Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ihm, bis er den Kopf hob. »Du hast uns vieles zu berichten, Ur-Lord«, meinte dann Sunder mit sanfterer Stimme, als wäre seine Bürde nun durch bloße Verblüffung erleichtert worden.
    »Hör auf, mich so anzureden«, schnauzte Covenant. Sein Mund war voller Bitterkeit, wie von schwarzer Galle. Ur-Lord war sein Titel, den zumeist die Haruchai verwendeten. »Seit dreitausend Jahren hat's keine nennenswerten Lords mehr gegeben.« Doch er konnte sich nicht weigern, den Steinhausenern die Geschichte seiner mißlungenen Suche nach dem Einholzbaum zu erzählen.
     
    Linden, die Erste und Pechnase unterstützten Covenant bei der Aufgabe des Erzählens. Während man über die Elohim und Findail berichtete, die Weise beschrieb, wie die Elohim Covenant mit ihrem ›Schweigen‹ geschlagen hatten, schauten Sunder und Hollian entgeistert drein, fanden jedoch für ihr Staunen keine Worte. Als die Gefährten von Ankertau Seeträumer zu reden anfingen, stand Blankehans abrupt auf und stapfte in den Regen hinaus; nach kurzem aber kam er zurück, wirkte so schroff und unselig wie eine von der unausgesetzten Gier der See zerfressene Nippe. In einem Tonfall, der Seeträumers Ende beklagte und seine Tapferkeit rühmte, schilderte Pechnase die entscheidenden Ereignisse in der Höhle des Einholzbaums. Danach gab die Erste die Geschehnisse während der Fahrt der ›Sternfahrers Schatz‹ in die bitterliche Kälte des Nordens wieder. Sie erklärte den schweren Entschluß der Gefährten, die Dromond im Eis zurückzulassen; und der eherne Ernst in ihrer Stimme ließ die Dinge, die sie zu sagen hatte, erträglicher klingen.
    Covenant fiel es zu, über Hamako, die Wegwahrer sowie die Rückkehr der Gefährten in den Einflußbereich des Sonnenübels zu berichten. Und als er fertig war, hatte die Heftigkeit des Unwetters abgenommen. Mit dem Näherrücken des Sonnenuntergangs ließ der Regen nach. Und als das Gießen sich zu einem Geniesel vermindert hatte, brach die Wolkendecke im Osten auf und folgte der Sonne in ihren westlichen Untergang, entblößte das Land einer Nacht, die so klar und kühl war wie die Sterne. Ein Mond mit kummervollem Antlitz schwoll seinem vollen Rund entgegen.
    Indem sich außerhalb der Höhle die Dunkelheit vertiefte, schien das Lagerfeuer heller zu brennen. Sunder schürte die Glut, während er über all das nachdachte, was er gehört hatte. Dann wandte er sich erneut an Covenant, und der Widerschein der Flammen schimmerte in seinen Augen wie Eifer. »Ist's in der Tat nunmehr deine Absicht, die Sonnengefolgschaft zu bestürmen? Das Sonnenfeuer auszulöschen?« Mit finsterer Miene nickte Covenant. Sunder blickte Hollian an, danach wieder Covenant. »Es bedarf schwerlich meines ausdrücklichen Wortes, daß wir dich begleiten werden. Über jegliches Maß hinaus sind wir verbittert. Nicht einmal Hollians Kind ...« Für einen Moment stockte er aus Verwirrung. »Mein Sohn«, sagte er leise. »Nicht einmal er ist zu kostbar«, äußerte er anschließend mit wieder fester Stimme, »um im Namen einer solchen Sache gewagt zu werden.« Covenant wußte, was es darauf zu antworten gab: Nein, da irrst du dich. Ihr alle seid viel zu kostbar. Ihr seid die Zukunft des Landes. Falls es eine Zukunft hat. Doch der Steinmeister war längst in allem zu weit gegangen, als daß man ihm noch etwas hätte verweigern können. Und Covenant hatte das Recht oder die Arroganz verloren, um noch länger zu versuchen, die Menschen, die er liebte, vor den Konsequenzen ihres eigenen Lebens zu bewahren. Er nahm einen tiefen Atemzug, bemühte sich um innere Festigkeit. Die Wucht, mit der er gegen Durris' Arm gelaufen war, hatte in seiner Brust einen Schmerz hinterlassen, der nicht weichen wollte. Aber Sunder sprach die Frage nicht aus, die er fürchtete, fragte nicht: Wie stellst du dir eine Konfrontation mit der Sonnengefolgschaft vor, wenn deine Macht die Grundfesten der Erde bedroht? »Was wird aus den Haruchai werden?« erkundigte der Steinmeister sich statt dessen.
    Auch das war eine unangenehme Frage; aber sie konnte Covenant verkraften. Bedächtig entließ er die angehaltene Luft aus seinen Lungen. »Falls ich Erfolg habe, wird mit ihnen alles in Ordnung gehen.« Alpträume und Feuer hatten ihn an seine Zwecke gekettet. »Falls nicht, dann gibt's sowieso kaum noch was, worüber man sich Gedanken machen könnte.«
    Sunder nickte, schaute zur Seite. »Thomas Covenant«, fragte er versonnen, »willst du den Krill von mir entgegennehmen?«
    »Nein«,

Weitere Kostenlose Bücher