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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gut. Endlich mal jemand, der meine Bemühungen, möglichst perfekt auszusehen, würdigte. Für Mergelstein hätte ich vermutlich auch im Hausfrauenkittel und Schlappen ankommen können. Aber mein persönlicher Ehrgeiz und meine – Eitelkeit? – verlangten nach gepflegter Eleganz, wenn auch unter Zeitaufwand und manchen Unbequemlichkeiten. Wie zum Beispiel hochhackigen, schmalen Schuhen. Ich kreuzte meine Fesseln anmutig und registrierte zufrieden, dass auch das bemerkt wurde. Und so hässlich waren meine Beine nicht – auch wenn Liane immer spottete, die Knie seien das Dickste daran.
    Schrader hob sein Glas.
    »Auf die zukünftige Betriebswirtin Katharina!«
    Sogar meinen Namen hatte er sich gemerkt. Ich nahm ebenfalls mein Glas und lächelte ihm über den Rand hinweg zu. Seine Stimme war tief und leise, fast flüsternd. Und doch konnte man ahnen, dass sie auch imstande war, einen scharfen Kommandoton hervorzubringen. Aber in diesem Gespräch weckte sie Vertrauen, wirkte sogar gedämpft sinnlich.
    »Wird man Ihnen denn in Ihrer Firma eine entsprechende Position anbieten? Oder ist meine Frage zu aufdringlich?«
    Er sah mich an, als wüsste er, dass nichts dergleichen bislang vorgesehen war. Darum versuchte ich gar nicht erst, von großen Plänen zu sprechen.
    »Es gibt nur zwei Leute, die von meinem Studium wissen. Mit denen werde ich zu gegebener Zeit darüber sprechen. Bitte behandeln Sie die Information auch vertraulich, auch wenn sie über Frau Hollerkamp zu Ihnen gelangt ist. Ich hätte ihr sagen sollen, dass es unter uns bleiben muss.«
    »Aber selbstverständlich, Frau Leyden. Betrachten Sie Ihr Geheimnis bei mir gut aufgehoben. Und – sollte sich nichts Zufriedenstellendes ergeben, würde ich mich freuen, wenn Sie noch einmal Kontakt mit mir aufnehmen würden.«
    Schon wieder ein Angebot. Was habe ich nur gemacht?, fragte ich mich. Ich hatte so schön ruhig und unauffällig vor mich hingelebt, ja fast könnte man es ein langweiliges Leben nennen. Und kaum dass ich mal meine viel zu große Nase auch nur einen Millimeter hinausstreckte, stürzten alle möglichen Angebote auf mich ein. Dieses hier war zumindest ein sehr hilfreiches, denn wie es beruflich mit mir weitergehen sollte, dazu hatte ich noch nicht viele Pläne gemacht. Ich wollte erst einmal mein Diplom in der Tasche haben.
    »Vielen Dank. Ihr Vertrauen ehrt mich. Ich werde mir Ihre Telefonnummer gut merken, Herr Schrader.« Welcher Teufel zwickte mich, das mit einem schelmischen Lächeln zu sagen? Zweideutigkeit lag mir doch sonst nicht. Aber diese hellen Augen in dem dunklen Gesicht forderten mich heraus.
    Es klopfte an der Tür, und Gerti steckte den Kopf herein.
    »Ich gehe jetzt, Herr Schrader. Am Donnerstag bin ich ab Mittag wieder da.«
    »Ist in Ordnung, Gerti. Arbeiten Sie nicht so viel in der Zwischenzeit!«
    So förmlich die beiden?, dachte ich verwundert. Aus Gertis Hinweisen hatte ich ein intimeres Verhältnis vermutet. Nun ja. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits halb sieben geworden war.
    »Müssen Sie nach Hause, Frau Leyden?«
    »Müssen nicht, sollen vielleicht.« Wieder dieser Teufel.
    »Vielleicht? Vielleicht hätten Sie Lust, mit mir essen zu gehen? Ich pflege abends häufiger zu meinem kleinen Franzosen zu gehen. Gemeinsam mit Ihnen würde es mir natürlich mehr Vergnügen machen als alleine.«
    Ich ließ mich überreden. Die einzige Geistesgegenwart, die ich noch hatte, war, dass ich darauf bestand, mit meinem eigenen Wagen hinter ihm herzufahren.
    Der »kleine Franzose« entpuppte sich wie erwartet als ein sternereifes Restaurant mit behaglicher Atmosphäre und köstlichen Häppchen. Minni hätte ihre Freude daran gehabt. Und Schrader war ein unterhaltsamer Tischgefährte. Leider bestimmte mein Gefühlsleben noch immer meinen Appetit, und ich konnte nur wenige Bissen essen. Darum machte mich der Wein – kühl, fruchtig – ein bisschen benommen. Um mich nicht in einen Flirt zu verstricken, erzählte ich von meinen Schwierigkeiten mit der Statistik.
    »Was stört Sie an der Statistik so? Ich fand sie immer sehr anschaulich.«
    »Mag sein, dass sie es ist. Mir hat sie jedoch noch keiner begreiflich machen können. Das ist eben das Problem mit dem Fernstudium. Sie haben ihre Texte, aber der Dialog fehlt. Ich weiß natürlich schon, dass es eine Reihe sehr praktischer Anwendungen gibt.«
    »Welches Fach liegt Ihnen denn mehr?«
    »Oh, Marketing finde ich zum Beispiel faszinierend.«
    »Da gebe ich Ihnen recht,

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