Der Ring Der Jaegerin
stark und zu grausam. Dann ging er. Ich war viel zu erschüttert, um mich rühren zu können.
»Katharina, Katharina, beweg dich, bitte.«
Ich hörte wie von ferne Minnis Maunzen, aber ich fand die Kraft nicht, auch nur den Arm zu heben.
»Katharina, du musst dich bewegen, du musst zurückkommen. Rühr dich doch endlich!«
Sie leckte wieder an meiner Nase, aber es war, als sei mein Wollen und Fühlen gänzlich außerhalb meines Körpers, dorthin, wo ich es geschickt hatte, um dieser unerträglichen Vereinigung zu entgehen.
»Beweg dich doch, Kathy! Bitte! Nur die Hand, Kathy, Kathy, du lahme Ente! Wach auf, du abgedrehtes Schaf, Kathiiiiiiiiiii!«
Ob es die vertrauten Schimpfworte oder dieser absolut schrille Schrei waren, jedenfalls konnte ich mich wenigstens ganz langsam wieder spüren. Und was ich fühlte, war Schmerz. Mein ganzer Körper schmerzte, ich hatte das Gefühl, voller Blutergüsse und Prellungen zu sein. Mit Mühe hob ich meinen Kopf und sah an mir herunter. Der Eindruck war wohl mehr ein innerer, oder die blauen Flecken kamen erst noch.
»Geh duschen, Kathy, ganz heiß.«
Ich tat, was sie verlangte, dann zog ich mir eines meiner langen, weißen, tröstlichen Nachthemden an und kroch zerschlagen unter die Decke. Minni sprang auf das Bett und sagte: »Du solltest jetzt lange schlafen. Bleib im Bett heute.«
»Ich muss ins Büro«, protestierte ich schwächlich.
»Lass es.«
»Und schlafen kann ich jetzt auch nicht.«
»Doch, dafür sorge ich.«
O ja, vergessen, einschlafen und vergessen, das wäre wundervoll.
»Was wollte er an meinem Schreibtisch?«
»Das Buch, Katharina. Aber er hat es nicht gefunden.«
»Lass mich schlafen. Aber um acht muss ich wenigstens bei Mergelstein anrufen und mich krankmelden.«
»Machen wir.«
Minni schnurrte, und wie eine sanfte, weiche Federdecke senkte sich der Schlaf über mich.
Ich erledigte im Halbschlaf meinen Anruf, machte Minni ein Döschen auf und ging wieder zu Bett. Solange die Katze sich in der Küche herumtrieb, konnte ich nicht schlafen, und daher kamen mit aller Gewalt jetzt die Gewissensbisse. Was hatte ich da nur angerichtet? Ich kletterte noch einmal aus dem Bett, um mir den vierten Siegelspruch durchzulesen.
Das vierte Siegel prüfet nun,
ob Du der Freundschaft würdig bist.
Peinvoll ist’s, was jetzt zu tun –
zu scheiden zwischen Herz und List.
Sieben Tage plagt Dich Zweifel,
ob er Freund ist oder Teufel.
Das hatte ich sauber versiebt. Jetzt plagte mich zwar kein Zweifel mehr. Aber dass ich der Freundschaft würdig war, vor allem der einzigen, an der mir wirklich lag, das konnte ich mir wohl auch abschminken. Selbst wenn Alan noch etwas an mir lag, das würde er mir nicht verzeihen. Zutiefst deprimiert schlich ich ins Bett zurück und starrte an die Decke.
Minni kam lippenleckend wieder zu mir hochgesprungen und schnurrte mich an. Es wirkte nicht. Ich wollte weiterleiden.
Das Telefon klingelte, ich nahm den Hörer ab und drückte auf die Unterbrechertaste. So ließ ich ihn liegen. Ich war für niemanden zu sprechen.
Es wurde Mittag, es wurde früher Nachmittag. Ich fand kein Ende in meinem Elend. Dann klingelte es an der Tür. Ich rührte mich nicht. Aber Minni sprang auf und lief hinaus. Na gut, sollte sie, schlafen konnte ich doch nicht mehr.
Dann allerdings hörte ich die Wohnungstür klappen, und Entsetzen packte mich. Minni konnte ja Türen öffnen. Und wenn jetzt Schrader zurückkam, um sich das Buch zu holen?
»Kluge Minerva, wo ist denn deine Kathy?«, hörte ich Alans Stimme und war noch entsetzter.
»Hallo, ein krankes Häschen, hörte ich. Was hast du denn, Kathy?«
Er trat an mein Bett und sah mich prüfend an. Ich machte eine instinktive Abwehrbewegung.
»Kathy, hast du Angst vor mir? Ich wollte dich doch nur fragen, ob du etwas brauchst. Kathy, was ist? Sieh mich doch nicht so an!«
»Alan, warum bist du gekommen?«, flüsterte ich.
»Weil ich mir Sorgen gemacht habe. Du warst die ganze Zeit so seltsam, und als ich heute im Büro angerufen habe, sagten sie mir, du habest dich krank gemeldet. Und hier war ständig besetzt. Oh, ich sehe, warum.«
Er legte den Hörer wieder in die Mulde und setzte sich auf mein Bett.
Wenn es jetzt noch etwas zu verlieren gab, dann wollte ich das auch noch hinter mich bringen, darum begann ich mit schonungsloser Ehrlichkeit zu berichten.
»Ich bin nicht krank, nicht richtig. Ich habe ganz ungeheuren Mist gemacht, Alan. Ich war gestern mit Schrader fort.«
Er hörte sich
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