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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Semesterarbeit über Hexenwahn in der hiesigen Region auf die Protokolle im Zusammenhang mit den letzten Hexenverbrennungen gestoßen und hatte dabei von dem Buch gelesen, das als ein wichtiger Punkt der Anklage gegen Katharina vom Walde aufgeführt war. Zauberbuch hatten sie es genannt, aber als sie es mit ihr zusammen verbrennen wollten, war es verschwunden. Wie auch das Kind, das Katharina kurz zuvor geboren hatte, und ihre Hexenkatze. Zumindest die Beschreibung existierte, und als Gerti das Buch bei Buchbinder gesehen hatte, hatte sie Cosmea davon berichtet, die natürlich ganz wild darauf war, es in ihren Besitz zu bekommen.
    »Und nun ist es wieder verschwunden«, beendete sie lakonisch ihren Bericht. Und ich fragte mich, was diese ausnehmend nüchterne junge Frau in diesem Hexenzirkel zu suchen hatte.
    Wir kamen aber nicht zu einer weiteren Vertiefung dieses Themas, denn die Gesellschaft beschloss jetzt, sich langsam aufzulösen.
    Ich geriet noch einmal zum Abschied in Schraders Bann. Es lief wie ein Kribbeln durch meine Finger, als er mir versicherte, dass er sich über unsere Bekanntschaft gefreut habe und hoffe, dass wir uns auch weiterhin begegnen würden.

Kapitel 14
    Minni lag mit der Nase auf Lao Tse und der linken Pfote in meinem Hausschuh. Ich schlich so leise wie möglich an ihr vorbei, um ins Bad zu kommen, aber sie blinzelte und riss dann ihr Mäulchen zu einem Gähnen bis zum Anschlag auf.
    »Oh, habe ich dich doch aufgeweckt?« Ich beugte mich zu ihr herunter, aber sie blitzte mich nur unwillig an und zog die Nase kraus.
    »Ich hab nicht geschlafen, ich war in tiefe Kontemplation versunken, du blindes Huhn«, murrte sie.
    »Entschuldigung, Minni. Wie konnte ich das nur verwechseln. Dürfte ich jetzt bitte meinen Schuh haben.«
    Minni zog wortlos das Vorderbein heraus und schlug dann das Buch mit der Pfote zu.
    »Auch nichts Neues, der olle Lao Tse. Und du hast Crevettentunke gehabt.«
    »Ja, und sie war sehr köstlich. Ich kannte mal eine nette, liebenswürdige Katze, die mir davon vorgeschwärmt hat.«
    »Katzen sind nicht nett und liebenswürdig!«
    Ui, da hatte aber jemand eine Stinklaune. Aber mich konnte im Moment nichts erschüttern, und ich hob sie hoch, um sie an meine Schulter zu drücken und zu streicheln.
    »Lass mich runter, du mageres Sumpfhuhn«, quakte sie zappelnd.
    »Nein, Süße, ich halte dich ein bisschen fest und kraule dich so lange, bis du wieder bessere Laune hast.«
    Genau das tat ich, wenn auch anfangs mit Schwierigkeiten, aber nachdem ich sie zwei Minuten lang zwischen den Ohren gekratzt und geknetet, gekrabbelt und massiert hatte, begann sie doch zu schnurren, und als ich dann noch dazu leise summte und mich langsam drehte, bekam sie diesen glasigen, glückseligen Blick, der mir zeigte, dass ihre schlechte Laune in Vergessenheit geriet. Vorsichtig bewegte ich mich in Richtung Schlafzimmer und legte die inzwischen schlaffe und gleichmäßig schnurrende Minni ins Bett. Sie bildete einen Kringel und rührte sich dann nicht mehr.
    Ich nahm mir noch ein Glas Rotwein, bevor ich mich ebenfalls zum Schlafen begeben wollte. Aber zuvor hatte ich das Bedürfnis, doch noch mal über die Begegnung mit Schrader nachzudenken. Was sollte ich Mergelstein sagen? Dass ich ihn als Mann höchst charmant fand? Was aber machte seinen Charme aus? Dass er einem das Gefühl gab, von ihm ernstgenommen zu werden. Das ist wohl grundlegend das Geheimnis des Charmes. Seine Art des Zuhörens – mit so gebannter Intensität –, wie ich es bei Tisch registriert hatte. Und diese Ausstrahlung von Sicherheit. Ja, er war genau der Typ, an den sich alle wenden, wenn eine Notsituation eintritt; der Kapitän auf dem untergehenden Schiff, der umsichtig alle in die Rettungsboote lotst, der Mann, der Frauen und Kinder aus einem brennenden Kino führt, jemand, der an der Unfallstelle die Rettung organisiert.
    Mhhm?
    Hatte ich nicht neulich noch in irgendeinem Zusammenhang gedacht, so was wie Ausstrahlung gibt es gar nicht? War ich hier einem Klischee aufgesessen?
    Ich stand auf und ging zum Fenster, zog die Rollläden hoch und sah in die Nacht hinaus. Der Mond am klaren Himmel war rund und weiß, sein Licht kalt und unpersönlich. Meine Gedanken schienen mir wirr und ungeordnet, meine Gefühle schwankten zwischen Euphorie und Befangenheit, zwischen Bewunderung und Unsicherheit. Irgendetwas irritierte mich. Blicklos presste ich die Stirn an die kalte Scheibe, als ich plötzlich Minni neben mir auf der

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