Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
dass ich nach den Kursen auch noch nach allen Regeln der Kunst gewürgt, geschlagen und erstochen wurde. Und wirklich ein paar miese Tricks lernte. Deswegen vermutlich, weil Alan darauf bestand, dass Luigi mir gleich die harten Methoden zeigte.
    Gegen Mitternacht brachte Alan mich nach Hause. Ich war total erschöpft und konnte kaum noch die Treppe hochkriechen. Abgesehen davon hatte ich noch eine reichliche Menge blauer Flecken dazubekommen.
    »Soll ich bei dir bleiben, Kathy? Ich meine, nur so zum Festhalten und Einschlafen.«
    »Nein, Alan, lieber nicht. Ich möchte jetzt ein bisschen alleine sein. Da ist noch eine Entscheidung, die ich treffen möchte.«
    »Gut, dann melde ich mich morgen wieder.«
    »Schön. Gute Nacht dann.«
    »Gute Nacht – und einen Gruß an Minni. Das ist schon eine tolle Katze.«
    Ich setzte mich trotz der nächtlichen Stunde noch ein wenig ins Wohnzimmer und sah zum abnehmenden Mond empor.
    »Fern leuchten Sterne,
    Antworten warten dort nicht –
    Suche sie in dir!«
    »Minni, wieder eines deiner hilfreichen Haikus?«
    »Mhhm.«
    »Danke.«
    Und in Erinnerung an das Glücksgefühl bei der Konzentration auf Kessel und Dolch ging ich zu meiner Tasche und zog die Lederscheide hervor. Der Stahl glänzte kalt und gefährlich im Sternenlicht. Ich legte den Dolch vor mich hin und wartete geduldig darauf, dass Ruhe in meine Gedanken eintrat.
    Lange brauchte ich nicht dafür, und in dem bläulich weißen Licht wurde mir klar, was ich tun musste. Nicht, weil ich gedemütigt worden war, nein, das war wahrlich nur ein minderer Aspekt dieser Angelegenheit. Aber das Buch durfte nicht missbraucht werden. Was immer Katharina vom Walde aufgeschrieben hatte, es sollte nicht für oberflächliche Werbesprüche herhalten müssen. Vielleicht gab es nützliche Rezepte darin, vielleicht waren es auch wirklich nur Hausmittelchen. Aber zu ihrer Zeit hatte sie verantwortungsvoll notiert, womit sie Menschen geheilt hatte. Das Wissen sollte nicht missbraucht werden, Mergelstein und die Firma nicht, die Menschen, die der natürlichen Heilkraft vertrauten, und vermutlich eine ganze Reihe anderer, die mit den Schraderschen Unternehmungen in Verbindung standen.
    Ich schwor mir, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
    Beinahe erleichtert ging ich zu Bett und schlief lange genug, um mich erholt dem neuen Tag zu stellen. Zwar kam ich ein bisschen zu spät ins Büro, aber das war ja nach einem Tag mit Magenverstimmung auch nicht besonders verwunderlich. Mergelstein erkundigte sich mitfühlend, ob es mir wieder besser ginge, was ich ihm versicherte. Dann bat ich ihn um ein Gespräch. Er zuckte zusammen, sah auf seinen Terminkalender und meinte, am besten sei es gleich. Ich schloss die Tür hinter uns.
    »Sie sind sehr rigoros, Frau Leyden.«
    »Ja, Herr Mergelstein. Denn es geht mir um etwas sehr Wichtiges.«
    Er sackte müde auf dem Besprechungsstuhl auf der anderen Tischseite zusammen, und ich goss ihm erst mal einen Kaffee ein.
    »Sie haben sicher von den Gerüchten gehört. Dass man mich gerne draußen sähe, ist es das?«
    »Das spielt auch eine Rolle, ja.«
    »Dann sollen Sie natürlich wissen, dass diese Gerüchte der Wahrheit entsprechen. Und auch, dass Schneider-Ott mein Nachfolger sein wird. Weshalb Sie vermutlich um Veränderung bitten wollen.«
    »Herr Mergelstein, sind Sie sicher, dass schon alles endgültig entschieden ist? Oder ist es nur eine Drohung?«
    »Man wirft mir ein zu zögerliches Vorgehen bei der HeiDi-Abwicklung vor. Schrader hat sich beschwert. Das ist wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen wird. Aber ich kann mich – jetzt nachdem ich die ersten wachsweichen Antworten auf meine Fragen erhalten habe – schon gar nicht mehr dazu durchringen, den Kauf mit gutem Gewissen zu beschleunigen.«
    »Gut. Ich habe Herrn Schrader inzwischen näher kennengelernt. Ich stimme Ihnen voll und ganz zu.«
    »Haben Sie? Ist er Ihnen zu nahe getreten?«
    »Das kann man wohl so ausdrücken. So nahe, dass ich gestern krankgefeiert habe«, bestätigte ich grimmig.
    Mergelstein war aufgesprungen und hatte meine Hände gefasst.
    »Mein Gott, und ich habe Sie in die Höhle des Löwen geschickt.«
    »Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe, ich habe dem Löwen ja meinen süßen Leib zum Fraß vorgeworfen. Ich hätte es ja auch bleiben lassen können. Aber jetzt hätte ich gerne ein paar Infos von Ihnen. Ich möchte, dass wir sie mit meinen Erkenntnissen zusammenwerfen, um zu sehen, was dabei für ein Bild

Weitere Kostenlose Bücher