Der Ring Der Jaegerin
das ist eine sehr viel fesselndere Materie. Und verlangt auch mehr Kreativität und Phantasie. Eigentlich viel geeigneter für eine Frau, nicht wahr?«
So wollte ich das eigentlich nicht verstanden wissen.
»Ziehen Sie nicht die Nase kraus, Frau Leyden. Das ist kein negatives Bild, was ich von Frauen habe. Im Gegenteil, ich bewundere die Intuition. Sehen Sie, wenn ich – sagen wir Ultraschallgeräte – verkaufe, dann kann ich anhand der Statistik ermitteln, wie viele neue Praxen eingerichtet werden. Das gibt mir dann eine ungefähre Absatzgröße. Wenn ich aber ein neues Arzneimittel auf den Markt bringen möchte, vielleicht eines auf pflanzlicher Basis, dann muss ich versuchen herauszufinden, wie ich die Menschen ansprechen kann, dass sie von der Wirkung überzeugt sind. Und dazu braucht es mehr als statistische Zahlen, dazu braucht man Intuition – und vielleicht ein bisschen Magie?«
»Magie, Herr Schrader?«
»Erfolgreicher Verkauf ist immer ein wenig Magie, Katharina.«
Soso, jetzt war ich schon Katharina. Und eine Einladung, noch einen Cognac in der Bar nebenan zu nehmen, folgte prompt. Ich zögerte.
»Rufen Sie zu Hause an, dass es ein Stündchen später wird, und gönnen Sie mir die Freude Ihrer Gesellschaft noch eine Weile.«
In seiner Gegenwart waren langsam die beklemmenden Gefühle in meiner Magengegend verschwunden, und ich dachte auch nicht beständig an Alan. Das alleine war es schon wert, noch eine weitere Stunde mit ihm zu verbringen. Ich rief also Minni an, die mich im Studio wähnte, und kündigte meine Heimkehr für halb elf, elf an.
Es war eine sehr gepflegte Bar, und wir fanden einen kleinen runden Tisch in der Ecke neben dem Klavierspieler. Allerdings hatte der Ortswechsel meine Gefühle schon wieder umschlagen lassen, und eine neue Form von Beklemmung drückte mir die Kehle zu, als ich meinen Begleiter über die Kerzenflamme hinweg ansah. Er hatte seine Hand auf dem Tisch liegen, und seine Fingerspitzen berührten wie zufällig die meinen. Erschrocken über die leichte Berührung zuckte ich zurück. Er lächelte mich an, und ich schämte mich dieser Reaktion. Unsere Gläser kamen, ich nippte vorsichtig an meinem Cognac. Normalerweise machte ich mir nicht allzu viel daraus, aber heute Abend schien ich dieses brennende Gefühl in der Kehle zu brauchen.
»Womit verbringen Sie ansonsten Ihre Abende, Katharina? Außer mit Studieren natürlich. Eine so schöne Frau wie Sie wird doch sicher auch oft ausgehen.«
»Nein, Herr Schrader.«
»Volkmar, wenn Sie mögen.«
Huiiii! Na, in Ordnung.
»Nein, Volkmar, wenn ich nicht lerne, kümmere ich mich – wie bemerkten Sie eben? – darum, eine schöne Frau zu sein. Ich quäle mich in einem Fitness-Studio.«
Was ich ihm besser verheimlichte, war mein neuestes Engagement in einer Men-Strip-Show. Das würde ihn vermutlich doch vom Hocker heben. Und bei dem Gedanken merkte ich, wie meine Mundwinkel zu zucken begannen. Ich konnte nicht feststellen, ob er es registrierte, denn er schlussfolgerte daraus, dass ich dann ja wohl auch dem Tanzen gegenüber nicht abgeneigt sei, und wies auf die winzige Tanzfläche, auf der sich zwei gelangweilte Paare drehten. Dies Angebot konnte ich nun wirklich nicht ausschlagen und folgte ihm auf das Parkett.
Er tanzte höchst angenehm, und der Tumult in mir beruhigte sich. Erst als wir wieder am Tisch saßen und ich über die Kerzenflamme in sein ausdrucksvolles Gesicht schaute, stieg das heiße Kribbeln wieder auf. Doch diesmal wusste ich, was geschehen konnte, und bevor die Kerzenflamme zum Inferno wurde, riss ich mich zusammen und sah bedauernd auf die Uhr.
Er versuchte nicht, mich aufzuhalten, sondern brachte mich zu meinem Auto.
»Ich habe den Abend mit Ihnen sehr genossen, Katharina. Vielen Dank für Ihre Begleitung.«
»Ich habe zu danken, Volkmar.«
Er beugte sich – Wunder geschehen – über meine Hand. Und bei ihm wirkte diese altmodische Geste ganz selbstverständlich und hinterließ einen anhaltenden Eindruck bei mir. Auf dem Heimweg summte ich daher die sentimentalen Schnulzen aus der Tanzmusik um Mitternacht mit.
Kapitel 17
»Jetzt hast du zwei.« Minni sah mich hämisch an. »Aber mit Männern hast du ja nichts am Hut!«
»Minni, das ist doch nicht meine Schuld.«
»Nicht? Bei uns sind immer wir Katzen schuld an der männlichen Begehrlichkeit.«
»Vielleicht gibt es kleine Unterschiede zwischen Menschen und Katzen? Aber ich werde darüber nachdenken. Im Bett, vor dem Einschlafen.
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