Der Ring Der Jaegerin
Champagner, bis ich meine Adrenalinkonzentration wieder auf Normalmaß verdünnt hatte.
»Um wie viel Uhr an Silvester?«, fragte Alan mich, als ich zu Liane ins Auto stieg.
»Silvester?«
»Oh, du hast eine Wettschuld abzutragen, hast du das vergessen?«
Das hatte ich in der Tat. Aber es freute mich in diesem Moment ganz ungeheuerlich, dass er sich daran erinnerte.
»Sagen wir gegen sieben Uhr. Und die Wahl der Waffen – oder des Restaurants – liegt bei mir.«
»Das geht in Ordnung!«
Liane enthielt sich eines Kommentars. Erst als ich auf dem Parkplatz an meinem Auto aussteigen wollte, meinte sie: »Schöne Feiertage. Und – be careful!«
Es war schon fast drei Uhr, als ich endlich nach Hause kam, und ich war heilfroh, dass ich am Samstag ausschlafen konnte.
»Minni, hast du etwas dagegen, die Feiertage bei meiner Familie zu verbringen?«, fragte ich die weiße Katze am nächsten Morgen bei unserem gemeinsamen Frühstück. Ich hatte einen Mordshunger und hatte schon mit Rührei begonnen, was beifällig aufgenommen wurde.
»Nein, habe ich nicht. Wer kommt denn? Deine nette Ahnin?«
»Ja, Mandy kommt, sie hatte es jedenfalls vor, sagte meine Mutter neulich. Meine Tante Ortrud und ihr Mann samt Cousine Sabina und vermutlich ihr derzeitiges Gspusi. Für dich ist vermutlich Patschepfot, auch Pfötchen genannt, die richtige Gesellschaft.«
»Patschepfot? Seltsamer Name. Oh … Hatschepsut.«
»Bitte?«
»Ach nichts, nur eine meiner kleinen Erinnerungen. Was für eine Katze ist das?«
»Du, ich kenne mich da nicht so aus, weißt du. Ich habe noch nicht so lange mit diesen wundervollen Tieren zu tun.«
Schnurrrrrrr und wuschschsch ging es um meine Beine. Minni war doch sehr anfällig für Schmeicheleien. Ich wollte es mir merken.
»Ich weiß nur, dass sie ein sehr langes, sehr seidiges und sehr dekoratives Fell hat und sehr grüne Augen mit schwarzen Rändern. Obwohl ich ja blaue Augen schöner finde.«
»Trag bloß nicht zu dick auf, Katharina.«
So viel zu Schmeicheleien.
»Gut, also, wir fahren vorher noch mal in die Stadt, ich brauche noch ein paar Kleinigkeiten. Magst du mitkommen?«
»Klar, immer doch. Du brauchst auch noch ein, zwei Dinge, die mir eingefallen sind. Außerdem sollten wir noch mal bei Buchbinder vorbeischauen, um ihm zu sagen, dass wir das Buch haben. Und ich könnte ihm noch ein paar Mäuse fangen.«
»Einverstanden. Nachmittags fahren wir dann zu meinen Eltern raus. Wir bleiben bis Mittwoch. Ich brauche in der Woche nicht zu arbeiten, und wenn du magst, können wir gemeinsam etwas unternehmen. An Silvester kommt Alan vorbei, und wir gehen essen. Da kann ich dich vermutlich nicht mitnehmen, nach unseren Erfahrungen, die wir beide letzthin mit den Restaurants gemacht haben.«
»Ach, mit Alan gehst du essen.«
»Muss ich. Ich habe eine Wette verloren.«
»Extra?«
»Minni!!!«
»Erzähl mir doch von dem Mann, der dich so schlecht schlafen lässt.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich weiß selbst sehr wenig von ihm. Ich weiß zum Beispiel noch nicht mal seinen Nachnamen und seine Telefonnummer. Geschweige denn, ob er verheiratet, schwul oder ab von allem ist. Und womit er sein Geld verdient – außer mit diesen Strip-Shows – weiß ich auch nicht. Nur dass er wahnsinnig gut aussieht.«
»Aber er interessiert dich?«
»Minni, auch das weiß ich nicht.« Ich seufzte ein bisschen und legte meine Hand in ihren Nacken.
»Lass das mal einen Moment. Es macht mich immer ganz dösig, wenn du mich da kraulst.«
»Siehst du, so ähnlich ist das bei mir auch. Der Mann hat eine solche Wirkung auf mich, dass ich alles drumherum vergesse. Und ich möchte nicht noch einmal eine hormonell bedingte Fehlentscheidung treffen. Das habe ich hinter mir.«
»Dann mach’s wie ich. Wenn mich die Hitze packt, suche ich mir einen flotten Kater, und hinterher ist alles vergessen.«
»Süße, wenn das bei mir so einfach wäre. Ich neige leider dazu, mich zu verlieben. Und wenn das passiert und ich bin für ihn nur ein Betthäschen, dann hab ich die Schmerzen. Wenn es für ihn mehr ist als für mich, dann tue ich ihm weh.«
Ob es das war, was Liane gemeint hatte? Dass ich ihm nicht wehtun sollte?
Minni zog ihre Schlüsse: »Kurz und gut, einem tut’s immer weh. Wenn du es nicht probierst, tut’s weh, und wenn ihr es probiert, tut’s vielleicht auch weh, aber es besteht die Chance, dass ihr beide glücklich werdet. Also, befrage dein Statistik-Lehrbuch, wie die Wahrscheinlichkeit
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