Der Ring Der Jaegerin
der Tanzgruppe, nicht für den Strip. Und wir finden, du würdest da wahnsinnig gut mit reinpassen.«
Ich war sprachlos. Unwahrscheinlich seltsame Angebote machte man mir in der letzten Zeit. Das hier war bislang über Strecken das eigenwilligste. In einer Men-Strip-Show das Chorgirl zu spielen. Darum fragte ich auch ziemlich barsch: »Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?«
»Hebefiguren waren nicht vorgesehen«, grinste mich einer der beiden Tänzer an, ein sehr gutaussehender, sehr blonder Mann.
»Nein, wir meinen das ernst.« Alan sah mich dabei eindringlich an. »Du hast diesen gewissen Ausdruck, den man braucht, wenn man da vorne auf der Bühne steht. Hat nicht jeder, aber du bist gut darin, ich habe dich ein paarmal beobachtet. Aber wenn du natürlich keine Zeit oder Lust hast, oder wenn dein Freund etwas dagegen hat, dann geht’s eben nicht.«
Klick!, machte es in meinem Gehirn. Und ich beschloss Letzteres überhört zu haben. In meinem inzwischen dermaßen durcheinandergewirbelten Leben schien es bald gar keinen festen Haltepunkt zu geben, da kam es auch auf ein paar weitere Umdrehungen nicht mehr an. Also fragte ich: »Wie viel Zeit braucht man denn so für das Training und die Auftritte?«
»Wir trainieren einmal die Woche, wie heute nach den Kursen. Wenn wir etwas Neues einüben, auch noch samstagnachmittags. So um die Weihnachtszeit und im Fasching danach haben wir ein, zwei Auftritte in der Woche. Wir machen das aus Spaß, nicht professionell. Obwohl, Geld kann man schon damit verdienen. Du bekämst natürlich deinen Teil ab.«
Liane kam von der Anlage, wo sie die Musik programmiert hatte, und stupste mich. »Ich würde es selbst wieder machen, wie im letzten Jahr. Das war ein irrer Spaß. Aber einer muss ja das Training hier aufrechthalten. Mach’s doch einfach mal mit, das Talent hast du.«
»Ihr seid alle so überzeugt von meinem Talent«, wunderte ich mich leise. Dann atmete ich tief durch, sah mir diesen Supermann an, der mich anlächelte, so dass das Chaos in mir noch einen Schwung zulegte, und nickte zustimmend: »Gut, was muss ich tun?«
»Willkommen im Club!« Alan streckte mir die Hand hin, und ich schlug ein. Luigi gab mir einen Schmatz auf die Wange. Sven der Blonde und Mario der Dunkle klatschten ihre Handflächen gegen meine.
Seltsame Angebote nahm ich an!
Dann erklärten sie mir die Schrittfolgen. Zuerst übten wir ohne Musik, zu fünft, wobei Alan zählte und die Kommandos gab. Langsam am Anfang, dann schneller, wobei ich Schwierigkeiten mit der Koordination bekam. Geduldig zeigten sie mir noch ein paar Tricks, danach ging es besser. Nach einer halben Stunde hatte ich es dann so weit, dass Alan die Musik heraussuchte. Und mir fiel plötzlich Minni ein.
»Kann ich kurz telefonieren?«
»Mach’s kurz. Wir brauchen noch etwa eine Stunde.«
Ich schnappte mir mein Handy und verließ den Raum. Es musste ja nicht jeder hören, wie ich mit meiner Katze telefonierte. Draußen war inzwischen alles ruhig und dunkel, nur über der Theke brannte noch das Licht. Vermutlich hatte Alan eine Vereinbarung mit dem Studio, dass er hier seine Proben abhalten durfte. Ich erzählte Minni auf dem Anrufbeantworter, dass es noch eine Stunde dauern könnte und dass sie sich ein Döschen aufmachen solle.
Dann lernte ich, was es heißt, in der Reihe zu tanzen. Oder besser, aus der Reihe zu tanzen. Mit Musik war das alles noch schneller, und es fehlten natürlich auch die Kommandos. Ich kam mir reichlich unbeholfen vor, aber die vier versicherten mir, es sei richtig gut für das erste Mal.
Als zum wiederholten Mal das Stück aus den Lautsprechern dröhnte, hatte ich plötzlich den Dreh heraus. Ich hörte in der Musik den Auftakt, danach ging es reibungslos.
»Sie hat’s!«, bestätigte Sven.
»Okay, dann ihr Hintergrund, Luigi und ich das Solo.«
Ich hatte inzwischen sogar schon herausgefunden, dass ich beim Tanzen in den Spiegel schauen konnte. Und die Sache sah stark aus. Ein Kribbeln breitete sich in mir aus und steigerte meine Leistung.
»Ich wusste, dass ich recht hatte!« Alan drehte sich um, nahm mich bei den Schultern und zeigte auf den Spiegel. »Siehst du, was ich meine?«
Mir sah eine verschwitzte, zerzauste Katharina entgegen, auf deren Gesicht ein geradezu unirdischer Glanz der Freude lag.
»Dir liegt das.«
Schien wohl so. Luigi brachte ein Tablett mit Mineraldrinks, und wir setzten uns auf die Gymnastikmatten am Rande der Trainingsfläche.
»Was willst du nach dieser Kombi
Weitere Kostenlose Bücher