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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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geht.«
    Minni sah mich erstaunt an.
    »Das kümmert dich wirklich, nicht?«
    Dann drückte sie ihren Kopf an meinen Arm und gab einen kleinen gurrenden Laut von sich. Aber nur ganz kurz, dann richtete sie sich wieder auf und erklärte: »Sie ist krank, das ist richtig. Sie hat eine Wunde am Bein, und die verheilt nicht. Darum kann sie nicht richtig laufen und hat ständig Schmerzen. Aber sie führt ihre Regierungsgeschäfte weiter, wenn sie auch nicht jagen kann. Sie bekommt von den anderen die Beute gebracht, und ihre Hofdamen übernehmen die Fellpflege, wenn sie sich zu schwach fühlt. Es mag sein, dass es sich langsam verschlimmert, aber ein, zwei Monate haben wir noch Zeit, denke ich mal. Wir sollten nicht mit Gewalt gegen die Vorschriften unter den Siegeln vorgehen, solange wir noch Zeit haben. In einem Notfall würde es vielleicht gehen, aber so scheint es mir besser.«
    »Gut, ist mir auch recht. Aber sag mal, Minni, was bist du eigentlich in Trefélin. Bist du auch eine Hofdame?«
    »Ich bin eine Weise.«
    »Eine Waise? Ist das ein besonderer Status, elternlos zu sein?«
    »Eine Waise auch, meine Eltern kamen bei einem Erdbeben um. Aber ich bin eine Weise.«
    »Ja, das sehe ich, dass du eine Weiße bist.«
    »Uhh! Eine Weise, so wie du eine Blöde bist.«
    Womit sie diesmal recht hatte.
    »Okay, du bist eine weiße weise Waise. Und welche Aufgaben haben die Weisen?«
    »Wir verwalten und vermehren das Wissen.«
    »Daher Lao Tse und nichts Neues.«
    »Richtig. Bist doch keine ganz Blöde. Und duhu …?«
    »Ja?« Ich sah sie misstrauisch an, denn wenn sie so betont »Und du …« sagte, dann kam doch wieder was. Kam natürlich auch.
    »Können wir morgen noch mal einkaufen gehen? Ich hätte da gerne etwas für mich. Und du müsstest auch langsam deine Ausstattung für Trefélin zusammenbekommen.«
    Nun war Shopping mit Minni nicht das Schlechteste, was man an einem Samstag machen konnte, und ich erklärte mich dazu bereit. Allerdings wusste ich nicht, dass ich bis dahin noch sehr seltsamen Anfechtungen ausgesetzt sein würde.

Kapitel 15
    An diesem Abend nämlich. Ich war ins Studio gefahren, das neue Trainings-Outfit hatte ich dabei und um das Ende meines Zopfes ein weiches Band gewickelt. Meine Bemühungen trugen Früchte. Es war wenig los in diesem Kurs von sieben bis acht. Das war mir schon vergangene Woche aufgefallen. Jeany erklärte mir, die meisten Mädels wollten freitags noch weggehen, darum waren die frühen Kurse beliebter. Aber dafür hätte ich Glück, das Show-Team würde mit uns trainieren.
    Was immer das heißen mochte. Ich hoffte nicht, dass es diese Aerobic-Akrobaten waren, die sich auf ihre Wettkämpfe vorbereiten wollten. Die Klasse war mir deutlich zu hoch. Im Bistro saßen jedoch nur noch zwei weitere Mädels der mittleren Leistungsklasse, und ich atmete erleichtert auf. Liane kam aus dem Trainingsraum und flachste: »Traut ihr euch heute nicht? Die Jungs beißen nicht!«
    Und in der Tat, Alan, Luigi und die beiden Tänzer waren bereits im Raum und plauderten miteinander. Sie waren diesmal allerdings ganz harmlos in lange, bunte Trainingshosen und T-Shirts gekleidet. Alan sah auf, als ich hereinkam, und lächelte mich an. Der Spiegel bebte! Ich hob mein Zopfende, winkte damit und erklärte: »Entschärft!«
    Dann hatte Liane die Playtaste gedrückt, und Verständigung war nur noch durch Gestik möglich. Die Jungs waren wirklich gut, sie beherrschten die Schritt- und Armkombinationen mit schlafwandlerischer Sicherheit und rissen uns einfach mit.
    Die Aerobicstunde nahm Formen eines echten Showtanzes an, und ich fühlte wieder dieses Strahlen in mir aufsteigen. Einmal sah ich im Spiegel, wie sich Alan hinter mir in perfektem Gleichklang bewegte. Ein ungeheuer gutes Gefühl war das. Viel zu schnell war die Stunde herum. Ich wickelte mir das Handtuch um die nassen Schultern und wollte so schnell wie möglich aus dem Raum, doch Alan rief mir hinterher: »Rapunzel, bleib hier!«
    Ich zögerte, wollte mir nicht schon wieder eine Blöße geben, wie mit der Einladung letzthin. Aber er war schon neben mir. »Hast du es sehr eilig?«
    »N-nein, nicht sehr, warum?« Ich zögerte immer noch, aber auch Luigi kam jetzt auf mich zu und sah mich bittend an.
    »Ja, bitte, hör uns einen Moment zu. Wir haben einen Vorschlag.«
    Er wandte sich zu Alan, und der erklärte mir: »Wir haben uns nämlich schon seit einiger Zeit überlegt, ob wir nicht wieder eine Frau in unsere Show mit einbauen sollen – in

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