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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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trocken.«
    »Laube?«
    »Laube. Gib mir deinen Beutel. Kannst du noch ein paar Stunden laufen, oder sollen wir dich tragen?«
    Gute Frage.
    »Die kann laufen, Algorab, die hat ja nicht mehr ihre Fußverkrümmer an. Außerdem schadet ihr ein bisschen Bewegung nicht.«
    So viel von Minni dazu. Aber sie hatte ja recht, die warm empfohlenen Outdoortreter waren für diese Landschaft genau das Richtige, und ich schritt, noch immer gut gelaunt, kräf tig aus und genoss das Schweigen der nächtlichen Welt. Die beiden Katzen hatten mich in ihre Mitte genommen, und ich hatte dadurch den Vorteil, auf dem niedergetretenen Pfad gehen zu können. Nach einer Weile gedankenversunkenen Wanderns aber sprach ich eine der vielen Fragen aus, die mir durch den Kopf gegangen waren.
    »Wie kommt es, dass du gerade hier warst, Algorab?«, wollte ich wissen.
    »Ach, nur zufällig.«
    »Ja, ja, ganz zufällig und ganz ohne Hoffnung, nicht?« Minnis blaue Augen blitzten spöttisch auf, was Algorab verlegen machte. Aber er fing sich und zuckte mit den Barthaaren. »Hast ja recht, Minerva. Bei Neumond und bei Vollmond schaue ich immer mal vorbei.«
    Mir war nicht ganz klar, was er meinte, ich wurde aber auch abgelenkt, denn vor uns tat sich ein Gebüsch auf. Oder besser, ein richtiges Laubenlabyrinth. Starke, knorrige Stämme bildeten das fast zwei Meter hohe Grundgerüst, lianenartige Zweige verwoben sich zu Dach- und Seitenwänden, immergrüne Blattpflanzen wie Efeu, Stechpalmen, Liguster, Cotoneaster und eine großblättrige Rankpflanze, die ich nicht kannte, hielten wirkungsvoll die Schneelast von oben ab. Darunter war es trocken, aber auch ziemlich dunkel. Ich fühlte mehr, als dass ich es sehen konnte, dass der Boden mit kurzem Gras bewachsen war. Minni und Algorab schubsten mich in eine Ecke, und ich fiel auf eine erstaunlich weiche Bank. Mit den bloßen Fingern tastete ich über die Oberfläche, sie fühlte sich samtig, aber irgendwie organisch, an.
    »Eine Moosbank zum Ruhen. Pack deinen Schlafsack aus und wickle dich hinein, du musst sehr müde sein, Katharina.«
    Minni schnurrte ganz fürsorglich um mich herum, und weil ich ihr absolut zustimmen musste, tastete ich in meinem Beutel herum, zog dann den Poncho heraus, breitete ihn auf der Bank aus und kroch in den Schlafsack. Algorab legte sich neben mich, Minni an meinen Kopf, so dass ich es ganz warm und kuschelig hatte.
    »Schlaf gut, Katharina. Minerva wird mir erzählen, was euch in einer solchen Nacht hierhergeführt hat.«
    Am Morgen – oder war es schon Mittag? – fand ich mich alleine. Zuerst hatte ich Orientierungsschwierigkeiten. Wieso war ich auf einem Campingplatz? Im Winter? Dann erinnerte ich mich an die unwahrscheinlichen Ereignisse, und mit einem Ruck war ich richtig wach. Was jetzt? Vor allem meldete mein Körper sich – mit schmerzendem Arm, hungrigem Magen und anderen Bedürfnissen.
    »Ausgeschlafen, Katharina?«
    Diese riesengroße weiße Katze steckte ihre leicht gekrümmte rosa Nase zwischen den Efeuranken hindurch, die eine Art Vorhang vor dem Laubeneingang bildeten. Ich schüttelte das Gefühl der Unwirklichkeit ab und klagte mein Leid.
    »Stell dich nicht so an, komm mit, dahinten ist ein schnellfließendes Bächlein, das nicht zugefroren ist, da kannst du dich putzen. Anschließend kannst du schauen, ob du in den Vorräten der Menschel etwas Essbares für dich findest.«
    Tolle Aussichten. Badezimmer mit fließendem Eiswasser und die Essensreste von ein paar Steinzeit-Bonsais.
    Aber dann war es doch nicht so schlimm, obwohl ich zugegebenermaßen eine Katzenwäsche machte, die diesen Namen nicht verdiente. Bibbernd hüllte ich mich wieder in den wärmenden Wollumhang und sandte Buchbinder ein paar liebevolle Gedanken für diese Gabe. Dann zeigte Minni mir im hinteren Teil der Laube, die in eine Felshöhle überging, das besagte Vorratslager. Das Angebot war gar nicht so schlecht, wenn man Müsli mochte. Es gab Nüsse, getrocknete Äpfel, Beeren, Körner unbekannter Herkunft, Wurzeln, Knollen und Pilze. Ich aß eine Handvoll Nüsse und Äpfel, was allerdings meinen Durst nicht löschte. Daher wühlte ich in meinem Beutel und betrachtete meine spärlichen Hilfsmittel. Kessel, Dolch und Kakaotasse, Streichhölzer, ein paar Kerzen, Kleidungsstücke, Verbandsmaterial, eine Decke.
    »Kann ich hier vielleicht irgendwo ein Feuer machen, damit ich mir etwas Wasser zum Trinken aufwärmen kann? Ich weiß nicht, den kalten Schnee möchte ich meinem Magen nicht zumuten.

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