Der Ring an meiner Hand
stehen Zutaten für ein Abendessen. Geben Sie acht, dass das Feuer nicht ausgeht, wenn Sie zu Bett gehen.“
„Das werde ich. Ich werde noch rasch etwas essen und dann ins Bett. Ich bin müde von der Reise.“
Er schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Dann bis bald.“
Damit verabschiedete er sich.
Endlich herrschte nichts als Stille. Zufrieden sah Emily sich um. Dann ging sie nach oben und packte ihren Koffer aus.
In der Küche sortierte sie die Lebensmittel in Kühlschrank und Regale. Wie Angus gesagt hatte, entdeckte sie im Kühlschrank ein Hühnchen, Karotten und Kohl.
Doch für heute würde sie sich mit einer Tomatensuppe aus der Dose begnügen. Emily füllte die heiße Suppe in eine große Tasse und trug sie ins Wohnzimmer. Als sie sich auf eines der Sofas setzte, fiel ein Holzscheit im Kamin zusammen. Sie schreckte auf. Erst jetzt wurde ihr die Einsamkeit und Abgeschiedenheit des Cottages richtig bewusst.
Es kam ihr seltsam vor, dass sie gar nicht wusste, wie die Landschaft außerhalb des dunklen Fensterrechtecks aussah. Vielleicht half es, die Vorhänge zuzuziehen und so die Dunkelheit und das Unbekannte auszuschließen.
Als sie ans Fenster trat, bemerkte sie zwei Dinge. In der Luft tanzten Schneeflocken. Und sie hörte ein Motorengeräusch und sah zwei Scheinwerfer, die auf das Cottage zuhielten.
Oh nein, stöhnte Emily innerlich auf. Vermutlich Angus, mit einem neuen Vorwand für einen Besuch. Zwar wirkte er nicht wie ein Mann, der eine allein reisende Frau belästigte, aber woher wollte sie das so genau wissen?
Von draußen erklang jetzt das Geräusch einer zufallenden Wagentür, dann näherten sich Schritte.
Als die Tür aufging, sagte sie atemlos: „Was auch immer Sie zu sagen haben, es wird bis morgen warten müssen. Jetzt möchte ich, dass Sie gehen.“
„Wie ungastlich von dir, carissima “, folgte die Antwort. „Vor allem, weil ich so weit gereist bin, um dich zu finden.“
Und während sie in ungläubigem Staunen erstarrte, betrat Rafaele Di Salis das Cottage.
Emily konnte nicht sprechen, konnte kaum denken. Wie angewurzelt stand sie da und sah Rafaele an.
Er kann nicht hier sein, dachte sie. Unmöglich, dass er ihr Ziel so schnell herausgefunden hatte und ihr gefolgt war. Und doch stand er vor ihr.
Einzelne Schneeflocken hingen in seinem dunklen Haar. In der Hand hielt er eine kleine Reisetasche, die er nun mit einem Geräusch, dem etwas Endgültiges anhaftete, zu Boden fallen ließ.
„Hat es dir die Sprache verschlagen, mia bella ?“, fragte er und musterte sie unbarmherzig. „Wie seltsam. Als du mit meinen Anwälten gesprochen hast, warst du noch so flink mit deinen Worten. Und sehr offen.“
Angst schürte ihr die Kehle zu, als sie sich daran erinnerte, was sie den beiden Männern gesagt hatte. In seiner Stimme lag eine Note kalter ruhiger Wut, bei der sie erschauerte.
Endlich fand sie ihre Stimme wieder. „Was, zum Teufel, tust du hier?“
„Ich bin gekommen, um mit dir zu reden, naturalmente “, erwiderte er sanft. „Um über dein Ultimatum zu sprechen … neben einigen anderen Dingen. Das habe ich dir in meinem Brief geschrieben. Den hast du doch wohl bekommen, oder warum bist du sonst hier?“
„Ich bin hier, weil ich entschieden habe, dich weder zu sehen noch dieses Gespräch zu führen.“ Sie versuchte, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen und ihre Gedanken zu ordnen. „Wie du sehr wohl weißt.“
Er zuckte die Schultern. „Es stand dir nicht zu, diese Entscheidung zu treffen.“ Dann zog er die Jacke aus und warf sie aufs Sofa. Darunter trug er einen schwarzen Rollkragenpullover, der gut zu der blauen Jeans und den derben Stiefeln passte.
„Ich habe meine Wünsche dir gegenüber sehr klar gemacht, Emilia“, fuhr er fort. „Du hättest zuhören sollen.“
„Aha“, erwiderte sie. „Wir sind wieder bei dem alten Ge horsamsproblem.“
„Es gibt eine Vielzahl von Problemen. Und im Laufe der Zeit werden wir jedes einzelne angehen.“
„Nein“, schrie sie wütend. „Ich bin hier, um nicht in deiner Nähe sein zu müssen. Entweder du gehst oder ich!“
Er öffnete die Tür. Getrieben von einem kalten Wind, der direkt aus der Arktis zu kommen schien, wirbelte eine Wolke aus Schneeflocken ins Zimmer.
„Dann geh, mia cara . Ich hoffe, du kennst dein Ziel. Dies ist keine Nacht für Obdachlose.“ Er schwieg kurz. „Oder bist du vernünftig genug, um einzusehen, dass dieses Gespräch unvermeidlich ist?“
Fast blind vor Wut und
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