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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das nicht das meine war. Und die hellen, grauen Augen forderten mich auf, in das tosende Zentrum zu treten. Ich langte in meinen Beutel, fand den Dolch und zog ihn heraus. Er leuchtete bläulich in der roten Glut. Und mit dem Mut der Verzweiflung umfasste ich ihn und machte meinen ersten Schritt nach vorne. Ich folgte dem Gesicht, folgte der anderen Katharina durch die Flammen. Sie wichen vor mir zur Seite, wenig nur, doch ein schmaler Pfad entstand, und unbeschadet durchquerte ich die Feuersbrunst.
    Sie endete plötzlich, und ich fühlte wieder feuchten Nebel, der allmählich lichter wurde. Neben mir ging eine weiße Katze, so groß wie ein Tiger. Und als ich auf das schneebedeckte Feld trat, legte ich ihr die Hand auf den Nacken. Minni schnurrte ihrer Größe angemessen, und ein ungeheuer befreiendes Lachen sprudelte aus mir hervor. Ich war jenseits der Flammen und – jenseits der Angst.

Kapitel 25
    »Da sind wir, Katharina, Trefélin!«
    Ich atmete tief die frostige, ungeheuer reine Luft ein und sah mich um. Wir standen auf einer Erhebung, deren höchsten Punkt ein schroffer Felszacken bildete, der wie eine Nadel nach oben zeigte. Um uns herum breitete sich eine gleichförmige Schneelandschaft aus, die sich am fernen Horizont im Dunst mit dem funkelnden Sternenhimmel vermischte. Ganz ebenmäßig war sie aber bei näherer Betrachtung dann doch nicht. Wie bei einem dieser dreidimensionalen Bilder wurde der Eindruck langsam plastischer. In der Ferne schimmerte ein breiter Strom, dahinter erhob sich ein schneebedeckter Wald, doch zu unseren Füßen breitete sich ein weites Tal aus. Einzelne Bäume, die Äste mit dicken Schneehauben umhüllt, hoben sich hier und da ab, hohe Hecken aus winterlaubtragendem Gesträuch wölbten sich aus dem flachen Feld, und schmale Pfade, tief in den pulverigen Schnee getreten, führten kreuz und quer über das Land. Ich war erstaunt, wie gut ich in dieser mondlosen Nacht sehen konnte, aber der saubere, weiße Schnee reflektierte auch noch jedes Restchen Sternenlicht.
    Es war sehr schön.
    Leise knirschte der Schnee neben uns, und als ich mich umdrehte, sah ich mich einem großen, grauen Kater gegenüber, der eben zum Sprung ansetzte. Ich konnte nicht mehr ausweichen, er prallte gegen mich, warf mich rücklings in den Schnee und wollte eben mit der Zunge über mein Gesicht lecken, als er urplötzlich erstarrte und mich, mit der Zunge noch halb aus dem Maul, entsetzlich dümmlich ansah.
    Da ich ebenfalls völlig überrascht war, hatte ich auch keine Zeit gefunden, mich zu fürchten. Ich wunderte mich nur über das grau-schwarz gestreifte Tuch, das er über dem Kopf trug und aus dem die Ohren herausschauten, dann bemerkte ich die leuchtend orangefarbenen Augen in dem blaugrauen Gesicht und konnte vor aufkommender Heiterkeit nur keuchen: »Algorab, vermute ich?«
    Er zog die Zungenspitze zurück und bekam dadurch prompt einen bedeutend intelligenteren Gesichtsausdruck.
    »Stimmt. Du trägst den Umhang von meinem Freund Malte, kennst du ihn?«
    »Ich komme eben von ihm. Grüße soll ich dir ausrichten, Algorab. Ich bin Katharina, und ich denke, Minerva kennst du. Sie hat mich hergeführt. Wenn du mich jetzt bitte aufstehen lassen würdest, du liegst auf meinem verletzten Arm.«
    »Verzeih, natürlich. Komm, stütze dich auf mich. Du bist ganz schön mutig, an Neumond rüberzukommen, Katharina. Willkommen in Trefélin.«
    Er half mir beim Aufstehen und rieb dann seinen großen, dicken Kopf vorsichtig an meinem Arm. Darauf begrüßte er Minni mit einem Nasenküsschen und tauschte ein paar Informationen mit ihr aus, die mir nichts sagten, weshalb ich mich inzwischen von dem schweren Umhängebeutel befreite.
    »Könntest du wohl das Tuch aus der Tasche nehmen, Katharina? Ich fühle mich so nackt um die Ohren.«
    Minni stupste mich an, und ich verstand plötzlich, wofür der eitle Fratz damals das Seidentuch haben wollte. Ich wühlte danach, beförderte es aus den Tiefen der Tasche heraus und faltete es nach ihren Angaben so, dass ich es ihr über den Kopf binden konnte. Durch die umsäumten Schlitze schauten jetzt auch ihre Ohren heraus, und ansonsten fiel das Tuch so wie bei den alten ägyptischen Steinbildern der Sphinx. Richtig vornehm sah meine Minni aus. Schade, dass sie nicht das Halsband dazu tragen konnte. Aber das hätte sie natürlich bei ihrer jetzigen Größe erwürgt.
    »Wir sollten meine Laube aufsuchen, Menschen müssen nachts doch immer schlafen. Und bei mir ist es schön

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