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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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bezeugte unverhohlenen Ekel. Er hatte Gründe gefunden, um Zweifel an sich zu hegen, und nun sah er, daß Dinge, denen man nicht länger trauen durfte, die ganze Welt erfaßten. Doch Blankehans' Augen glänzten heiß – die Augen eines Menschen, der ohne Frage wußte, daß er sich auf dem richtigen Weg befand.
    Linden bat Pechnase grimmig um ein Messer. Im ersten Moment blieb er ihrer Bitte nachzukommen außerstande. Aber endlich gab sich die Erste einen Ruck, wandte sich vom schroffen Anblick der Wüste ab; und ihr Ehemann drehte sich mit ihr um. Wie benommen reichte er Linden seinen Dolch. Sie benutzte die Klinge, um mit deren Spitze den entzündeten Finger aufzustechen. Sie säuberte die Wunde gründlich mit Vitrim , legte dann einen lockeren Verband an. Als sie fertig war, hob sie den Kopf; und da war ihr Blick so eindringlich wie Blankehans'. Wie er erregte nun auch sie den Eindruck, begierig nach der Fortsetzung des Marschs zu sein.
    Oder den gleichen Eindruck wie Hoch-Lord Elena, die durch ein unentwirrbares Gefühlsknäuel aus Abscheu und Liebe und die Gier nach Macht zu der wahnwitzigen Tat gedrängt worden war, das Gesetz des Todes zu brechen. Nach nur drei Tagen unterm Sonnenübel wirkte Linden, als wäre sie ebenfalls zu dergleichen fähig.
     
    Kurz darauf strebten die Gefährten von neuem südwestwärts, durchquerten ein Ödland, das kaum noch mehr zu sein schien als ein Amboß für die wutentbrannte Grausamkeit der Sonne.
    Weitere Erinnerungen regten sich in Covenant. Hitzedunst, so schleierartig dicht wie Halluzinationen, und Staub, zu Farbtönen der Trostlosigkeit ausgebleicht, verliehen seinen Erinnerungen Lebhaftigkeit. Er und Linden waren auf dem Kevinsblick an einem Regentag ins Land gelangt; in der folgenden Nacht war Nassic, Sunders Vater, ermordet worden, und am nächsten Tag war eine Sonne der Dürre aufgegangen; und Covenant und Linden waren inmitten der Feindseligkeit des Steinhausens Mithil einem Wütrich begegnet.
    Viele der Konsequenzen, die sich daraus ergaben, hatten ausschließlich auf Sunders Schultern gelastet. Als dem Steinmeister des Steinhausens war ihm bereits zugemutet worden, das Blut seiner Frau und seines Sohnes zu vergießen, damit er dem Dorf von Nutzen sein konnte. Und dann hatten die Umtriebe des Wütrichs ihm auch den Vater genommen, ihn dazu gezwungen, seinen Freund Marid dem Sonnenübel auszuliefern, ihn vor die Aussicht gestellt, die eigene Mutter schächten zu müssen. Diese Geschehnisse hatten ihn dazu gebracht, sich seinen Pflichten zu entziehen und statt dessen den Zweifler und die Auserwählte durchs Land zu begleiten, zu führen, um der beiden und ebenso um seiner selbst willen, nämlich um die Notwendigkeit und Verantwortung weiteren Tötens von sich zu weisen.
    Aber während derselben Phase der Sonne der Wüste hatte sich auch Covenants Leben radikal verändert. Die unheilvolle Wirkung dieser Sonne hatte Marid weitgehend genug zu einem Ungeheuer gemacht, um ihn die boshafte Absicht des Verächters in bezug auf Covenant in die Tat umsetzen zu lassen. Draußen in der Einöde der Südlandebenen hatten Marids Schlangenzähne Gift zwischen Covenants Unterarmknochen verträufelt, ihn ans Kreuz des von Lord Foul für ihn ausgeheckten Schicksals genagelt. Ein Schicksal des Feuers. In einem Alptraum wilder Magie sollten seine Liebe und sein Gram, beide schauderhaft, die Welt in Trümmer reißen.
    Die Sonne ließ nicht zu, daß er an irgend etwas anderes dachte. Die Gefährten hatten genügend Vorräte an Wasser, Diamondraught und Nahrung dabei; und wenn das Wallen der Hitze sich die Attribute eines Schwindelgefühls zulegte, aus Covenants Beinen die Kräfte schwanden, als sickerten sie in den Boden, dann trug ihn Blankehans. Mehr als einmal hatte Schaumfolger das gleiche für ihn getan, ihn auf weiten Strecken seines Weges der Hoffnung und des Unheils getragen. Nun jedoch gab es bloß noch Geflimmer, Schwindel und Verzweiflung; und die unerbittlichen Hammerschläge der Sonne.
    Auch diese Periode des Sonnenübels dauerte nur zwei Tage lang. Ihr schloß sich abermals die Manifestation einer Sonne der Seuchen an.
    Die rotstichige Hitze ließ sich leichter aushalten. Es gab in den ausgedörrten Ebenen nichts, was hätte faulen können. Das Insektenleben blieb auf Viehzeug beschränkt, das Bauten in der Erde buddelte. Doch auf ihre Weise war auch diese Sonne bitter zu ertragen und strapaziös. Sie rief in der Ödnis weder Feuchtigkeit noch Schatten hervor. Und ehe diese

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