Der Ring Der Jaegerin
werde. Aber du bist dir deiner Wirkung, glaube ich, nicht so recht bewusst.«
»Wirkung?« Ich wollte nicht wirken, außer vielleicht zuverlässig und kompetent in meinem Beruf. Auf Männer wollte ich nicht wirken.
»Du ziehst die Naschkater an, Katharina. Und ich fürchte, an dir holen sie sich Schrammen und Kratzer.«
Ich musste an Minni denken und fragte Liane, ob sie eine Katze habe.
»Klar. Zwei sogar, schwarze Katzendamen, eine mit weißen Pfötchen und eine mit einem weißen Latz. Hast du auch welche?«
Und ich erzählte von Minni, froh vom Thema Männer abgelenkt zu sein, während Liane meine Strähnen entwirrte. Aber ganz ließ sie sich nicht abbringen. Als ich mir den Mantel überzog, meinte sie: »Wegen der Schrammen und Kratzer – Alan hat sie nicht verdient. So, morgen komme ich und helfe dir noch mal beim Anziehen und Frisieren, dann solltest du es aber auch mal alleine probieren. Bis dann!«
Sie tätschelte meine Wange, was mich erstaunte und irgendwie glücklich machte. Freundinnen hatte ich wahrhaftig nicht viele. Und ich lächelte ihr dankbar zu, als ich zur Tür hinausging.
»Tut mir leid, Minni, dass ich dich so viel alleine lasse in den letzten Tagen. Aber ab dem Wochenende wird es besser.«
»Macht nichts. Ich hab die Fernbedienung für den Fernseher gefunden.«
Die weiße Katze aalte sich auf ihrer Decke und strampelte noch ein bisschen mit den Beinen in der Luft.
»Übermorgen ist Freitag, und die sieben Tage sind herum. Meinst du, dass es uns dann besser geht?«
»Wahrscheinlich nicht, aber wir können etwas dagegen tun.«
Was mich nicht tröstete. Ich konnte nämlich nichts tun, was die Sache nicht noch schlimmer gemacht hätte. Vielleicht waren diese furchtbaren Flammen-Halluzinationen weg, aber ich wollte mich nicht verlieben. Weder mit noch ohne Flammen.
Ich schlief schlecht – Aufregung vor dem Auftritt, Gefühlsdurcheinander und allgemeine Haltlosigkeit ließen mich immer wieder aufwachen und mich von einer Seite auf die andere drehen. Minni war auf ihrer Decke eingeschlafen, und als ich es überhaupt nicht mehr aushielt, tappte ich mit bloßen Füßen zu ihr hin, hob das schlaffe Bündel auf und trug es zu mir ins Bett. Sie knurrte leise, schnaufte dann und rollte sich zufrieden neben mir zusammen. Es beruhigte mich, ihren gleichmäßigen Atemzügen zuzuhören, und langsam entspannte sich mein Körper. Ein weißblauer Strudel kreiselte schneller und schneller, und ich versank in dessen schwarzer Mitte.
Kapitel 18
Am Freitag, dem letzten Arbeitstag vor den Feiertagen, war nicht mehr viel los im Büro. Miriam kam auf einen Schwatz zu mir ins Zimmer und stellte ein neugieriges Verhör an. Sie hatte am Abend vorher mitbekommen, dass ich mit Alan und seiner Truppe für einen Auftritt probte.
»Du warst große Klasse, Katharina. Ich wusste gar nicht, was du für versteckte Fähigkeiten hast.«
»Du bist nicht ganz unschuldig daran, Miriam. Du hast mich ja da mit reingezogen.«
Sie schmunzelte, dann sah sie mich plötzlich mit einem Anflug von Neid an und fragte: »Sag mal, hast du was mit Alan?«
Meine Ohren wurden nicht rot. Ich weiß es!
»Nein, warum?«
»Na, eure kleine Szene sprüht ja geradezu Funken. Mann, was beneide ich dich! Hinter dem Jungen sind doch alle Weiber im Studio her. Pass nur auf, dass dir keine die Augen auskratzt, ob an der Sache was dran ist oder nicht. So, und jetzt schöne Feiertage. Ich bin erst am siebten Januar zurück. Wenn du Alan zwischendurch mal siehst, grüß ihn ganz lieb von mir.«
Schlange!
»Wenn ich Zeit dazu finde, klar. Fang dir einen hübschen Skilehrer. Und pass auf, dass du dir kein Bäuchlein anfrisst!«
»Schlange«, zischte sie und warf lachend die Tür hinter sich zu.
Gleich darauf klingelte das Telefon, und zu meiner grenzenlosen Überraschung erklang Volkmar Schraders Stimme. Er wollte mir nur schöne Feiertage wünschen. Was ich denn machen würde, und vor allem, was ich an Silvester vorhatte.
Mit mildem Bedauern erzählte ich ihm, dass Familien-Weihnacht angesagt sei. Über Silvester schwieg ich mich aus, was er noch einmal zum Anlass nahm, um mich auf einen der bekannten Bälle einzuladen, auf dem sich bekannterweise die städtische Prominenz herumdrückte. Verlockend, das Angebot. Zumal er wirklich kein schlechter Tänzer war. Und als Gegenmittel zu Alan wirken konnte. Aber zu sehr wollte ich ihm denn doch nicht entgegenkommen. Mir langte das Chaos, was ein Mann bisher angerichtet hatte. Außerdem liegen mir
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