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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ausdruck des Abscheus auf die Tastatur fallen.
    »Ihr habt mich verarscht. Die Mäuse sind hier genauso schlapp wie bei Buchbinder!«
    »Minni, keine Kraftmaus? Das tut mir aber leid. Alan, das ist ein erschreckend schlecht geführtes Studio. Ihr füttert diese letzten Mitglieder der Nahrungskette nicht richtig.«
    »Minerva, würdest du bitte diesen Kadaver von meinem Arbeitsplatz entfernen!« Alan sah Minni drohend an, aber sie spielte die Beleidigte.
    »Kannste selbst wegnehmen, wirst dich schon nicht dran verheben.« Und mit einem hochnäsigen Schwanzzucken verschwand sie wieder zwischen den Stühlen des Bistros.
    »Hier einfach Biomüll zu produzieren! Diese Katze ist eindeutig zu gut gefüttert.«
    Ich nahm das Mäuschen des Anstoßes mit zwei spitzen Fingern am Schwanz und trug es in die Teeküche, wo der Mülleimer stand.
    »Kathy, was hast du heute Abend vor?«
    »Mich geistig und moralisch auf meinen ersten Arbeitstag im neuen Jahr vorzubereiten.«
    »Und das geht nur ohne Gesellschaft?«
    »Ooooch, die Moral könnte schon gestützt werden.«
    Und so kam es, dass die Lehrbücher weiter ihren Winterschlaf im Schrank hielten, meine Diplomarbeit sich unvollständig auf dem Schreibtisch räkelte und Minni auf dem Fernseher schlief.
    Allerdings verschwand Alan gegen Mitternacht. Eigentlich sehr mitdenkend, denn er meinte, wenn er bis zum Frühstück bliebe, würde das meinen gewohnten Tagesablauf vermutlich ziemlich durcheinanderbringen. Da hatte er natürlich recht, aber ich wäre doch so gerne in seinen Armen eingeschlafen.
    Trotzdem war ich ihm morgens um halb sieben dankbar. Schlimm genug, nach über einer Woche Ausschlafen wieder beim Weckerpfeifen aus dem Bett kriechen zu müssen. Und Kuscheln hin, Kuscheln her, hektische Morgenaktivitäten sind ernüchternd. Wie ich sehr wohl wusste.
    Mergelstein war schon vor mir da. Er blickte nicht mehr ganz so traurig drein wie vor den Feiertagen und machte mir Komplimente über mein Aussehen, die ich nicht ganz ernst nahm, denn ich hatte den Eindruck, merklich übernächtigt auszusehen. Dann warf ich mich auf den Postberg. Eigentlich hätte man ja meinen können, dass ein Großteil unserer Geschäftspartner ebenfalls ihre Aktivitäten zwischen den Jahren reduzierten, aber nein, es war eine Unmenge von Eingängen zu verzeichnen. Davon auch eine Reihe Geschenke, nichts Besonderes mehr, alle mussten sparen, aber Kalender, Terminplaner, Schreibmappen, Zettelkästen und Taschenrechner kamen dennoch in nicht unbeträchtlicher Anzahl an. Ich merkte mir die vor, die ich für mich haben wollte – ein Privileg der Geschäftsführer-Sekretärin – der Rest würde in den großen Topf zur Verteilung gehen. Ein Bildkalender mit gezeichneten Pflanzen gefiel mir, einen Terminplaner für die Handtasche legte ich beiseite, und ein witziger Taschenrechner im Scheckkartenformat sollte der meine werden. Dann fand ich allerdings noch eine etwas originellere Gabe. Unsere spanische Niederlassung schien der Meinung zu sein, dass Mergelstein für seine geschäftlichen Auseinandersetzungen handgreiflichere Unterstützung brauchte, und hatte ihm ein in einer schön gearbeiteten Lederscheide steckendes Bowiemesser gesandt. Das konnte natürlich nicht gleich in die allgemeine Verteilung gelangen. Mit dem Dolche in der Hand klopfte ich an die Tür meines Chefs.
    »Herr Mergelstein, wir wollten uns doch schon immer mal über diese Gehaltserhöhung unterhalten, nicht wahr?«, frotzelte ich und zog das glänzende Messer aus seiner Lederumhüllung.
    »Ach du meine Güte, wer war denn so geschmacklos, das zu schicken? Oder war eine Duellforderung daran geheftet?«
    »Soweit mein Spanisch reicht, verstehen die unter ›Feliz Navidad‹ eher freundschaftliche Grüße. Können Sie es nicht als Brieföffner verwenden – oder als Zeigestock, wenn Sie einen Vortrag mit Folien halten? Es würde das eine oder andere Argument sicher wirkungsvoll unterstreichen. Ich glaube, diese Art von Messern ist auch zum Werfen geeignet.«
    Mergelsteins Gesicht verzog sich zu einem nachdenklichen Lächeln, und er brachte eine für ihn schon fast hämische Grimasse der Hinterhältigkeit zustande.
    »Prächtige Ideen haben Sie da, Frau Leyden. Ich denke da so an die Bilanzbesprechung, wenn ich wieder Rückstellungen auflösen soll, die wir gar nicht gebildet haben.«
    Ich ließ den Daumen über die scharfe Klinge gleiten und nickte bestätigend.
    »Aber ernsthaft, das Ding kann ich wirklich nicht brauchen. Ich gehe ja nicht

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