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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Haruchai, ihrer zwanzig und mehr – allesamt dem Bann der Gefolgschaft erlegen, und alle zogen sie, bar ihres Verstandes und mit tauben Ohren, dem Messer und dem Sonnenfeuer entgegen.« Tränen traten in Hollians Augen. »Und bei diesem Anblick«, sagte sie, als schäme sie sich, »floh uns aller Mut. Wir suchten das Weite, dieweil uns nichts anderes noch zu tun blieb.« Ihre Stimme sank herab, während sie ihren Bericht beendete. »Im Verlauf der Nacht griff na-Mhoram Gibbon über die Ferne hinweg nach uns und versuchte, des Krill lichten Edelstein zu meistern. Mein geliebter Sunder aber vermachte seinen Glanz in Reinheit zu bewahren.« Zum Schluß nahm ihre Stimme einen härteren Ton an. »Sollte der na-Mhoram fähig sein, Furcht zu empfinden, so dürfte er, will mich dünken, einen argen Schrecken erlitten haben – denn sicherlich hat Sunder ihn zu dem Glauben verleitet, der Ur-Lord sei bereits zurückgekehrt.«
    Doch Covenant hörte ihre abschließenden Worte kaum noch. Ihn marterten durch ihren Bericht hervorgerufene Gedankenbilder: der unanfechtbare Stupor der Haruchai, die wilde Verzweiflung der Steinhausener, während sie gefleht, sich bemüht, gekämpft hatten, der Sonnengefolgschaft beinahe selbst in den Rachen gelaufen waren, ohne ihre Kameraden retten zu können; das bösartige Vergnügen oder die Beunruhigung, die hinter Gibbons Anstrengungen gesteckt haben mußten, sich des Krill zu bemächtigen. In Covenants Hirn wirbelte es von Bildern der ungeheuerlichen Konsequenzen seiner früheren Entscheidung, der Sonnengefolgschaft nicht den Garaus zu machen. Erlöse mein Volk , hatte unter den Toten Andelains Bannor zu ihm gesagt. Sein Schicksal ist ein Greuel. Und er hatte es für einen Erfolg gehalten, als er in Schwelgenstein die Kerkertüren aufbrach, die dort eingesperrten Haruchai befreite. Aber er hatte keinen Erfolg zu verzeichnen, überhaupt keinen. Er hatte den na-Mhoram und die Gefolgsleute am Leben gelassen, damit sie auch weiter all die Verbrechen begingen, die sie schon vorher getrieben hatten; und durch das Blut aus ihrer Menschen beraubter Dörfer und wehrloser Haruchai waren die Phasen des Sonnenübels auf eine nur noch zweitägige Dauer verkürzt worden.
    Doch da drang Lindens scharfer Ausruf des Einspruchs zu ihm durch, riß ihn aus seiner Fassungslosigkeit und Betroffenheit. Ein unheilvolles Gefühl, das tiefer reichte als Panik oder Scham, trieb ihn auf die Beine und Linden hinterdrein, als sie auf Cail und Harn zustürzte. Aber sie war zu langsam, hatte die Bedeutung der Spannung zwischen den Haruchai zu spät erfaßt. Harn versetzte Cail mit erschreckender Plötzlichkeit einen Hieb, der ihn ins wuchtige Herabgeprassel des Regens hinausschleuderte.
    Hinter Covenant sprangen Sunder, Hollian und die Riesen auf. Fole packte Linden, die einen Schritt vor Covenant lief, und stieß sie beiseite. Im nächsten Moment prallte Covenants Brust gegen Durris' ausgestreckten Arm, als wäre er an eine Eisenstange gerannt. Er taumelte zurück und gegen die Erste. Sie fing ihn ab. Er hing in ihrem Griff, rang um Atem, während kleine Sonnen der Pein durch sein Blickfeld tanzten.
    Cail und Harn waren kaum sichtbar, verschleiert durch Ströme von Regen. In einem Schlamm, in dem es eigentlich hätte unmöglich sein müssen, auf den Füßen zu bleiben, in einem Regen, der sie hätte blenden müssen, fochten die zwei Haruchai mit der selbstvergessenen Sicherheit von Irren.
    »Aufhören!« schrie Linden wütend. »Seid ihr verrückt geworden?«
    »Du mißverstehst, was sie tun«, entgegnete ihr Durris ohne besondere Betonung. Er und Fole standen im Höhleneingang, um jedes fremde Eingreifen zu verhindern. »Es muß sein. Das ist der Brauch unseres Volkes.« Covenant schnappte bloß nach Luft. In herbem Ton verlangte die Erste eine Erklärung. Durris' Gleichmut war unerschütterlich. Er beachtete den wüsten Kampf nicht einmal, der sich draußen im Regen abspielte. »In dieser Weise prüfen wir einander und beheben Zweifel.« Anscheinend befand sich Cail im Nachteil, war der schieren Selbstsicherheit, die in Harns Angriff zum Ausdruck kam, nicht gewachsen. Er blieb auf den Beinen, erwehrte sich der Schläge Harns mit einer Geschicklichkeit, die man inmitten des Wolkenbruchs nicht richtig mitverfolgen konnte; aber er war stets in der Defensive. »Cail hat zu uns von ak-Haru Kenaustin Ardenol gesprochen. Er war des Siegers Begleiter, und so ist's unser Wunsch, unseren Wert mit seinem Wert zu messen.«
    Eine

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