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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bisschen. Luigi brachte einen Whiskey an, aber der half auch nichts.
    Ich wurde nur noch zappeliger. Dann wurde es Zeit, dass wir uns umzogen, und mir zitterten dermaßen die Hände, dass mir Liane helfen musste. In dem kleinen Raum, der uns als Garderobe diente, versuchte sie mich zu trösten.
    »Komm, das hat jeder vor dem ersten Auftritt. Das geht weg, wenn du auf der Bühne stehst und merkst, dass dein Körper nichts vergessen hat.«
    Glaubte ich nicht. Meine Handflächen waren nass und glitschig kalt. Das Atmen machte mir Mühe. Und von einem Magen konnte man nicht mehr reden, nur noch von einem harten Knoten.
    »Hallo, Katharina, schönstes Tanzgirl, lass dich anschauen!« Alan steckte seinen Kopf durch die Tür. Er war in seinem ersten Kostüm, einem Anzug mit Hemd und Krawatte, von dem ich inzwischen wusste, dass er nur von Klettverschlüssen zusammengehalten war, was es so dramatisch machte, wenn er sich die Sachen förmlich vom Leib riss.
    Er nahm meine eiskalte Hand, sah mich prüfend an und zog mich nach draußen, wo ein bodentiefer Spiegel stand.
    »Schau dich an, du siehst unheimlich gut aus. Das Zittern vergeht gleich.«
    Das Wesen im Glas schüttelte den Kopf, die Augen wie in heller Angst aufgerissen. Wo war die beherrschte Katharina, die ehrgeizig ihre Studien verfolgte, die mit strenger Frisur und dezenter Kleidung die Zierde ihres Büros war, die jede Tagung organisieren, jede Besprechung protokollieren konnte, in deren Leben es nichts Aufregenderes gab, als mal ein Essen mit Geschäftsfreunden? Dieses wildhaarige, auffällige, frivole Wesen, das sich halb entblößt Hunderten von Menschen zeigen sollte?
    »Alan, ich kann das nicht. Das … das bin ich nicht. So was habe ich noch nie gemacht!«
    »Natürlich kannst du das.«
    »Nein, du … Du, macht es ohne mich … Ich mache euch nur Schande. Ich weiß gar nichts mehr!«
    Inzwischen waren auch alle anderen außer Nicki, der bereits sein Schwert schwang, dazugekommen.
    »Wetten, dass du es nicht nur kannst, sondern auch einen Extra-Applaus bekommst?« Alan lächelte mich gutmütig an. Was hatte dieser Mann nur für Nerven?
    »Wetten, dass ich jeden Einsatz verpatze und beim ersten Schritt lang hinschlage?«
    »Wette angenommen. Wenn das passiert, lade ich dich Silvester zum Essen ein. Und wenn du Extra-Applaus bekommst, lädst du mich ein.«
    Luigi riet mir augenzwinkernd: »Würde ich annehmen. Alan kocht sehr gut. Aber deswegen stolperst du jetzt bitte nicht mit Absicht.«
    Irgendwie entspannte mich das Geplänkel ein winziges bisschen, und ich konnte meine erstarrten Muskeln sogar in Bewegung setzen, als der Ansager uns ankündigte. Sven und Mario nahmen mich zwischen sich, und ich registrierte sogar ihre unterschiedlichen Aftershavedüfte.
    Und dann fehlt mir ein Stück. Nicht lange, aber als ich wieder klar denken und sehen konnte, tobte ich durchaus korrekt zu den dröhnenden Bässen des ersten Stücks über die Bühne, fast geblendet vom grellen Scheinwerferlicht. Und der Knoten war weg, die Hände wurden warm, atmen konnte ich wieder, meine Einsätze stimmten, und die Musik wummerte wieder im Takt. Luigi wickelte sich gekonnt aus seinem Leder und zeigte dem jubelnden Damenpublikum seinen strammen Po. Dann durften wir uns wieder bewegen mit einem Song, der tierisch schnell war und bei mir diese Hitzewelle auslöste, die mich plötzlich abgehoben von allem die Szene beobachten ließ.
    Alan mit seinem Anzug-Strip ließ uns verschnaufen, und Mario bemerkte leise: »Jetzt hast du’s wieder eingeschaltet, nicht?«
    Alan hatte schöne Deltamuskeln, aber der gluteus maximus war noch besser. Kurz, auch er begeisterte mit einem knackigen Po. Mir kribbelte es in den Fingern, und Übermut zwickte mich.
    Die Zuschauer tobten, quietschten, juchzten begeistert. Zwei Einlagen von uns und Luigi und danach mein Miniauftritt zu »Samba Pa Ti«.
    Er wurde etwas länger, der Miniauftritt, denn an der entscheidenden Stelle ließ Alan mich nicht los, sondern flüsterte: »Komm, hilf mir, mich auszuziehen.« Und so hatten wir dann eine milde Abwandlung der allerersten gemeinsamen Szene – nur diesmal drohten nicht die Flammen mich zu verschlingen. Was immer das Publikum darin sah, es herrschte atemlose Stille, als der letzte Gitarrenseufzer verklang und ich in halb ohnmächtiger Pose in Alans Armen hing.
    »Super!« Er grinste mich an, dann erhielten wir einen wahrhaftigen Beifallssturm.
    Nach der Vorführung dauerte es eine ganze Weile und einige Gläser

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