Der Ring an meiner Hand
er sagte: „Ich wünsche dir eine gute Nacht, Emilia.“
Mit erschreckender Endgültigkeit fiel die Tür ins Schloss. Verschloss sich vor ihr, bevor sie etwas sagen konnte. Bevor sie fragen konnte, warum.
Deutlicher konnte eine Abfuhr nicht erfolgen. Ihr Körper hatte ihm nichts mehr zu bieten. Zwischen ihnen war wahrhaftig und endgültig alles aus.
Und gegen den Schmerz, den Emily nun empfand, gab es kein Heilmittel.
Wie betäubt ging sie zum Bett. Dort lag sie dann wie ein Stein, während endlich die Tränen des Entsetzens und der Hoffnungslosigkeit über ihre Wangen liefen.
12. KAPITEL
Irgendwann schlief Emily ein, erwachte jedoch schon bei Tagesanbruch. Sie zitterte und empfand eine vage Übelkeit. Hastig sprang sie aus dem Bett und schaffte es gerade noch rechtzeitig ins Badezimmer.
So viel zum Thema Champagner, dachte sie gegen die geflieste Wand gelehnt und darauf wartend, dass die Welt um sie herum wieder zum Stillstand kam. Aber sie konnte dem Champagner nicht für alles, was in ihrem Leben falsch lief, die Schuld geben. Auch konnte sie nicht wirklich behaupten, betrunken gewesen zu sein, als sie so dumm war, sich vor einem Mann auszuziehen, der sie nicht wollte.
Wieder stieg das flaue Gefühl von Übelkeit in ihr auf. Vielleicht hatten die Symptome nichts mit dem Champagner zu tun. Vielleicht rührten sie daher, dass ihre schlimmsten Ängste wahr geworden waren.
Emily schloss die Augen. Wie konnte sie nur so naiv sein zu glauben, dass ihr Verlangen ihn berührte und zu ihr zurückbrachte? Wenn sie einfach nur seiner Forderung nach einer Scheidung nachgegeben hätte, müsste sie jetzt nicht diese Seelenqualen erleiden.
Allerdings hätte sie dann auch nie erfahren, was Leidenschaft bedeutete. Wie es sich anfühlte, sich den Händen und Lippen eines Mannes ganz hinzugeben.
Ihr Herz sagte ihr mit trauriger Gewissheit, dass sie jederzeit wieder so entscheiden würde.
So furchtbar das Ende auch sein mochte, die glücklichen sechs Wochen waren es wert gewesen. Und niemand, nicht einmal die glamouröse Valentina Colona, konnte ihr diese Erinnerungen nehmen.
Langsam ging Emily zurück ins Schlafzimmer. Sie zog die Unterwäsche aus, in der sie geschlafen hatte, und schlüpfte in eines der Nachthemden, die Rafaele für sie gekauft hatte.
Damals hatte sie ihn überrascht angesehen. „Ich dachte, du magst keine Nachthemden.“
„Manchmal sind sie schon recht nützlich“, hatte er geantwortet.
Erst später erkannte sie mit einer gewissen Verlegenheit, dass sie so diskret die Tage des Monats signalisieren konnte, an denen sie nicht mit ihm schlafen konnte.
Heute empfand sie zum ersten Mal das Bedürfnis, eines anziehen, aber das hing nicht mit ihrem weiblichen Zyklus zusammen.
Der, wie sie nun am Rande ihres Bewusstseins registrierte, sich bislang überhaupt noch nicht gemeldet hatte.
Einen Moment blieb sie wie erstarrt stehen und betrachtete sich in dem großen Spiegel. Dann hob sie langsam eine Hand und legte sie auf ihren Unterleib.
Nein, dachte sie. Nein! Das kann nicht wahr sein. Ich bin nur überfällig, mehr nicht.
Ihre Periode kam nie regelmäßig. Stress konnte den weiblichen Organismus ganz schön durcheinanderbringen, das wusste jeder.
Außerdem hat Rafaele immer aufgepasst …
Bis auf das eine Mal, dachte sie. An dem Tag im Cottage, als sie sich in seine Arme geworfen und sich ihm zum ersten Mal rückhaltlos hingegeben hatte. Damals zählte nichts anderes mehr als die leidenschaftliche Verschmelzung ihrer Körper.
Emily legte sich ins Bett und zog die Decke über den zit ternden Körper. Es kann nicht wahr sein, flüsterte sie wieder und wieder. Dabei wusste sie ganz genau, dass es eben doch wahr sein konnte und eventuell auch war.
Wie sollte sie es ihm nur sagen? Er hatte ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass es in seinem Leben keinen Platz mehr für sie gab.
Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, und sie presste eine Faust gegen den Mund. Auf keinen Fall durfte sie laut weinen, denn damit erregte sie möglicherweise seine Aufmerksamkeit. Schließlich trennte sie nur eine hölzerne Tür.
In diesem Moment hörte Emily ein leises Knarren.
Oh nein, dachte sie, er hat mich doch gehört.
Sie schloss die Augen und zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
Mit pochendem Herzen spürte sie, wie Rafaele näher trat und neben dem Bett stehen blieb. Sie spürte seinen Blick, hörte, wie er leise ihren Namen flüsterte.
Doch sie reagierte nicht, atmete einfach weiter
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