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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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als sie ihr weißes Nachthemd auf der mit aufwendigen Stickereien verzierten Decke arrangierten.
    Emilys Kehle schnürte sich vor Angst zusammen. Trotz Rafaeles Beteuerungen wirkte die Szene wie die Vorbereitung zur Hochzeitsnacht.
    Ihre Nervosität wuchs, als sie entdeckte, dass neben den Türen zu Bad und Kleiderkammer eine weitere Tür in ein sehr männlich eingerichtetes Schlafzimmer führte. Sie besaß ein reich verziertes Schloss, in dem jedoch kein Schlüssel steckte.
    Das Abendessen wurde viel später serviert, als sie es gewohnt war. Und obwohl das Essen köstlich schmeckte, verspürte Emily keinen Appetit. Auch den Wein rührte sie kaum an.
    Sie musste auf jeden Fall nüchtern bleiben. Und dafür sorgen, dass das Mahl so lange wie möglich dauerte.
    „Du siehst müde aus“, meinte Rafaele nach dem Käsegang.
    „Ein bisschen“, antwortete sie vorsichtig. Dabei hätte sie im Stehen einschlafen können.
    „Es war ein langer Tag“, sagte er und weckte ihre schlimmsten Befürchtungen, als er hinzufügte: „Ich schlage vor, du gehst zu Bett. Findest du den Weg allein zurück?“
    „Natürlich“, erwiderte sie ein bisschen zu schnell, nur um zu verhindern, dass er ihr seine Begleitung anbot.
    „Du siehst heute wunderschön aus, cara mia . Dein Kleid ist hinreißend.“
    „Ich habe es schon einmal getragen, als Daddy mich nach Ascot mitgenommen hat.“ Mit einem kleinen Stich erinnerte sie sich dran, wie freudig sie das Kleid aus cremefarbener Seide ausgesucht hatte, das ihr bis knapp über die Knie reichte. „Ich hoffe, das stört dich nicht.“
    „Selbst wenn du es hundert Mal getragen hättest, würde es nicht weniger schön aussehen.“
    Die persönliche Wendung, die das Gespräch angenommen hatte, gefiel Emily nicht. Deshalb schob sie ihren Stuhl zurück und täuschte ein Gähnen vor.
    „Ich denke, du hast recht, ich werde jetzt zu Bett gehen.“
    Er erhob sich ebenfalls. „Dann wünsche ich eine gute Nacht.“
    Sie murmelte eine Antwort und befahl sich, das Esszimmer nicht allzu hastig zu verlassen. Zumindest hat er nicht versucht, mich zu küssen, dachte sie. Und er folgt mir auch nicht.
    Doch ihre Atmung beruhigte sich erst, als sie die Tür ihres Zimmers hinter sich schloss. Kurz darauf legte sie sich in das riesige Bett, dessen Laken nach Rosenwasser dufteten. So bequem es auch war, Emily blieb nervös und unruhig. Beständig wanderte ihr Blick zu der Verbindungstür.
    Gerade als sie entschied, dass es jetzt sicher war, das Licht zu löschen, hörte sie ein leises Geräusch. Rafaele stand auf der Schwelle – barfuß, ohne Jackett und Krawatte und mit halb aufgeknöpftem Hemd. Darunter sah sie die dunkle Haut seiner Brust.
    Eine Ewigkeit sahen sie einander an. Emilys Herz pochte heftig, ihr Mund war ausgetrocknet. Ein Träger ihres Nachthemds war über ihre Schulter gerutscht, aber sie traute sich nicht, ihn hochzuziehen. Stumm wartete sie darauf, dass Rafaele etwas sagte … oder tat.
    Doch als er sich bewegte, streckte er lediglich die Hand aus, um sich am Türrahmen abzustützen. Einen schrecklichen Moment lang glaubte sie, er wäre betrunken, und versteifte sich unwillkürlich. Doch als er sprach, klang seine Stimme leise und klar.
    „Emilia, mein Haushalt hegt … Erwartungen, was die heutige Nacht angeht. Ich möchte dir versichern, dass ich mein Wort dir gegenüber nie brechen werde. Daran ändert auch die heutige Zeremonie nichts. Unsere Ehe bleibt eine geschäftliche Vereinbarung, die allein – wenn du es so wünschst – auf dem Papier existiert. Mit deinem einundzwanzigsten Geburtstag bist du frei und kannst dein eigenes Leben führen.“
    Er deutete eine Verbeugung an, dann war er fort und schloss die Tür hinter sich.
    Lange Zeit starrte sie ausdrucksleer zu der Tür. Und als sie endlich die Lampe ausschalten wollte, zitterten ihre Hände unkontrolliert.
    Genau wie jetzt, als sie den Pappbecher an ihre Lippen hob und einen Schluck Kaffee trank.
    Warum tue ich mir das an, fragte sie sich verzweifelt. Warum erinnere ich mich an alles?
    Aber vielleicht musste sie das einfach tun. Und wenn auch nur, um sich selbst davon zu überzeugen, dass ihre Flucht richtig war. Ihre Beziehung zu Rafaele Di Salis entsprach von Anfang an einer Lüge. Das Gegenteil zu behaupten, wäre pure Heuchelei.
    Auch wenn es einen herben Schlag für Rafaeles Ehrgefühl bedeuten mochte, dass ausgerechnet die eigene Frau seinen Eroberungskünsten nicht erlag.
    Dabei hatte er einige Anstrengungen unternommen,

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