Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ringen, die Gefahr des Untergangs abzuwenden, mit euch zu teilen. Wir haben dem Ringträger das Schweigen auferlegt, um die Erde vor dem Übel der Macht ohne Sicht zu bewahren, nicht um ihm Harm zuzufügen. Und wie selbiges Schweigen ihn wider das boshafte Trachten Kasreyns von dem Wirbel geschützt hat, so hätte es ihn an der Stätte des Einholzbaums gegen den Anschlag des Verächters beschützt. Daher hättest am Ende du vor der maßgeblichen Entscheidung gestanden. Es mag sein, du hättest seinen Ring an dich genommen und dadurch die Kluft zwischen Macht und Sicht geschlossen. Oder womöglich hättest du den Ring mir überlassen und damit den Elohim die Macht verliehen, um die Erde auf ihre Weise zu retten. Dann wären wir der Furcht vor uns selbst enthoben gewesen, dieweil eine geschenkte Macht gänzlich anderer Natur ist als eine jemandem entrissene Macht. Aber wie deine Entscheidung auch gelautet hätte, es wäre Hoffnung vorhanden gewesen. Solche Hoffnung zu gewährleisten, wiewohl's dazu vonnöten war, dem Ringträger das Schweigen aufzuerlegen – und mich zum Ernannten zu bestimmen –, deuchte uns weder zu gewagt noch zu übeltätig. Du jedoch hast unsere Bestrebungen vereitelt. Im Kerker der Sandbastei hast du das Übel, welches du Besessenheit heißt, der Verantwortlichkeit der Sicht vorgezogen, und so ist die Hoffnung, die wir zu nähren gedachten, zunichte geworden. Und nun gilt's, das sage ich dir mit aller Klarheit, den Ringträger davon zu überzeugen, daß er den Ring hergeben muß. Andernfalls wird er die Erde gewiß vernichten.«
    Für einen Moment torkelte Covenant an Findails Erklärung entlang. Sein Gleichgewicht war dahin. Seine eigenen Befürchtungen so unverblümt ausgesprochen zu hören, als wären sie ein Urteil! Doch als er Linden anschaute, sah er, daß Findails Ausführungen sie noch stärker getroffen hatten. Ihr Gesicht war blaß geworden. Mit den Händen vollführte sie an ihren Seiten ruckartige, ziellose Bewegungen. Ihr Mund bemühte sich um Widerspruch, aber sie fand dafür nicht die Kraft. Konfrontiert mit der Logik ihres Handelns, wie Findail sie sah, war sie gepackt von Entsetzen. Wieder stellte er sie in den Mittelpunkt des Geschehens, an den Knotenpunkt der Verantwortung und Schuld. Und Covenants vorherige Enthüllung lag erst kurze Zeit zurück; noch nicht einmal sie zu verkraften hatte sie ausreichende Gelegenheit gehabt. Sie selbst hatte sich Fehler zugemessen – aber nichts vom Umfang der Anschuldigungen geahnt, die gegen sie erhoben werden sollten.
    Um Lindens willen empfundener Zorn gab Covenant die innere Standfestigkeit zurück. Findail hatte nicht das Recht, in dieser Weise das Gewicht der ganzen Erde auf Linden abzuwälzen. »So einfach ist das alles nicht«, begann Covenant. Den tatsächlichen Charakter seiner Einwände kannte er noch nicht. Aber Linden blickte ihn in stummem Flehen an; und er erlaubte sich keine Schwäche mehr. »Wenn Foul die ganze Angelegenheit so geplant hat, frage ich mich, warum hat er sich überhaupt soviel Mühe machen müssen?« Das war keineswegs die Frage, die er stellen mußte. Trotzdem blieb er dabei und hoffte, durch sie in die eigentliche Richtung seiner Überlegungen geführt zu werden. »Weshalb hat er die Schlange des Weltenendes nicht einfach selber aufgescheucht?«
    Findails Blick blieb auf Linden gerichtet. Erst als sie ihre geweiteten Augen wieder ihm zuwandte, antwortete er. »Der Verächter ist nicht wahnsinnig. Sollte er selbst die Schlange des Weltenendes aus ihrer Ruhe schrecken, ohne daß die wilde Magie in seiner Hand ist, müßte nicht auch er untergehen, wenn die Welt vernichtet wird?«
    Covenant ließ es dabei bewenden, forschte weiter nach der Frage, auf die es wirklich ankam, der Schwachstelle in Findails vordergründiger Argumentation. »Warum hast du uns nicht eher darüber aufgeklärt? Bevor Linden mich von eurem ›Schweigen‹ befreit hat, konntest du mir natürlich nichts erklären.« Mit allem Sarkasmus, dessen er fähig war, versuchte er, die Aufmerksamkeit des Ernannten auf sich zu lenken, Linden von seinem Blick zu erlösen. »Nach dem, was euer Volk mit mir angestellt hat, mußte dir ja klar sein, daß sie dir den Ring erst recht nicht geben würde, wenn sie merkte, welchen Wert ihr darauf legt, ihn zu bekommen. Aber später – ehe wir zum Einholzbaum gelangt sind. Weshalb hast du uns nicht verraten, in was für einer Gefahr wir schwebten?«
    Der Elohim seufzte; aber noch immer nahm er den Blick

Weitere Kostenlose Bücher