Der Ring Der Jaegerin
Geschehens zu finden, das.
»Alan? Da war eine Buchung, die ich nicht zuordnen konnte, ja. Es stand nur ein Name dabei. Heißt du Vomwald?«
»Ja, sicher. Steht doch auch auf den Studioverträgen.«
Ich sah eben noch, wie Minni vom Stuhl stürzte. Ich wäre fast hinterhergesegelt.
»Hoppla, Minni. Hast du von dem Wein genascht?«, fragte Alan und hob sie hoch. »Das ist aber auch eine gefährliche Konstruktion, die ihr beide hier auf dem Stuhl aufgebaut habt.«
»Ich wollte nicht, dass sie auf dem Tisch sitzt«, antwortete ich schwächlich und richtete meine Fassung wieder her. Dann stellte ich fest: »Jetzt fehlen mir nur noch deine Adresse und Te lefonnummer, dann habe ich fast alles zusammen, was ich von dir wissen muss, um den Täter zu beschreiben, der in der Silvesternacht den Raubüberfall in meiner Wohnung durchgeführt hat.«
»Schreibe ich dir nachher auch noch auf. Aber ich bin viel zu satt, um hier noch einen Überfall zu inszenieren.«
»Wenn du das so sagst. Satt bin ich auch. Eigentlich hätte ich noch Backäpfel, aber das können wir auf später verschieben.«
Gemeinsam räumten wir den Tisch ab, und ich machte die Küchentür zu, um das Trümmerfeld nicht mehr sehen zu müssen. Bis Mitternacht war es noch eine gute Stunde hin, und wir setzten uns mit dem Wein zusammen ins Wohnzimmer und schwatzten entspannt und freundschaftlich über dies und das, vor allem aber das Studio. Alan hatte die Jacke ausgezogen, und hin und wieder, wenn ich die Muskeln unter dem dünnen Batisthemd spielen sah, hatte ich Probleme mit dem Atem. Aber ich hielt mich gut.
Um Viertel vor zwölf holte ich die Champagnerkelche aus dem Schrank und sah Alan fragend an.
»Solange ich nicht irgendwelche Knaller, Kracher und Raketen abfeuern, sondern nur die Korken knallen lassen muss, ist das in Ordnung.«
Ich zog die Rollläden hoch, um einen Blick auf die Silvesternacht zu haben. Minni lag im tiefsten Verdauungsschlaf und rührte sich nicht, als ich das Fenster öffnete. Alan goss den Champagner in die Gläser, und dann schlugen die Glocken Mitternacht.
»Ein glückliches neues Jahr, Katharina. Dass du alles erreichst, was du dir vorgenommen hast.«
Sein Arm war um meine Schultern. Ich hob mein Glas, leise klirrten die Ränder aneinander, und ich sah in seine so erstaunlich grünen Augen, die um die Pupille herum kleine goldbraune Flitter hatten. Die Schmetterlinge in meinem Bauch erhoben sich zu einem verrückten Tanz.
»Ein glückliches neues Jahr, Alan!«, flüsterte ich heiser. Mehr war nicht drin. Er stellte sein Glas zur Seite und nahm mir meines aus der Hand. Ich fühlte seine Hand in meinem Nacken, sah ihn immer noch mit weit offenen Augen an, traute mich nicht, auch nur einen Muskel zu rühren, um den Zauber nicht zu zerstören, wurde näher an seinen warmen Körper gezogen und spürte dann endlich, endlich seine Lippen auf den meinen. Erst sanft, wie fragend, dann sicherer und plötzlich hungrig und verlangend. Die Schmetterlinge flatterten wild auf, dann sanken sie zusammen, und ich schloss die Augen.
Sein Kuss schmeckte viel besser als der Champagner. Ob es die Raketen draußen waren oder das Feuerwerk in mir, wusste ich nicht mehr zu unterscheiden. Es war mir ja so egal. Kalt zog der Hauch der Winternacht durch das Fenster, und warm war ich in seine Arme gebettet. Und endlich konnte ich alle zehn Finger in dieser Lockenpracht vergraben.
»Verzeiht, wenn ich störe, aber es ist verdammt kalt hier!«, protestierte es vom Sofa her, und sehr widerwillig machte ich mich los.
»Lass uns die Tür schließen, es zieht.« Meine Stimme war immer noch heiser, und Alan machte mit einer Hand die Tür zu, mit der anderen hielt er mich weiter an sich gedrückt.
»Keine Angst mehr vor mir, Katharina?«
»Was für eine Frage?«
»Ich dachte, neulich … Entschuldige, wenn ich dich verletzt habe.«
Er hatte mein Zurückzucken gemerkt. Aber wie sollte ich ihm das mit den Auflagen der Siegel erklären? Die sprechende Katze aus Trefélin, das Buch mit den sieben Siegeln, Hexen und kranke Königinnen – das stempelte mich für einen normalen Menschen zum Spinner. Also behielt ich trotz größter Versuchung mein Geheimnis für mich und strich stattdessen mit den Fingerspitzen über seine Schultern, seine Brust und seinen Bauch. Was zu einer heftigen, aber durchaus wünschenswerten Ablenkung führte, die damit endete, dass wir beide auf die Polster sanken. Als ich wieder zu Atem kam, langte ich nach meinem Glas und
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