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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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geschehen, fing sogar an, ganz leise zu schnurren.
    »So, Minni, jetzt wieder gut? Oder soll ich noch mal mit dem Föhn drüber?«
    »Wär nicht schlecht – hatschi. Und du, dein Arm blutet, verarzte den erst mal.«
    Den Kratzer hatte ich ganz vergessen. Ich wischte das Blut ab, aber die Wunde war nicht tief. Dann hob ich Minni auf die Waschbeckenumrandung, stellte den Föhn auf lauwarm und richtete den sanften Luftstrom auf Minnis weißes Fell.
    »Mrrrh!«, sagte die.
    Nach einer Weile erschien sie mir zufriedenstellend trocken, und wir beendeten die Behandlung.
    Sie sah mir zu, wie ich den Fön verstaute, und rieb zu meinem Erstaunen plötzlich ihren Kopf an meiner Hüfte.
    »Entschuldigung, Katharina. Ich habe mich gehenlassen. Ich wollte dir nicht wehtun.«
    »Und auch nicht die Strümpfe zerreißen und die Bücher runterwerfen und die Gardinen?«
    »Doch, das wollte ich. Weil du so unaufmerksam warst.«
    »Aber ich hatte meine Arbeit zu machen, Minni.«
    »Und ich sorge mich um die Königin.«
    Ich nahm sie ungeschickt auf den Arm und trug sie ins Wohnzimmer zurück. Hier sah es aus wie nach einem mittleren Raubüberfall, und ich setzte die Katze vorsichtig auf ihrer Decke ab.
    »Jetzt räume ich erst mal das Schlimmste weg, dann kannst du mir mehr von deiner Königin erzählen.«
    Die Unordnung war einigermaßen schnell beseitigt, die drei zerfetzten Strumpfhosen warf ich in den Müll, und die Gardinen nahm ich vom Fenster. Darum würde ich mich morgen kümmern.
    »Nimm was Hübsches in Weiß, vielleicht leicht gerafft.«
    »Meine Einrichtungsberaterin spricht.« Ich lächelte Minni zu. »Aber du wirst es nicht glauben, daran hatte ich auch schon gedacht.«
    Ich holte mir ein Glas Rotwein aus der Küche, von dem ich meinte, dass ich es mir jetzt verdient hatte. Dann setzte ich mich zu Minni und sah sie fragend an.
    »Ich suche das Buch, das Katharina vom Walde geschrieben hat. Ich dachte, du hast es vielleicht.«
    »Nein, Minni. Tut mir leid. Wenn, dann vielleicht Mandy, aber die hat ja gesagt, sie habe den Nachlass von ihrer Mutter an ein Entrümpelungsunternehmen verscherbelt. Vielleicht war es dabei.«
    »Kann man das nachverfolgen? Also, wo das ganze Zeug geblieben ist?«
    Ich war skeptisch. »Das ist schon einige Zeit her. Warte mal, Uroma ist gestorben, als ich dreizehn war, also vor sechzehn Jahren. Mandy hatte die Sachen durchgesehen – die Möbel sind gleich verschwunden, vermutlich hat einer aus der Familie die Hand daraufgelegt. Aber die Kisten mit dem Kleinkram standen noch eine Weile bei ihr auf dem Speicher. Dann ist sie in diese Penthouse-Wohnung gezogen, und dabei hat sie das Zeug vermutlich loswerden wollen. Das war, Moment, das war vor vier Jahren etwa.«
    »Mhm, kann man darüber herausfinden, wo die Sachen geblieben sind?«
    »Wenn ich wüsste, welches Unternehmen sie beauftragt hatte. Den genauen Zeitpunkt müsste ich herausfinden können, denn wir haben bei ihrem Einzug eine verrückte Party gefeiert.«
    Ich nahm den Terminplaner des entsprechenden Jahres aus dem Schrank und schlug nach. Richtig, die Feier war im Oktober vor vier Jahren gewesen, und ein paar Tage vorher hatte ich notiert, dass ich zusammen mit meiner Mutter die alten Kisten durchsehen wollte. Ich teilte Minni meine Erkenntnisse mit.
    »Hast du eine Erinnerung daran, ob ein altes Buch dabei war?«
    »Eine ganze Menge alter Bücher. Aber nichts Bedeutendes, die alte Dame hatte einen sehr einfachen Geschmack. Obwohl diese alten Gartenlaube-Romane heute wahrscheinlich wieder sehr begehrt wären.«
    »Ein versiegeltes Buch?«
    »Versiegelt?«
    »Ja, ein Ledereinband, rot mit schwarzer Schrift, oben, unten und vorne versiegelt, ein Gedicht in der Mitte des Einbandes.«
    Ich schüttelte den Kopf. Die Angelegenheit hatte mich damals nur wenig interessiert. Aber vielleicht erinnerte sich meine Mutter noch daran.
    »Morgen spreche ich mit meiner Mutter, aber jetzt, Minni, bin ich einfach zu müde, um noch mehr nachzuforschen – und Mutter ist um halb zwölf auch schon im Bett«, fügte ich hinzu, als ich Minni zum Telefon schielen sah. Resigniert zuckte sie mit dem Schwanz und schickte sich in das Unvermeidliche.

Kapitel 8
    Ich hatte Glück und kam am nächsten Tag ein ganzes Stück weiter mit meiner Arbeit, denn Mergelstein war auf einer Dienstreise verschwunden. So fand ich auch zwischendrin Zeit, meine Mutter anzurufen, und nach einem höflichen Informationsaustausch über das allgemeine körperliche Wohlbefinden versuchte

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