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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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das Lord Foul für sie ausgeheckt hatte, ganz einfach aus dem Weg zu gehen. Die Gesundung von Hohls Arm kam ihr beinahe wie ein Wunder vor. Nicht einmal mit allen medizinischen Hilfsmitteln, die sie sich vorstellen konnte, wäre sie das gleiche wie Findail zu tun imstande gewesen.
    Angelockt von der Macht, die Findail verkörperte, näherte sie sich ihm, Sunders Namen auf den Lippen. Hilf ihm! Er weiß nicht, wie er es verkraften soll.
    Aber der Schattenriß des Ernannten, der sich gegen den Mond abzeichnete, verdeutlichte ihr seine Ablehnung, noch ehe sie den Mund öffnete. Auf irgendeine unerklärliche Weise hatte er, indem er Hohls Arm wiederherstellte, die eigene Bürde verschlimmert. Er brauchte selbst Trost, nicht anders als Sunder. Schon seine Haltung verriet, daß er sich jedem weiteren Ansinnen verweigern würde.
    Pechnase seufzte. Während er sinnlos vor sich hin murmelte, begann er eine Mahlzeit zuzubereiten, solange noch das Feuer brannte.
     
    Später in der Nacht hockte Linden, eine feuchte Decke um die Schultern geschlungen – ein unzulänglicher Versuch, sich der Kälte zu erwehren, die sich so weit erstreckte wie der Nachthimmel –, bei Covenant und der Glutasche des Lagerfeuers, versuchte ihm ihr Versagen zu erklären. »Es kam zu plötzlich. Ich habe die Gefahr zu spät bemerkt.«
    »Du kannst nichts dafür«, erwiderte er barsch. »Ich hatte kein Recht, dir Vorwürfe zu machen.« Seine Stimme schien aus einer unter seiner Decke, die ihm die ungefügen Umrisse eines Felsblocks gab, verborgenen Wunde von verhängnisvoller Schwere zu dringen. »Ich hätte durchsetzen sollen, daß die beiden in Schwelgenstein bleiben.«
    Linden wollte seiner Übernahme der Verantwortung widersprechen. Ohne die Steinhausener wären sie nun alle tot. Wie hätten sie den Urbösen sonst entkommen können? »Ich habe mich immer vor Macht gefürchtet«, fügte Covenant jedoch sofort hinzu. »Ich dachte, ich müßte durch sie zu dem werden, was ich verabscheue ... zu einem zweiten Landschmeißer. Einem Quell der Verderbnis für die Menschen, die ich liebe. Aber ich brauche gar keine Macht. Ich schaffe das gleiche, indem ich bloß in der Gegend herumstehe.«
    Linden setzte sich auf und schaute ihn durch die vom Mondschein erhellte Nacht an. Covenant lag mit dem Rücken zu ihr da; die Decke zitterte schwach auf seinen Schultern. Linden sehnte sich danach, die Arme um ihn zu schlingen, im Kontakt ihrer Körper eine gewisse Sicherheit und Wärme gewährleisten zu dürfen. Aber das war es nicht, was er brauchte. »Das ist prächtig«, sagte sie mit leiser, rauher Stimme. »Du gibst dir die Schuld an allem. Ich nehme an, als nächstes wirst du behaupten, du hättest dich selber gebissen und dir das Gift aufgehalst, nur um zu zeigen, daß du's verdient hast.«
    Mit einem Ruck wälzte er sich auf den Rücken, als hätte sie ihn zwischen die Schulterblätter geschlagen. Bleich und verzerrt kam sein Gesicht aus der Decke zum Vorschein. Einen Moment lang hatte Linden das Gefühl, durchdringend von ihm angestarrt zu werden. Dann schwand die aufgebrandete Heftigkeit seiner Emanationen.
    »Ich weiß«, sagte er gedämpft in den weiten Nachthimmel hinauf. »Atiaran hat mir das gleiche klarzumachen versucht. Trotz allem, was ich ihr angetan hatte.« Leise wiederholte er ihre Worte. »›Selbstzüchtigung kann nichts bewirken als unheilvolle Folgen. Indem du dich bestrafst, wirst du dir Bestrafung zuziehen.‹ Foul darf sich dann ins Fäustchen lachen.« Seine im Dunkeln befindlichen Gesichtszüge vermittelten den Eindruck starker, auf Linden gerichteter Konzentration. »Das gleiche gilt für dich. Du hast versucht, Hollian zu retten. Du hast keine Schuld.«
    Linden nickte. Stumm beugte sie sich über ihn, bis er sie in die Arme nahm.
     
    Als sie im Grau des frühen Morgens erwachte, schaute sie als erstes hinüber zu Sunder und sah, daß er sich im Laufe der Nacht nicht gerührt hatte. Inzwischen war Hollians Leichnam in Totenstarre verfallen, und ihr zierliches Gesicht wirkte im morgendlichen Zwielicht fahl und grämlich, als wäre sie aus Kummer gestorben; Sunder jedoch schien sich keiner Veränderung bewußt zu sein, nicht einmal den Wechsel von Nacht und Tag zur Kenntnis zu nehmen, allem gegenüber gleichgültig zu sein, ausgenommen die Scherben der Pein in seiner Brust und Hollians reglose Gestalt. Er war vollkommen durchgefroren, aber die Kälte besaß nicht einmal so viel Macht über ihn, um ihn zum Zittern zu bringen.
    Covenant

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