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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zwar nur ein altes Buch, aber ich habe vieles daraus mit Genuss verspeist.«
    Er drückte mir einen dicken, abgegriffenen, fleckenübersäten Band in die Hand, der sich Kochbuch nannte. Wie passend. Ich bedankte mich mit ehrlicher Freude und versprach, nach den Feiertagen wiederzukommen. Als ich meine Tasche schultern wollte, zerrte Minni an dem Paket mit dem Schlafsack und bestand darauf, ihn dort zu lassen. Da ich keine direkte Verwendung für das Ding hatte und bepackt genug war, willigte ich ein.
    »Wir legen ihn in die Ecke mit den Märchenbüchern. Da ist er genau richtig, wenn ihr ihn braucht«, nickte Buchbinder und verschwand hinter den Regalen.
    Leicht irritiert über diese Äußerung verließ ich den Laden.
    Meine Mutter freute sich richtig, als ich eintraf; auch mein Vater nahm mich liebevoll in den Arm und zupfte an meinem Zopf. Vielleicht lag es wirklich an mir, dass wir uns in den vergangenen Jahren so reserviert begegnet waren. Ich hatte mich wohl sehr zurückgezogen, nach meiner ehelichen Pleite und der Scheidung. Auch Minni wurde willkommen geheißen, lehnte aber eine Schale Milch ab. Sie begründete es mir gegenüber, das mit dem Bäuchlein habe sie schockiert.
    Hocherfreut war Mutter natürlich, als ich ihr von meinem Entschluss berichtete, bei ihr in die Kochlehre zu gehen. Vor allem die Begründung schien ihr eine heimliche Genugtuung zu bereiten, denn ich beichtete ihr schlicht und einfach die Wahrheit, dass ich an Silvester einen Freund bewirten wollte. Und ganz anders als früher versuchte sie jetzt nicht, alle möglichen Einzelheiten zu dieser Bekanntschaft aus mir herauszuholen. Und so stand ich dann mir ihr zusammen in der Küche und bereitete gefüllte Kalbfleischröllchen nach ihren Anweisungen zu.
    Minni vergaß ihre diätetischen Grundsätze und probierte bei Tisch ein Häppchen. Sie war zufrieden mit mir.
    Am Sonntag stieg ich tief in die Geheimnisse der Fischzubereitung ein. Das Fischfilet in der Folie war recht gut, vielleicht ein wenig zu lange gegart, aber meine Eltern verspeisten es dennoch mit Lob auf den Lippen. Minni benörgelte es.
    Montag war Heiligabend. Ich begleitete vormittags meine Mutter beim Einkaufen und ließ mir auch da noch einige nützliche Tipps geben. Mein Vater holte während der Zeit Mandy vom Flughafen ab, und als wir mittags wieder zusammenkamen, trafen auch Tante Ortrud und Onkel Walter ein. Eine Stunde später auch Cousine Sabina mit Pfötchen und einem ausgesucht schönen Menschen namens TomTom.
    Kritisch beobachtete ich die Annäherung zwischen Minni und Pfötchen, genau wie Sabina auch. Die beiden weißen Katzen trafen sich im Flur; wir beide, Sabina und ich hinter ihnen, bereit, bei dem ersten Anzeichen von Feindseligkeiten einzugreifen. Doch die Begegnung verlief friedlich. Minni stolzierte mit vornehm gekringeltem Schwanz auf die flauschige Pfötchen zu. Diese tänzelte anmutig ebenfalls einige Schritte vorwärts, dann berührten sich ihre beiden rosa Näschen zu einem zierlichen Küsschen. Was mich wunderte, war, dass Minni überhaupt nichts sagte, sich aber dennoch mit Pfötchen zu verständigen schien. Seite an Seite zogen die beiden ins Wohnzimmer ab und dekorierten sich geschmackvoll an der Heizung.
    Sabina, derzeit rothaarig, mit kinnlangem, klassischem Bobschnitt, war wie üblich atemberaubend elegant in cremeweißem Kaschmir, das Kleid würde ein Vermögen kosten, wenn man es regulär kaufen müsste. Sie als Fotomodell bekam diese Sachen natürlich günstiger. Ich hatte seit unserer Kindheit kein besonders herzliches Verhältnis zu ihr. Sie war mir immer so viel überlegener erschienen, weltgewandter, eleganter. Ich war dagegen das Arbeitstier, nüchtern, solide, nie flippig oder gar sexy. Diese Barriere war auch jetzt noch vorhanden, und wir begrüßten uns äußerst distanziert.
    Und dann war da auch noch TomTom. Ein ganz Smarter, der junge Mann. Er machte sich bei mir gleich als Junior Manager einer renommierten Unternehmensberatung bekannt und hatte nichts anderes zu berichten, außer von seinen einschlägigen Erfahrungen, seinen überragenden Kenntnissen in der Unternehmensführung, die großartigen Ratschläge, mit denen er etliche Firmen kurz vor dem Ruin noch in die Gewinnzone gerettet hatte, und die allübergreifende Dummheit der Unternehmer. Ich sah Mandy während eines dieser Monologe an, und sie drehte vielsagend die Augen nach oben weg. Und um ehrlich zu sein, meine hochnäsige Cousine sah etwas betreten drein und versuchte,

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