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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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anderes übrig. Mein überanstrengtes Hirn weigerte sich allerdings, sich jetzt weiter auf die Unterhaltung zu konzentrieren, und ich stand auf, um zu Bett zu gehen.
    Ich schlief nicht gut. Meine Träume waren wirr und irgendwie angstvoll. Erst als in den nachmitternächtlichen Stunden plötzlich Minni neben mir auftauchte und sich mit leisem Schnurren neben meinem Kopf versammelte, glitt ich in die Tiefen eines erholsamen Schlafes.

Kapitel 7
    Einigermaßen ausgeruht fuhr ich ins Büro. Minni hatte gebeten, den Tag draußen verbringen zu dürfen, wollte abends aber wieder zu mir kommen. In meiner inzwischen wieder umfunktionierten Tasche steckten zwei Fachbücher, die ich noch für einige Zitate in meiner Diplomarbeit benötigte. Mergelstein war einverstanden, dass ich in Zeiten, in denen nicht viel zu tun war, daran arbeiten durfte. Das war mir sehr recht, denn die firmeneigenen Drucker waren weit besser und schneller als meine heimische Ausrüstung.
    Das Bürogebäude war eines der futuristischsten seiner Art. Na gut, es war das Aushängeschild einer Hightechfirma, die empfindliche, hochwertige Geräte für Krankenhäuser und medizinische Labors herstellte. Die Fertigungsräume waren klinisch rein, die Techniker und Ingenieure liefen in weißen Anzügen und Kopfbedeckungen herum, und ohne spezielle Ausweise und ein aufwendiges Eintrittsverfahren kam ein Unbefugter sowieso nicht in die Gebäude hinein. Dank dieses hohen Anspruchs waren auch die Hilfsmittel für die Bürokommunikation auf dem höchsten, komfortabelsten Stand der Technik – ein superschnelles Netzwerk, immer die neuesten Versionen der notwendigen Software, ergonomisch durchgestylte Arbeitsplätze und erstklassige Geräte.
    Mein Büro, das Vorzimmer des kaufmännischen Geschäftsführers, war in lichtem Grau gehalten – Teppichboden, Wandschränke, Schreibtisch. Ein paar Akzente in Bordeauxrot munterten die schlichten Formen auf.
    Montagmorgens war es immer sehr ruhig. Ich kontrollierte die eingegangenen Mails, öffnete die Eingangspost und sah den Terminkalender durch. Die Geschäftsführer – drei an der Zahl – hatten ihr wöchentliches Meeting, das würde bis zehn, elf Uhr dauern. Zu schreiben lag nichts vor, und so meldete ich mich in meinem eigenen Verzeichnis an und begann, die Fußnoten und das Glossar zu bearbeiten. Außer zwei unproblematischen Anrufen gab es bis kurz vor zehn keine Störung, und ich hatte ein ganz schönes Pensum erledigt.
    Doch dann kam Mergelstein. Er wünschte mir trauervoll einen guten Morgen. Wahrscheinlich hatten die beiden anderen ihm wieder Dampf gemacht. Ich wunderte mich aufs Neue, wie dieser Umstandskrämer es überhaupt zu seiner Position gebracht hatte. Seit zwei Jahren war ich jetzt bei ihm, und er hatte mich in seiner fahrigen Weise und mit seinem weltfremden Getue noch nie enttäuscht. Mergelstein, mit Vornamen hieß der arme Mensch auch noch Jonathan, war schmächtig von Gestalt, ein paar Zentimeter kleiner als ich, was mir immer dann peinlich war, wenn ich auf hochhackigen Schuhen neben ihm stand und auf sein lichtes, graues Haar hinabblickte. Außerdem war er extrem mager, fast knochig. Seine einheitlich grauen Anzüge schlotterten um ihn herum, und richtig passende Hemden besaß er vermutlich auch nicht – sie waren ihm am Hals immer ein bisschen zu weit und an den Ärmeln ein bisschen zu lang. Andererseits war dieser Mann unfähig, einen bösen Gedanken zu hegen. Er behandelte mich mit liebevoller Höflichkeit, und wenn er merkte, dass er mal wieder besonders lästig wurde, sah er mich entschuldigend mit seinen braunen Augen an. Und die waren mit Abstand das Schönste an ihm.
    Wir wechselten ein paar dienstliche Worte, dann zog er sich zurück, um seine Post zu lesen. Wir hatten natürlich das papierlose Büro eingeführt, und die internen und externen Nachrichten erschienen auf dem Bildschirm. Normalerweise schaltete ich meinem chaotischen Chef den PC auf seinem Schreibtisch morgens ein und klickte ihm die relevanten Dateien an. Das hatte ich heute Morgen allerdings vergessen, und gerade, als ich das Indexverzeichnis aktualisieren wollte, flackerte der Schirm kurz auf, und das Leuchten des Bildes wurde in eine abgrundtiefe Dunkelheit gesogen.
    Mein erster Gedanke war »Kurzschluss«, aber da die Schreibtischlampe weiterbrannte, korrigierte ich das schnell: »Netzwerk zusammengebrochen!«
    Schon kam das entsetzte Aufheulen der Kollegin im Nach barzimmer, und ich griff resigniert zum Telefon. Der

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