Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ihrer Kehle, Sandkörner zwischen ihren Zähnen. Regen und Donner zerdröhnten ihr das Gehör. Im einen Moment war ihr vollständig taub zumute; im nächsten Moment durchtoste Lärm sie wie ein Hieb. Wegen des Gewichts ihrer Kleidung und der schweren Schuhe wäre sie ohne den Beistand der Ersten nach kurzer Zeit erschöpft gewesen. Die Wunde der Schwertkämpferin verpochte Schmerz, den Linden trotz der chaotischen Wassermassen deutlich spürte, trotz der Anstrengung des Schwimmens. Doch die Riesin half sowohl ihr wie auch Covenant durch die Fluten.
    Während das Wasser stieg, klärte es sich jedoch, strömte etwas ruhiger dahin – und kälter. Linden hatte vergessen, wie kalt ein Fluß sein konnte, den keinerlei Sonnenschein erreichte. Die Eisigkeit des Wassers drang in ihren Körper, schien ihr die Knochen auszusaugen, flüsterte ihren überreizten Nerven ein, ihr würde wärmer sein, wenn sie unter die Oberfläche tauchte, sich der Luft und dem Herabrauschen des Regens entzog. Nur für einen Augenblick, lautete der freundliche Vorschlag. Bis du dich wärmer fühlst. Du bist ohnehin gescheitert. Jetzt spielt es keine Rolle mehr. Du hast es verdient, dich wärmer fühlen zu dürfen.
    Linden wußte, was sie verdient hatte. Aber sie mißachtete die Einflüsterungen, krallte sich statt dessen an die Erste, konzentrierte sich auf den Schmerz in der Seite der Riesin. Das inzwischen sauberere Wasser wusch den Großteil vom verklebten Sand und Blut aus der Brandwunde; und die Erste war zäh. Um eine Infektion machte Linden sich keine Sorge. Dennoch richtete sie ihre Sinne auf die Verletzung, ließ ihre Eindrücke auf sich wirken, bis ihre eigene Seite schmerzte, als wäre sie ihr aufgerissen worden. Dann betäubte sie die Wahrnehmung zielstrebig, verminderte die Pein der Ersten zu einem Gefühl dumpfen Ziehens.
    Die Kälte zerfranste Lindens Empfindungen, untergrub ihren Mut. Über ihr tobten Blitz und Donner, und sie war ein zu kleines Menschlein, um sie ertragen zu können. Regen zerdrosch den Wasserspiegel des Stroms. Doch sie hielt an der Aufgabe fest, für die sie auserwählt sein sollte, erlahmte nicht, während die Strömung die Gefährten den ganzen langen Nachmittag hindurch mit sich riß.
    Zu guter Letzt endete der Tag. Der Regen ließ nach; die Wolken verzogen sich. Mit kräftigen Schwimmbewegungen der Beine strebte die Erste mühsam zum westlichen Ufer, klomm mühselig aus dem Wasser, verharrte zittrig auf dem durchtränkten Untergrund. Im nächsten Moment gesellte sich Pechnase zu ihr. Linden war, als könne sie fühlen, wie ihm in einem Schüttelkrampf der Mattigkeit die Knochen im Leibe klapperten.
    Covenant wirkte so bleich wie ein verwitterter Grabstein, die Lippen von der Kälte bläulich angelaufen, die Gesichtszüge verdrossen aus herber Verbitterung. »Wir müssen Feuer machen«, sagte er, als trüge er auch daran Schuld.
    Sunder stapfte die durchweichte Böschung hinauf, ohne die Gefährten eines Blicks zu würdigen, über Hollian gebeugt, als wäre seine Brust voller zersprungenem Glas. Abseits vom Fluß sackte er auf die Knie, senkte Hollian sachte aufs Erdreich. Er legte ihr die Glieder zurecht, wie um es ihr bequem zu machen. Seine derben Finger streichelten ihr schwarze Strähnen ihres Haars aus dem Gesicht, strichen die Haarfülle rings um ihren Kopf glatt. Dann setzte er sich neben sie, schlang die Arme um sein Herz, kauerte sich zusammen, als wäre seine Geistesklarheit ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Pechnase warf sein Bündel von der Schulter, holte eines der bei den Riesen gebräuchlichen Feuergefäße heraus, das irgendwie gegen das Wasser gesichert gewesen war, entnahm als nächstes seinem kärglichen Vorrat an Brennholz einiges Reisig. Das Holz war durchnäßt, und Pechnase selbst war müde; aber er bückte sich über es und blies mit unregelmäßigen Atemstößen, bis es an der Glut Feuer fing. Er nährte die Flamme sorgfältig, bis sie von selbst brannte. Obwohl das Feuer klein und kümmerlich war, gab es genug Wärme ab, um die Kühle aus Lindens Gelenken zu vertreiben, die Verhärmtheit des Elends in Covenants Augen zu mildern.
    Anschließend bot Pechnase Diamondraught an. Aber weder Covenant noch Linden tranken davon, bevor Pechnase und die Erste einiges von dem Trank zu sich genommen hatten. Die Riesen bedurften dringend der Stärkung, Pechnase aufgrund seiner beengten Lungenflügel, seine Gattin wegen der erlittenen Verletzung. Danach jedoch trank auch Linden ein

Weitere Kostenlose Bücher