Der Ring Der Jaegerin
äußerst ehrgeiziger und gewissenhafter Mann, der die Dinge, die er sich vornahm, auch immer genau in dem gesteckten Rahmen erledigte. Einen besseren Partner konnte sich Alan überhaupt nicht wünschen. Abgesehen davon konnte ich nach ein paar Einblicken in die Buchhaltung eines feststellen: »Sagt mal, der Laden hier ist ja eine sprichwörtliche Goldgrube.«
»Das sind Studios fast immer. Wenn sie richtig geführt werden. Leider haben die meisten Besitzer nur mehr Muskeln als Hirn, darum gehen sie so schnell vor die Hunde.«
»Und dann kann man sie billig aufkaufen«, fügte Alan hinzu.
»Daher weht der Wind.«
Das Wochenende war seit langem eines der friedlichsten, und ich hätte die lauernde Bedrohung beinahe vergessen, wäre nicht ein Anruf von Schrader auf dem Band aufgezeichnet gewesen. Er ging wohl davon aus, dass er sich völlig korrekt verhalten hatte, und lud mich für Sonntag zu einem Ausflug in den Schnee ein. Ich rief nicht zurück und ging auch nicht ans Telefon, sondern ließ weiter den Anrufbeantworter laufen.
»Hartnäckig, der Junge. Was will der von dir? Ist ihm nicht klar, dass er sich disqualifiziert hat?«
»Nein, ich glaube, er hält sich für dermaßen umwerfend, dass ihm der Gedanke nicht in den Sinn kommt. Vergiss ihn, Alan. Da, rühr die Butter unter die Sauce.«
Zu Minnis übergroßer Freude standen wir nämlich in der Küche und produzierten Köstlichkeiten.
Montag telefonierte ich noch einmal mit Gerti und fragte, ob der Termin bei Cosmea noch stand. Gerti war gesprächig, freute sich auf unser Treffen und ließ mit keinem Wort erkennen, ob sie um meine Zusammenkünfte mit ihrem Chef wusste.
Der versuchte noch ein paar Mal, mich zu erreichen, auch im Büro, wo glücklicherweise gerade mein Telefon auf Miriam umgestellt war, die mich auf mein Geheiß hin verleugnete.
Die Woche verlief derart harmonisch und ohne Stolperfallen, dass ich mich allmählich in Sicherheit wiegte. Wie der Siegelvers ja sagte, bei gutem Gewissen drohte keine Gefahr. Und ein gutes Gewissen hatte ich allemal. Daher schwang ich auch guten Mutes meinen Beutel mit Kessel, Dolch und Minni über die Schulter und machte mich am Freitagabend auf den Weg zu Cosmea. Da es kalt war, hatte ich mich ganz unhexisch in Jeans und einen Pullover gehüllt und eine dicke Flauschjacke darübergezogen. Alan vermutete ich bei den Vorbereitungen für seinen Auftritt.
Frau Hexenmeisterin begrüßte mich erstaunlich freundlich und bat mich sogleich in das Sanktuarium im Partykeller. Neu gestaltet diesmal, in der Mitte des Raumes stand zwar der Altar, aber nur mit einer blauen Kerze und einer Stoffpuppe dekoriert. Der Kreis der Anwesenden war der nämliche wie beim ersten Mal, und Gerti winkte mir freundlich zu. Ich fragte mich, wer wohl die Leidende sei, über die es zu meditieren galt, und erfuhr es, nachdem die einleitenden Reinigungsrituale absolviert waren.
»Wir wollen heute versuchen, unsere Schwester Tamara von ihrem schmerzhaften Rückenleiden zu erlösen. Anschließend wollen wir gemeinsam um Wissen bitten. Uns sind wertvolle Aufzeichnungen durch dunkle Mächte abhanden gekommen – und so müssen wir uns auf unsere inneren Kräfte besinnen, dass sie uns die alten Weisheiten wiederschenken.«
»Hat sie schön gesagt. Dunkle Mächte. Mach dich auf einiges gefasst, Katharina.« Minni lag in dem Beutel an meiner Seite und hielt sich unter ihrem Tuch versteckt, das sie sich vor Weihnachten gewünscht hatte.
Schwester Tamara, wieder in schlabberigem Hemd, was sie über einem knöchellangen Wollrock trug, der seine Entstehung in einem slawischen Kulturkreis gefeiert hatte und dementsprechend folkloristisch angehaucht war, verzog ihre blassen Lippen zu einem leidenden Lächeln und seufzte leise, als sie sich aus ihrer gekrümmten Haltung aufrichtete.
»Wenn du mich fragst, braucht die keinen Heilzauber, sondern mehr Bewegung«, flüsterte ich Minni zu, als eine allgemeine Zustimmung zu dem angekündigten Programm gemurmelt wurde.
»Da spricht die Heilerin. Ich fürchte, du hast einfach recht. Lass sehen, wie Cosmea die Sache anfängt. Blaue Kerze für Heilung ist ja schon mal ganz dekorativ. Und ein Püppchen haben sie auch schon fabriziert. Jetzt beherrsch dich nur, wenn der Kreis gebildet wird.«
Leise Sphärenmusik erklang im Hintergrund, und wir reichten uns die Hände. Diesmal hatte ich Igor neben mir, er hatte wenigstens kühle, trockene Hände, und eine von Tamaras schlampigen Freundinnen, die hatte feuchte
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