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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich selbst ihn niederwerfen. Doch die Notwendigkeit des Handelns war unabweisbar. Sonnengefolgschaft und Sonnenfeuer durften nicht weiterbestehen. Das Herz flatterte ihm vom Konflikt seiner Befürchtungen – seiner Sorge, die Festung womöglich in Schutt zu verwandeln, der Furcht vor den Folgen, falls er nichts gegen sie unternahm, vor dem Risiko, das er einzugehen beabsichtigte; dem Konflikt zwischen seinem Wunsch, Töten zu vermeiden, und dem Bedürfnis, seine Gefährten zu schützen. Aber er hatte sich bereits für ein Vorhaben entschieden. Und nun machte er sich daran, es zu verwirklichen.
    Er zitterte wie dicht am Rande einer Eruption unauslöschlicher Flammen, als er den Namen aussprach, der von ihm in seinem Innersten gehütet worden war, seit er die Tragweite dessen, was er zu tun beabsichtigte, zu begreifen begonnen hatte. Den Namen einer Sandgorgone.
    »Nom.«

10
     

DAS SONNENFEUER
     
     
    Durch das plötzliche, allgemeine Erschrecken der Gefährten hörte er Linden deutlich aufkeuchen. Kein Wind wehte, nichts milderte das trocken-heiße Herabgluten der Sonne. Ringsum unter Covenants Standort nahm die Landschaft die paradoxe Reinheit ihrer Schändung an, die Säuberlichkeit einer Vernichtung. Kein Wunder, daß sich Feuer so schwer widerstehen ließ. Covenants Gleichgewicht schien aus seinem Innern an den stumpfbräunlichen Himmel emporzutrudeln. Seit dem gestrigen Tag hatte er weder gegessen noch geschlafen. Vielleicht war es Entkräftung, durch die der Horizont den Eindruck erweckte, sich von einer zur anderen Seite zu neigen, als wäre er am Entschweben; Entkräftung oder Verzweiflung.
    Aber Pechnase und Cail fingen ihn auf, hoben ihn von dem Felsen; und Linden kam zu Covenant, der sie in seinem Schwindelanfall nur verwaschen wahrnahm. In Höhen war er nie gut klargekommen. Er wußte, daß sie seinen Namen nannte, aber er vermochte sie irgendwie nicht zu hören. Ihre Miene blieb in seiner Sicht undeutlich. Eine Sandgorgone? hätte sie jetzt eigentlich schelten müssen. Bist du verrückt? Wieso meinst du, daß du sie im Zaum halten kannst? Doch sie äußerte nichts Derartiges. Ihre Hände faßten ihn rauh an den Schultern, zuckten jedoch zurück. Diesmal steigerte sich ihr Keuchen zu einem Aufschrei. »Du ...!« begann sie. Den Rest war sie anscheinend hervorzubringen außerstande. »O Covenant!«
    Die Stimme der Ersten fuhr durch das Schaukeln der Hügel in Covenants Blickfeld. »Was ist ihm?« Alle seine Freunde scharten sich um ihn, schienen ihn zu umtanzen. Er sah Mhoram und Schaumfolger, Bannor und Elena, auch Caer-Caveral – allesamt waren sie da, als wüßten sie, daß sie von ihm etwas Besseres verdienten. »Welcher Harm hat ihn ereilt?« In Andelain waren sie ihm erschienen, um ihm zu geben, was sie zu geben wagten; und dies war das Ergebnis. Er kreiselte auf einem Rad, das keinen Mittelpunkt besaß. »Auserwählte, sprich!«
    »Er glüht innerlich.« Lindens Tonfall klang nach Tränen. »Das Gift brennt. Wir wären längst tot, würde er es nicht in sich zurückhalten, solange er's kann. Bis es sich Bahn bricht.«
    Die Erste stieß einen Fluch aus, dann rief sie einen Befehl, den Covenant nicht mitbekam. Einen Moment später hoben Pechnases gegen Hitze gefeite Hände eine Schale mit Diamondraught an Covenants Mund. Der kräftige Geruch des Tranks drang ihm in die Nase, als wolle er ihm Panik einflößen. Diamondraught konnte ihn kräftigen. Ihm vielleicht auch zur Selbstbeherrschung zurückverhelfen. Oder er würde womöglich die Glut seiner unterdrückten Macht noch stärker anheizen. So ein Risiko durfte er sich nicht leisten. Auf irgendeine Weise verlangsamte sich die Drehbewegung der Umwelt. Klarheit war möglich. Er konnte sich keine Schwäche erlauben. Und er brauchte nicht mehr lange durchzuhalten; nur noch, bis er den Kulminationspunkt seiner Alpträume erreichte. Aushalten war möglich. »Keinen Diamondraught «, sagte er, als müsse er ersticken, sobald er sich der Gesichter wieder sicher war, die ihn umgaben. »Metheglin.«
    Die Erste musterte ihn zweifelnd; aber Linden nickte. »Er hat recht«, sagte sie hastig. »Er muß für eine Balance sorgen. Zwischen Stärke und Schwäche. Diamondraught ist zu stark.«
    Menschen bewegten sich; Hollian und Nebelhorn entfernten sich aus Covenants Nähe, kehrten gleich darauf mit einem Lederschlauch zurück, der mit dem dickflüssigen Met gefüllt war, den man im Lande braute. Covenant trank, zuerst schlückchenweise, dann ausgiebiger, als

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