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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Dienstag bei Schrader vorliegen, und wie üblich gab es tausend Änderungen, zum Teil auch solche, die sich gegenseitig widersprachen. Miriam bedauerte mich herzlich, drei Herren dienen zu müssen, sie kannte solche Situationen von ihrem Börris.
    Dienstagnachmittag hatte ich endlich die notwendigen Exemplare aus dem Kopierer gezogen und Mergelstein auf den Tisch gewuchtet.
    »Haben Sie Lust, Schrader die drei Ordner zu bringen, Frau Leyden?«, fragte mich mein Chef mit einem feinen Lächeln, das ich nicht recht zu deuten wusste.
    »Warum nicht. Aber was verfolgen Sie damit, Herr Mergelstein?«
    »Mir haben Ihre Beobachtungen letztes Mal gefallen.«
    Also saß ich eine halbe Stunde später im Auto und drängelte mich durch den dichten Stadtverkehr in Richtung südliche Vororte. Die Schraderschen Unternehmen umfassten nicht nur die Produktionsanlagen von HeiDi, er hatte auch noch eine kleine Pharmafirma, Beteiligungen an einer Fertigung von künstlichen Gelenken, auf die Börris auch schon ein Auge geworfen hatte, und eine getrennte Gesellschaft für Datenverarbeitung, die irgendetwas mir nicht Transparentes machte.
    Seinen Verwaltungssitz hatte er vornehmerweise in eine der alten Villengegenden gelegt. Ein schöner, wenn auch herbstlich kahler und feuchtigkeitstriefender Park umschloss das herrschaftliche Backsteingebäude, in dem er und sein Stab residierten. Innen war es allerdings mit allen modernen Raffinessen ausgestattet, die unserem Hightech-Bürokomplex in nichts nachstanden. Zwischen zwei Säulen traf ich als Empfangsdame Gerti Hollerkamp wieder, heute in mattem Rosé und Marineblau. Sehr wirkungsvoll unter den goldgelben Portieren. Aber mein braunes Kostüm mit dem gelben Seidenrolli ging auch. Sie lachte mir zu, als ich mit dem schweren Aktenkoffer in die Empfangshalle wankte.
    »Hallo, Katharina, heute der reitende Bote?«
    »Was tut man nicht alles seinem Chef zuliebe. Erst Dutzende von Korrekturen, und dann, wenn die Zeit knapp wird, auch noch die Auslieferung erledigen. Ist Herr Schrader wenigstens da?«
    »Ja, du bist angekündigt. Liefer das Zeug ab und lass dich von ihm zu einem Sherry einladen. Dann hast du wenigstens Feierabend für heute.«
    Der Vorschlag war gar nicht mal so schlecht.
    Schrader stand von seinem majestätischen Schreibtisch auf und kam mir entgegen, um mir die schwere Tasche abzunehmen.
    »Das wäre aber doch nicht nötig gewesen, Frau Leyden. Obwohl ich es natürlich sehr charmant finde, aus Ihrer Hand die Unterlagen zu erhalten. Diese Kuriere pflegen normalerweise lange nicht so gut auszusehen. Man könnte meinen, Sie haben sich eine Erfrischung verdient. Nehmen Sie doch Platz.«
    Er geleitete mich zu einer Sitzgruppe, wobei ich beinahe über einen der wundervollen roten Läufer gestolpert wäre. Ich hatte nicht viel Ahnung von teuren Teppichen, aber die hier stammten nicht aus einem Sonderangebot. Auch der Rest der Einrichtung war beeindruckend, auch wenn ich es etwas düster fand, das viele Holz an den Wänden und die braunen Samtvorhänge. Es war schon dunkel draußen, daher waren sie zugezogen, und das Licht sammelte sich nur in gelblichen Pfützen auf dem Schreibtisch und dem niedrigen Couchtisch. Aber zu Schrader passte es merkwürdigerweise.
    Er trug einen dunklen Anzug mit einem weißen Hemd, ganz klassisch. Aber modischere Kleidung konnte ich mir an ihm auch nicht vorstellen. Ein beleuchtetes Barfach tauchte sein Gesicht in einen hellen Schein, und die Schatten vertieften seine markanten Züge. Ein eindrucksvoller Mann – ganz anders als Alan. Aber leider weckte er eine ähnliche Beklommenheit in mir.
    »Einen Sherry?«
    »Sie meinen, ich hätte meine Arbeit für heute getan und einen Feierabendschluck verdient?«
    »Muss man sich alles verdienen? Mögen Sie ihn trocken oder medium?«
    »Trocken, bitte.«
    Er stellte zwei Kristallgläser auf die Glasplatte und setzte sich in den Sessel neben mir.
    »Ich hörte von Frau Hollerkamp, dass Sie ja eigentlich schon fast den Sprung in die Geschäftsführung geschafft haben, Frau Leyden.«
    »Oh, so gewaltig wird der Karrieresprung sicher nicht werden. Außerdem muss ich ja erst noch meine Prüfung bestehen.«
    »Ich bewundere solche ehrgeizigen jungen Frauen wie Sie und auch meine Aushilfs-Assistentin. Ich habe zwar während meiner Ausbildung auch mein Brot verdienen müssen, aber ich durfte wenigstens im Overall herumlaufen und musste nicht immer makellos wie ein Titelblatt-Modell aussehen.«
    Oh, was tat mir die Bemerkung

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