Der Ring Der Jaegerin
die Feuer, verlangten mein Fleisch, meine Seele, wollten mich verschlingen.
»Katharina, was ist? Was hast du? Katharina, sag es mir. Bitte.«
Wie von ferne hörte ich Alan verzweifelt nach mir rufen, und es gelang mir zu stöhnen: »Die Flammen!« Dann fühlte ich mich aufgehoben, auf die Füße gestellt.
»Da sind keine Flammen, Katharina. Beruhige dich! Mädchen, ruhig. Keine Flammen! Schau, nirgends Flammen.«
Katharina, schau in den Spiegel, erkennst du dich? Und ich sah in den Spiegel, und hinter den lodernden Flammen war ein Gesicht. War es meines?
»Katharina, sieh dich an!«
Und ich sah mich und erkannte mich nicht. Ich zitterte und fror, als ich mich abwandte. Alan wickelte das Handtuch um meine Schultern und zog mir seine Trainingsjacke über.
»Ich habe dich erschreckt. Ich wusste ja nicht, dass das Lied so schlimme Erinnerungen wachruft. Verzeih mir, Katharina.«
Ich lehnte mich an die Tür, und mit einer kraftlosen Handbewegung wehrte ich seine Berührung ab.
»Es ist besser, ich fahre jetzt nach Hause«, flüsterte ich deprimiert. Die Flammen waren zu einem rötlichen Widerschein verblasst.
»Du kannst nicht so fahren. Gib mir deinen Autoschlüssel, ich bringe dich heim.«
»Und du?«
»Ich bestell mir ein Taxi, wenn du mir sagst, wo du wohnst. Keine Angst, ich belästige dich nicht.«
Mit immer noch zitternden Fingern zog ich mich an und ließ mich ziemlich willenlos zu meiner Wohnung fahren. Ein Taxi wartete schon vor dem Eingang, und Alan stieg aus, ohne mich nur noch einmal berührt zu haben.
»Schlaf gut, Katharina. Morgen ist alles besser.«
Ich zuckte mit der Schulter. »Tut mir leid, dass ich so eine dumme Kuh bin.«
»Glaube ich nicht. Ich meine, das mit der dummen Kuh.«
Er lächelte mich an, und mir wurde ein bisschen besser.
»Da ist meine Katze aber anderer Meinung. Ach du liebe Zeit, Minni!«
Ich fing den Schlüssel auf, den er mir über das Autodach hin zuwarf, und stürzte in die Wohnung.
Minni saß aufrecht am Wohnzimmerfenster und sah in die Nacht hinaus. Ich ging zu ihr hin und strich ihr über die Ohren. Sie sah zu mir auf.
»Eijeijeijeijei, siehst du aus!«
»Mir geht’s nicht so gut, Minni. Ich hab einen ziemlich scheußlichen Anfall von Halluzinationen gehabt. Ich möchte mich am liebsten einfach nur besaufen. Und verspielte Chancen beweinen.«
»Iss was.«
Ich schüttelte den Kopf, ging ins Bad und stellte mich unter eine kochend heiße Dusche, damit mir endlich wieder warm wurde. Im meinen Bademantel gehüllt holte ich mir dann die angebrochene Rotweinflasche und kuschelte mich in meine Couchecke. Minni saß weiter am Fenster. Sie lauschte auf irgendetwas.
»Was ist da draußen, Minni?«
»Ach nichts. Machst du mir mal die Tür auf.«
Bei »Ach nichts« wurde ich misstrauisch. Ich lauschte ebenfalls. Ein unmelodiöses Jaulen war zu hören. Zuerst schaltete ich nicht richtig, erst als Minni anfing, verrückt zu spielen, sich auf dem Boden rollte und zwischen Gurren und Geschrei heftig auf mich einschimpfte, ich solle sie endlich hinauslassen, kam ich dahinter, dass sie offensichtlich ein Kater erwartete. Es heiterte mich ein bisschen auf.
»Nix da, Minni, wir haben beide sieben Tage enthaltsam zu leben.«
»Du, nicht wir!«
»Geteiltes Leid ist halbes Leid, Minni.«
»Lass mich raus, du Zimtzicke. Ich reiß dir die Gardinen von den Fenstern!«
»Die hast du selbst mit ausgesucht. Komm, bleib drin. Ich brauche deine Gesellschaft heute Abend.«
Minni rollte noch einmal wild über den Boden und trat mit den Hinterbeinen in die Luft. Schamlos, diese Katze. Und dann, nach einem fürchterlichen Jauler, schlug sie die Krallen in den Teppich, stand auf und sprang wieder auf die Fensterbank.
»Da unten steht er. Er sieht so gut aus. Und er singt so schön. Ach, Katharina, lass mich doch zu ihm gehen, nur eine kleine Stunde.«
Und sie rieb ihren Kopf an meinem Arm. Was soll’s, dachte ich und machte das Fenster auf. Warum soll sie nicht ihren Spaß haben, nur weil ich mich mal wieder total bescheuert benommen hatte.
Aber dann blieb sie plötzlich an der offenen Tür stehen, drehte sich um und ging in das Zimmer zurück.
»Was ist? Jetzt doch keine Lust mehr auf eine heiße Liebesnacht?«
»Nein. Doch. Aber du hast recht, wir sollten es gemeinsam durchstehen.«
Und so kam es dann, dass wir beide mitten in der Nacht am Fenster standen und voller Frust den Mond anheulten.
Kapitel 16
Der Samstag traf uns daher nicht in bester Laune an. Sie hob sich
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