Der Ring Der Jaegerin
Verband herum. Zum Glück war nichts verklebt und schien erstaunlich schnell zu verheilen, auch die Schmerzen waren erträglich. Ich schmierte die Salbe drauf und wickelte einen frischen Verband herum. Besonders professionell sah er nicht aus, aber er hielt.
Eine frühe Dunkelheit fiel schon über das Land, als Algorab und Minni sich wieder blicken ließen. Algorab hatte auf seinem Rücken zwei Puppen sitzen, oder besser, Menschel. Als ich mich jetzt plötzlich wirklich mit diesen Miniaturausgaben meiner Vorvorvorvorderen konfrontiert sah, hatte ich doch ein seltsames Gefühl im Magen. Aber die beiden lächelten mich scheu an und gaben kleine gutturale Laute von sich.
»Das sind Brit und Bran. Sie werden dir helfen. Sie haben auch noch Sachen mitgebracht, die du gebrauchen kannst.«
Algorab legte sich auf den Boden, und die beiden Kleinen rutschten von seinem Rücken. Sie waren dick in Fellchen vermummelt und trugen jeder einen umfangreichen Beutel auf dem Rücken.
»Wenn du den Ring aus dem Ohr nimmst, kannst du sie verstehen«, ermunterte Minni mich. »Aber verlier ihn um Himmels willen nicht.«
Ich fummelte mit klammen Fingerspitzen an dem Verschluss und steckte mir den Ring nach kurzer Überlegung an den kleinen Finger, wo er genügend fest saß.
»Hallo, Brit, hallo, Bran. Schön, euch zu treffen.« Ich ließ mich auf die Knie nieder, um einigermaßen auf ihrer Höhe zu sein. »Nur, wer von euch ist wer?«
Verständnislos sahen sie mich an, murmelten etwas miteinander, und ich erinnerte mich verspätet, aber noch rechtzeitig daran, dass Minni eine eher rudimentäre Sprache erwähnte. Also die einfachere Form der Verständigung.
Ich tippte mit meinem Zeigefinger auf meine Brust und sagte: »Ich Katharina. Du?«, und tippte das mir nähere Menschel an. Ein Leuchten des Verstehens huschte über das Gesichtchen, und dann streifte das Geschöpf die Kapuze zurück. Eine überwältigende Menge roter Haare quollen darunter hervor, und sie sagte: »Ich Brit, der Bran!« Sie zerrte ihrem Gefährten ebenfalls die Mütze vom Kopf. Auch er war rothaarig, aber lange nicht so aufsehenerregend wie das Mädchen.
»Wir Sache für Fleisch, macht Mhhhh! Du haben wollen, Katina?«
Sache für Fleisch? Mhh im Zusammenhang mit einem heftigen Bäuchleinreiben? Salz?? Hoffnungsvoll packte ich den einen Beutel auf. In der Tat, Salzkristalle.
»Danke, ihr Süßen!« Ich drückte die beiden vorsichtig an mich heran, was sie heftig irritierte. Und gestand ihnen zu, mich Kathy nennen zu dürfen. Das ging leichter über ihre Lippen.
Der zweite Beutel enthielt getrocknete Kräuter und Gewürze, was ebenfalls eine Bereicherung der Küche sein würde. Ich dankte im Stillen dem zweiten Siegel, das mich dazu gebracht hatte, Estragon von Muskatnuss zu unterscheiden. Und in mir keimte eine Idee, die ich gleich am nächsten Tag umsetzen wollte, wenn ich wieder eine Portion Fleisch bekam. Jetzt allerdings war mir danach, mich noch etwas mit Minni zu unterhalten, um ein paar Lücken in meinem Verständnis zu schließen. Sie erklärte sich auch bereit dazu, und mit einer Tasse roten Tees kuschelte ich mich mit ihr auf die Moosbank.
»Minni, da bei den Hexen ist mir irgendwo der Faden gerissen. Das muss an der Musik gelegen haben, oder was weiß ich. Alles war ganz furchtbar hell und schön, und dann blökte diese ungewaschene Tamara plötzlich auf und schwang den Dolch. Was sollte das? War die nicht in Trance?«
Ich kraulte Minni bei meiner Frage ein bisschen, aber sie schüttelte meine Hand jetzt ab, um zu antworten.
»Doch, für ihre Verhältnisse schon. Diese Übung mit dem Treppenhinabsteigen führt zu Erinnerungen aus der Vergangenheit. Tamara ist dabei offensichtlich bis in die Abgründe des letzten Monats gekommen, und da muss sie sich wohl daran erinnert haben, wie du das Buch mitgenommen hast.«
»Oh, stimmt. Sie lag zwar auch völlig fertig am Boden damals, aber ich habe ihren Blick gespürt. Nur, warum hatte sie denn da gleich Mordgelüste?«
»Katharina, das weiß ich auch nicht. Ich weiß auch nicht, warum dein Schrader draußen stand. Aber ich habe den Eindruck, er kennt nicht nur Gerti aus diesem Kreis. Und er ist hinter dem Buch her!«
»Eine Bekannte hat ihn auf die Idee mit den Heilpflanzen gebracht«, murmelte ich vor mich hin.
»Hat er das gesagt?«
»Ja. Könnte Cosmea gewesen sein, nicht? Oder Tamara.«
»Oder beide. Er scheint sie zumindest zu kennen.«
Ich verstaute diese Erkenntnis, mit der ich im Moment
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