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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Hände. Ich dosierte sacht die meinen Rücken emporsteigende Wärme und speiste sie in den verhältnismäßig energielosen Kreis ein.
    Dann stand die Sache wohl, denn Frau Oberin zündete die Kerze an und wedelte mit dem Kessel, wobei sie Wasser verspritzte. Vornehmlich auf die Stoffpuppe. Zu den geisterhaften Klängen aus den Lautsprechern intonierte sie dann einen Singsang, in dem sie die Stoffpuppe bat, Tamara zu sein, welche in der Fleisch-und-Blut-Ausgabe verzückt die Augen geschlossen hielt. Cosmea behauchte die Puppe an einer Stelle, wo ich deren Steißbein vermutete, was mich um die Wirkung des Zaubers bangen ließ. Dann wurden wir gebeten, uns eine heile, gesunde und glückliche Tamara vorzustellen. Nun war es leider so, dass mir diese Frau so absolut und gründlich unsympathisch war, dass mir das beim besten Willen nicht gelingen wollte. Abgesehen davon hielt ich sie auch nur für eine Wichtigtuerin und war überzeugt, dass ihr nichts Triftiges fehlte. Darum hielt ich einfach die Energie im Kreis aufrecht und zog mich aus dem allgemeinen Visualisierungschaos zurück.
    »Magst wohl nicht mitzaubern? Gerti auch nicht, schau mal«, maunzte es fast unhörbar aus dem Beutel. Richtig, auch Gerti saß, neugierig um sich blickend, an ihrem Platz mir gegenüber im Kreis, während alle anderen wie die Mondkälber die Augen zur Decke gekippt hatten und versuchten, sich eine energiegeladene Tamara vorzustellen. Ihr Mundwinkel zuckte einmal verräterisch, als ihr Blick mich traf.
    Dann schien Tamara genug aufgeladen zu sein, und wir sollten nach Weisung von Madame den Zauber binden. Das kannte ich noch nicht und Minni soufflierte: »Mach’n Knoten rein.« Wo rein wusste ich allerdings nicht, aber da ich auch nicht gezaubert hatte, konnte ich mir das sparen.
    Dann pflaumte Cosmea die Puppe an, sie sei jetzt nicht mehr Tamara, sondern nur ein billiger Stofffetzen, der mitsamt den Schmerzen Tamara als Andenken vermacht würde. Die solle ihn dann verbrennen. Gut so.
    Tamara stand einigermaßen behände auf, was auf einen schmerzfreien Zustand schließen ließ, und brach in eine schwülstige Dankeshymne an alle aus. Was Minni zu einem hohlen Kichern und der Bemerkung veranlasste, dass, wenn dieser Zauber gewirkt haben solle, Tamara keine sonderlichen Schmerzen gehabt haben konnte.
    Dann war der nächste Tagesordnungspunkt angesetzt, die Bitte um altes Wissen. Nun gut. Wir sollten uns in Trance versetzen und dann immer tiefer in unser Gedächtnis hinabsteigen, wie auf einer langen Treppe. Oder von einem hohen Berg hinunter bis tief in die Erde. Die Hohepriesterin fuchtelte dabei mit dem Dolch in der Luft herum und stieß ihn dann in den Teppich, der nicht quiekte. Dann legte sie den Dolch auf den Altar und begab sich zu uns in den Kreis.
    »Katharina, mach das nicht mit, das ist für dich hier brandgefährlich«, hörte ich eine Warnung. Das leuchtete mir sogar ein. Vermutlich war in meinem Gedächtnis eine ganze Menge, was diesen Kreis hier sprengen würde. Mit Schaudern dachte ich an meine Flammenvisionen. Also wappnete ich mich gegen die einlullende Stimme und die Musik. Alans Worte dazu fielen mir wieder ein. Damit konnte man Menschen wirklich stark beeinflussen. Ich spürte, wie ein Netz von Licht sich um mich bildete, das die Wellen der ankommenden Trance abhielt.
    Und so saß ich, völlig isoliert von den anderen, die sich tief in die Abgründe ihrer Erinnerungen begaben, versponnen in meinem eigenen Energiekreis. Dennoch, die Sphärenklänge durchdrangen ihn, hüllten mich in Sanftmut und das Gefühl hingebender Liebe. Es war schön, und um mich herum begann alles zu leuchten. Alles an mir wurde weich und glücklich, ich sank in mich zusammen, rollte mich in embryonaler Stellung zusammen und kehrte zur Sicherheit und Geborgenheit zurück.
    »Sie hat es!«, schrie plötzlich eine schrille Stimme auf, und in meiner lichtvollen Trance erkannte ich einen schwarzen Schatten auf mich zuspringen. Tamara, den Dolch in der Hand, ein irres Glitzern in ihren Augen, wollte auf mich einstechen. Ich war so weit weg von mir, dass ich mich wieder einmal nicht regen konnte. Und wäre das Opfer ihres Dolchstoßes geworden, hätte sich nicht plötzlich der Schatten einer gewaltigen, zornsprühenden Katze zwischen uns geworfen, deren Gebrüll die Kerze umfallen ließ. Ich spürte nur einen Stich im Arm, dann einen Schlag auf die Wange. Danach konnte ich mich wieder bewegen und hatte nur einen Wunsch – raus hier.
    Aber die Welt war

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