Der Ring Der Jaegerin
herein.«
»Guten Abend, Katharina, guten Abend, gnädige Frau«, sagte er mit einer Verbeugung zu der sprachlosen Dame, die Mühe hatte, sich in ihren ausgetretenen Pantoffeln zu halten. Ich hingegen hatte entsetzlich Mühe, nicht laut herauszulachen, hielt ihm nur die Tür weit auf und schlug sie energisch zu, als er eingetreten war.
»Ähm – die Dame gehört doch wohl nicht zu den Gästen heute Abend?«
Ich kämpfte immer noch mit dem Lachen und meinte: »Eher nein. Oder soll ich sie dazubitten?«
»Das würde die Wahl des Lokals ein wenig einschränken. Oder hattest du an Hamburger gedacht?«
»Noch eine viel größere Enttäuschung, Alan. Das Essen wird hier serviert.«
War das ein leichtes Aufblitzen in seinen Augen? Er sagte nichts weiter dazu, sondern reichte mir das Biedermeierbukett. Und Küsschen-Küsschen, rechte Wange, linke Wange.
Ich merkte, dass mich die ungeplant heitere Begegnung mit der Nachbarin so weit entspannt hatte, dass ich völlig gelassen meinen Gast in die Wohnung geleiten konnte.
»Ich möchte dir noch ein Mitglied dieses Haushaltes vorstellen, Alan. Und ich muss gleich dazusagen, wenn du keine Billigung findest, musst du sofort wieder verschwinden!«
»Oh, du lebst nicht alleine?«
»Sehe ich so aus?« Oh, diese Teufelchen!
Sein Blick fiel auf den Tisch, der für drei gedeckt war.
Ich sah mich nach Minni um. Mit mildem Erstaunen entdeckte ich sie, wie sie in königlicher Haltung auf dem aufgeräumten Schreibtisch posierte, die Nase hochmütig erhoben und die Augen teilnahmslos auf einen fernen Punkt gerichtet.
»Alan, darf ich dir Minerva vorstellen. Minerva, bitte! Hier ist Alan. Möchtest du vielleicht die Höflichkeit besitzen und ihn begrüßen.«
Ganz langsam wandte sie ihren Kopf, und ein kühl musternder Blick streifte Alan von oben bis unten.
»Aha.«
»Ja, ich gehe dann wohl besser wieder«, meinte Alan, der diesem Blick mit Mühe standgehalten hatte.
» SCHNURRRRR! «, sagte Minni und machte den Hals lang. Die kleine Perle baumelte heftig an dem blauen Halsband, als sie ihren Kopf an seinem Arm rieb und fröhlich weiße Haare auf dem dunklen Stoff hinterließ.
»Sieht aus, als könntest du bleiben.«
»Wunderbar, ein Abend mit zwei schönen Frauen. Minerva, was hast du für ein hübsches Halsband an. Darf man dich kraulen, Kätzchen?«
Minni brummelte etwas, das ich besser überhörte, und ließ sich genüsslich zwischen den Ohren kratzen. Wenigstens keine Katzenallergie.
Ich fragte nach dem Aperitif, und wir einigten uns auf einen Sherry. Alan nahm neben Minnis Decke Platz, und ich hatte wieder etwas Probleme mit der Konversation. Darum nippte ich schweigend an meinem Glas.
»Der kann einem die Sprache verschlagen, was, Katharina!«
O Gott, Minni! Beinahe hätte ich mich verschluckt und maßlos blamiert. Zum Glück brachte Alan die harmlose Frage nach den Feiertagen auf, und ich erzählte viel zu detailliert von meinem Familienbesuch. Dann entschuldigte ich mich und verdrückte mich in die Küche, um Herd, Ofen und Grill anzustellen.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste? Oder sind das geheimnisvolle Vorgänge, die hier in deiner Hexenküche ablaufen?«
»Nein, nein, komm nur herein, wenn dich das nicht stört.«
Mich störte es aber, und meine Handgriffe wurden unsicher. Und dann kam auch noch Minni dazu, die mir zwischen den Füßen herumwuselte und mich beinahe stolpern ließ. Ich war kurz davor, meine Entscheidung zu verfluchen, dieses Essen zu kochen, als ich eine kleine Stichflamme aus dem Grill wahrnahm. Ich zwinkerte zwei, drei Mal und sah genauer hin. Natürlich keine Spur von Flamme. Das war wohl wieder so eine Warnung. Ich riss mich zusammen und konzentrierte mich.
Alan erzählte von seinem Patenonkel, den er besucht hatte, aber ich hörte nur mit einem halben Ohr zu. Endlich hatte ich die Spießchen angerichtet, den Fisch auf Betriebstemperatur gebracht und den Wein aus dem Kühlschrank geholt. Ohne zu fragen griff Alan nach dem Korkenzieher und öffnete die Flasche. Dann gingen wir zu Tisch, und ich servierte den ersten Gang.
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass Minerva mit uns speist. Sie hat ganz ausgezeichnete Manieren. Ich meine, vermutlich wirst du mich für etwas verschroben halten, dass ich so mit meiner Katze umgehe.« Ein bisschen hilflos zuckte ich mit den Schultern.
»Es ist nur ein ganz kleines bisschen ungewöhnlich, aber mir nicht ganz fremd. Der Kater meines Paten, von dem ich vorhin erzählte,
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