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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Weihnachten, damit es noch in diesem Geschäftsjahr über die Bühne geht.«
    »Warum spielen Sie nicht auf Zeit, Herr Mergelstein? Sagen Sie, es müssen noch irgendwelche Bankauskünfte eingeholt werden oder juristische Klauseln überprüft oder handelsrechtliche Bestimmungen berücksichtigt werden. Das kaufmännische und juristische Fachvokabular ist doch Ihr Metier. Und Sie haben dann Zeit, vielleicht noch etwas tiefer in die Geschäfte von HeiDi Einblick zu nehmen. Außerdem wäre Schraders Reaktion auf die Verzögerung interessant.«
    Mergelsteins braune Augen ruhten mit einem Ausdruck von Verwunderung und Amüsement auf mir, dann verzog sich sein graues, übernächtigtes Gesicht in lauter Lachfältchen und nickte. Er sah geradezu verschmitzt aus.
    »Womit habe ich eine so clevere Sekretärin verdient wie Sie? Wenn ich besser mit diesen unheimlichen Kisten umgehen könnte, würde ich Ihnen glatt anbieten, den Schreibtisch zu tauschen. Aber leider sind Sie auch an dieser Stelle viel wertvoller als ich.«
    Ich bekam schon wieder rote Ohren. Vielleicht sollte ich demnächst auch im Büro einen Zopf tragen, der verdeckte diese empfindlichen Gefühlsbarometer wenigstens.
    Minni erwartete mich, und ich spürte einen Hauch Ungeduld. Sie lief unruhig hin und her, ließ mich aber in Ruhe duschen und eine Pizza in den Backofen schieben. Einzige Bemerkung dazu war: »Ist die mit Sardellen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Mit Schinken und Pilzen.«
    »Schade. Sardellen wären gut gewesen.«
    Eine Aufregung machte mir den Hals eng, und ich aß langsam, zwang mich aber, den faden Pappendeckel, der sich Feinschmecker-Pizza nannte, ganz aufzuessen, um meinem Futterversprechen nachzukommen. Auch Minni naschte nur an ihrem Krabbentöpfchen. Dann gingen wir beide ins Wohnzimmer, und ich hievte das schwere Buch auf den Schreibtisch. Minni hüpfte daneben und legte eine Pfote auf den Ledereinband.
    »Gibt es etwas Besonderes, was ich jetzt tun muss, Minerva?«
    »Nein, ich glaube nicht. Du solltest einfach nach deinem Gefühl handeln.«
    »Du weißt, wie ich zu solchen Anweisungen stehe. Aber in Ordnung. Mein Gefühl sagt mir, dass ich ohne große Umstände eines der Siegel aufbreche.«
    »Mach!«
    »Hast du einen Vorschlag, welches?«
    »Das erste.«
    »Klar, aber welches ist das?«
    »Na, das, wo’s dransteht.«
    Ein prächtiger Hinweis. Doch nach einigem Herumrätseln hatte ich Erfolg.
    »Das da ist es, Minni. Weißt du, was das Zeichen darauf bedeutet?«
    »Klar, das ist der Spiegel der Venus. Oder auch das astrologische Zeichen der Venus.«
    »Muss ich die jetzt ansingen?«
    Ich wollte versuchen, das Ganze etwas von der heiteren Seite zu nehmen, aber Minni blieb ernst.
    »Wenn dir danach ist, tu’s.«
    Mir war nicht danach, und ich nahm den Brieföffner und stocherte an dem alten, harten Lack herum. Ein Eckchen bröselte ab und noch eins. Etwas mutiger schob ich das Metall unter das Siegel und siehe da, es löste sich ganz leicht vom Leder. Verblüfft und ein bisschen ehrfürchtig hielt ich das rote Zeug in der Hand. Das hatte Katharina daraufgedrückt, in der Hoffnung, dass jemand, der verständnisvoll mit dem Buch und seinem Inhalt umgehen würde, es löste. Ich wünschte mir, mich ihrer Hoffnung würdig zu erweisen. Dann wollte ich mich an das zweite Siegel oben links machen, aber Minni hatte die Kralle daraufgelegt.
    »Erst lesen, was da steht!«
    Unter dem Siegelflecken, rechts und links von dem Lederbändchen, das jetzt nur in einer Schlaufe verknotet war, standen sechs Zeilen. Ungeduldig machte ich mich an das Entziffern.
    Das erste Siegel will Verzicht
    auf Liebe und Verlangen.
    Leidest Du Entsagung nicht,
    wirst Du weiter nicht gelangen.
    Sieben Tage ohne Klagen
    musst Du Enthaltsamkeit ertragen.
    »Ach du liebe Zeit. Auch noch Auflagen! Na, das sollte mir ja nicht schwerfallen. Mit Männern hab ich ja doch nichts am Hut.«
    »Na prima, wenn das so einfach ist, können wir unbesorgt nächste Woche abwarten und das zweite Siegel aufmachen.«
    »Wir müssen nicht auf den nächsten Vollmond warten?«
    »Nein, wie du schon richtig gesagt hattest, nur das erste Siegel. Aber bei Neumond würde ich ohne Not keines aufbrechen.«
    »Na, dann packen wir das Buch jetzt wieder weg.« Ich nahm den gewichtigen Band und legte ihn zurück in den Bücherschrank. Dabei kam mir noch eine Frage in den Sinn.
    »Sag mal, eilt das nicht ein bisschen, dass wir erfahren, was in dem Buch steht? Ich meine, nicht dass es deiner Königin schlechter

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