Der Ring Der Jaegerin
versuchte, mit dem Alkohol nüchtern zu werden. Ein blödsinniges Unterfangen.
»Dein Kleid ist wunderschön, Katharina, das wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen.« Alan fuhr mit den Fingern an meinem Hals entlang und zog mir das schwarze Jäckchen von den Schultern. »So ist es noch schöner.«
Und da ich ja schon Übung darin hatte, ihn seiner Krawatte zu entledigen, gelang mir auch das ganz problemlos. Meine Finger kribbelten zum Verrücktwerden und machten sich voller Sehnsucht selbständig.
Und suchten und suchten und fanden und ineinander verloren, sprachlos forschend, hingebend und nehmend versanken wir in unserer eigenen gemeinsamen Welt. Irgendwann war ich aufgestanden und hatte ihn an der Hand genommen.
Das neue Jahr war noch keine zwei Stunden alt, als ich mich wieder in den Flammen befand. Doch diesmal war es ein anderes Feuer, nicht weniger verschlingend, doch golden und glühend aus dem Inneren, und es stillte die Unruhe, ließ mich getröstet und sicher in seinen Armen zurück.
»Kathy.«
Kleine Schauder huschten über meine bloße Haut, als Alan sacht über meinen Rücken strich. Ich hob meinen Kopf von seiner Brust und sah im Dämmerlicht sein Gesicht. Es war das Gesicht, nach dem ich mich schon immer gesehnt hatte; offen wirkte es, mit einem Mund, der Zärtlichkeit versprach, aber auch hart und energisch sein konnte, ein leicht vorspringendes Kinn, das jetzt, in den frühen Morgenstunden, ein klein wenig rau von blonden Bartstoppeln war. Ich wollte mich doch nicht verlieben. Aber ich wusste jetzt schon genau, dass diese Nacht mit Schmerzen zu bezahlen war. Und mit einem Fatalismus, der mir bislang fremd war, beschloss ich, auf mich zukommen zu lassen, was kommen musste. Davon aber wollte ich mir diese Nacht nicht verderben lassen.
Und darum forderte ich die Flammen wieder heraus, und Alan trat mit mir in die lodernde Welt.
Mich weckte ein schamloses Lecken an meinem linken großen Zeh. Ich blinzelte und sah, dass Minni zufrieden am Fußende saß. An meiner Seite war das Bett zerwühlt, aber von Alan keine Spur. Tiefe Enttäuschung packte mich, und ich setzte mich auf.
»Hallo, Minni. Hat sich Alan wenigstens von dir verabschiedet?«
»Nö.«
»Du hältst mich wohl für einen ausgemachten Stoffel, Kathy, was?« Alan stand, mit einem Handtuch um die Hüften, in der Tür, und mir wurde bei seinem Anblick schon wieder ganz schwummerig.
»Hübsch siehst du aus, wenn du so zerzaust und verschlafen bist. Aber ich fürchte, dieses weiße Tier da zu deinen Füßen hat das Recht auf ein Katerfrühstück.«
»Einen Kater hätte ich auch gerne zum Frühstück«, konterte ich und machte Krallen mit den Fingern nach.
Minni zog beleidigt ab, als sie sah, was sich daraus ergab. Sie bekam ein sehr spätes Morgenmahl.
Kapitel 21
Diesen Neujahrstag hätte man eigentlich aus dem Kalender streichen sollen. Er gehörte nur uns beiden, und nicht das kleinste Lebenszeichen der Realität ließ ich an mich herankommen. Ich wollte mich der Welt nicht stellen, ich wollte einfach liebevoll beschützt und umhüllt werden, leise herumalbern, sentimentalen Unsinn flüstern, an Alans Schulter dösen und mich um nichts als unser beider Zärtlichkeit kümmern.
Aber es konnte nicht von Dauer sein. Am Nachmittag verabschiedete Alan sich, er hatte noch einige Dinge für den nächsten Tag zu regeln, und ich beseitigte seufzend das Schlachtfeld in der Küche. Minni ergeierte ein paar Reste, hielt sich aber erstaunlich mit Bemerkungen zurück. Zumindest ernüchterte mich die Hausarbeit so weit, dass ich wieder einigermaßen klar denken konnte. Ich war ein ziemliches Risiko eingegangen, was mich hastig die Nummer meines Frauenarztes heraussuchen ließ. Dann erledigte ich meine Neujahrsgrüße bei meinen Eltern, Mandy und ein paar Bekannten, dabei naschte ich fast alle Schokoladentaler aus dem Messingkessel.
»Was wirst du mit dem Kessel machen?«, fragte mich Minni plötzlich und beschnupperte den gebogenen Rand. Der Kessel war ein hübsches Stück Handwerkskunst, hatte einen runden Boden mit drei Füßchen, am Rand oben hatte er drei Ösen, vermutlich, um eine Kette daran zu befestigen, damit man ihn auch aufhängen konnte. Ansonsten war er schlicht, seine Oberfläche wirkte wie gehämmert, und ein schmales Band mit einem zierlichen Blumenmuster zog sich um seine bauchige Mitte. Er mochte wohl knapp zwei Liter fassen, aber ich dachte mehr an eine Verwendung als Blumenampel. Mit einer Messingkette aufgehängt und
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