenn er es von ihr verlangte, und ansonsten versuchen, gar nicht an ihn zu denken.
Außerdem sähe es ja so aus, als kümmere es sie, wenn sie etwas sagte. Als ob seine Untreue ihr etwas ausmache. Und das tat sie nicht. Ganz und gar nicht.
Also beschloss Emily, die ganze schmutzige Situation zu ignorieren und sich stattdessen auf die Zeit zu freuen, wenn sie wieder frei war.
Und diese Zeit, dachte sie und schaute aus dem Zugfenster auf die vorbeifliegende Landschaft, fängt jetzt an.
Meine Ehe ist vorbei. Und es gibt nichts auf der Welt, was Rafaele Di Salis dagegen tun kann.
4. KAPITEL
Es war dunkel, als Emily Glasgow erreichte, und nachtschwarz, als sie in Kilrossan eintraf. Sie blieb auf dem kalten und windigen Bahnsteig stehen und streckte ihren vom langen Sitzen steif gewordenen Rücken.
Ein junger Mann tauchte aus der Dunkelheit auf. „Sie müssen Miss Blake sein“, sagte er freundlich lächelnd. „Mein Jeep parkt um die Ecke.“
Er griff nach dem Koffer mit den warmen Kleidern und der Tasche voller Bücher und steuerte auf den Ausgang zu. „Ich bin übrigens Angus McEwen. Meine Tante kümmert sich um das Cottage, wenn die Besitzer es nicht benutzen. Um diese Jahreszeit kommen nur selten Gäste. Heute Nacht soll es schneien.“ Er verstaute ihr Gepäck im Kofferraum des Jeeps, und sie fuhren los.
„Es ist sehr nett, dass Sie mich abholen“, sagte Emily.
„Das gehört zum Service. Wie haben Sie von dem Cottage erfahren?“
„Durch einen Freund.“
„Schade, dass es schon so dunkel ist. Die Landschaft hier ist atemberaubend. Wandern Sie, Miss Blake? Denn wenn Sie eine Wanderung planen, müssen Sie vorher im Laden Bescheid geben, wohin Sie gehen und wann Sie ungefähr zurückkommen. Das Wetter kann hier im Winter recht tückisch sein.“
Emily lächelte. „Keine Sorge. Ich bin gekommen, um aus zuspannen. Mehr als einen kleinen Spaziergang pro Tag werde ich sicherlich nicht unternehmen.“
„Dann halte ich jetzt wohl besser den Mund. Meine Familie sagt immer, ich rede zu viel.“
Tatsächlich war Emily dankbar für die nun einkehrende Stille. Schweigend fuhren sie auf unbefestigten Wegen durch die Nacht. Als sie das Cottage erreichten, half Angus ihr mit dem Gepäck, erklärte ihr, wie Warmwasser und Heizung funktionierten und entzündete ein Feuer im Kamin.
Im Erdgeschoss des Cottages gab es einen großen Raum, der sehr gemütlich eingerichtet war. Vor dem Kamin standen zwei blaue Sofas und unter dem Fenster ein Esstisch mit zwei Stühlen. Keines der Möbelstücke war neu, aber alle gut gepflegt. Eine hölzerne Treppe führte in den ersten Stock, eine kleine Tür in der Ecke in den Keller.
Vor der Tür zu der kleinen, aber bestens ausgestatteten Küche hing ein bunter Vorhang. Auf der Arbeitsplatte erwartete sie ein Willkommenskorb mit Lebensmitteln.
Oben gab es zwei Schlafzimmer. Das große, in das Angus ihren Koffer brachte, war in Grün und Weiß eingerichtet. Teppiche aus Schaffell lagen auf dem Dielenboden, und grüne Vorhänge hingen vor den Fenstern. Eine alte Kommode mit Spiegel und ein kleiner begehbarer Kleiderschrank rundeten das Bild ab.
Gegenüber lag das kleinere Schlafzimmer, ganz in Weiß, und am Ende des schmalen Flurs das Badezimmer mit einer tiefen altmodischen Wanne.
Als Emily von ihrer Besichtigungstour zurückkam, wartete Angus im Wohnzimmer auf sie.
„Im Kühlschrank
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