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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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schwang sich ruckartig hoch, entwand sich seinen Träumen. »Die Urbösen hätten uns eigentlich inzwischen einholen müssen«, sagte er aus keinem nachvollziehbaren Grund und mit Nachdruck. Dann sah auch er Sunder. Unterdrückt stöhnte er auf.
    Die Erste und Pechnase waren schon wach. Die Verletzung der Schwertkämpferin machte ihr noch zu schaffen; aber Diamondraught unterstützte ihre angeborene Widerstandsfähigkeit, und die Wunde war mittlerweile weniger ernst. Sie musterte den Steinmeister, blickte dann Covenant und Linden an und schüttelte den Kopf. Ihre Ausbildung hatte sie auf so etwas wie Sunders extremen Zustand des Unglücks nicht vorbereitet.
    Ihr Gatte stemmte sich mit den Ellbogen vom Untergrund auf und kroch zu den Bündeln mit dem Proviant. Er suchte einen Schlauch mit Diamondraught heraus, zwang danach erst seine verkrampften Muskeln dazu, ihn aufzurichten, stapfte mit dem Schlauch an die Seite des Steinmeisters. Wortlos entstöpselte er den Schlauch und hielt ihn Sunder unter die Nase. Der Geruch des Tranks entlockte dem Steinhausener einen dumpfen Schluchzlaut. Doch er hob nicht den Kopf. In hilflosem Mitleid kehrte Pechnase ihm den Rücken zu.
    Niemand sprach. Noch ehe die Sonne aufging, verzehrten Linden, Covenant und die Riesen freudlos ein Frühstück. Anschließend gingen die Erste und Pechnase Stein suchen, um Schutz gegen die ersten Sonnenstrahlen zu haben. In gemeinsamer Besorgnis näherten Linden und Covenant sich Sunder. Aus unbewußter Gewohnheit oder reinem Zufall hatte er sich auf eine Fläche bloßen Felsgesteins gesetzt. Dadurch war er geschützt, und weitere Maßnahmen erwiesen sich als überflüssig.
    In azurblauem Schimmer erhob sich die Sonne über den Horizont, verschwand dann aus der Sicht, als schwärzliche Wolken westwärts zu ziehen begannen. Plötzliche Böen wühlten die trägen Fluten des Weißen Flusses auf. Pechnase brachte die Vorratsbündel eilig an eine sichere Stelle. Gerade war er fertig, da fing es an zu nieseln. Mit einer Geräuschentwicklung, als brutzle Fleisch in einer Bratpfanne, schwoll der Regen zu einem Wolkenbruch an.
    Linden beobachtete die rasche Strömung im Weißen Fluß und schauderte zusammen. Die Kälte des Wassers streifte ihre Sinne wie das Schrammen einer Feile. Doch sie war bereits mehrmals in ähnlich kaltem Wasser gewesen und hatte es überstanden, ohne daß sie sich mit Diamondraught oder Metheglin hatte stärken können. Sie war fest dazu entschlossen, alle Zumutungen zu ertragen, solange sie konnte. Grimmig widmete sie sich wieder dem Problem, vor das Sunder die Gefährten stellte.
    Er hatte sich erhoben. Den Kopf gesenkt, den Blick ins Nichts gerichtet, stand er dem Fluß und den Gefährten zugewandt da. Er hielt Hollian aufrecht in seinen Armen, drückte sie an seine gramerfüllte Brust, so daß ihre Fußsohlen über der Erde schwebten. Covenant erwiderte Lindens Blick. Dann trat er zu Sunder. Die Muskeln seiner Schultern waren gewölbt, total verkrampft; aber seine Stimme klang sanft, vor Bedauern heiser. »Sunder«, sagte er, »leg sie hin.« An den Seiten ballte er die Hände zu Fäusten. »Du wirst ersaufen, wenn du sie mitnimmst. Ich will dich nicht auch noch verlieren.« Im Hintergrund seiner Worte wehte ein Wind der Trauer, dessen Brausen dem Anschwellen des Regens ähnelte. »Wir helfen dir dabei, sie zu begraben.« Sunder gab keine Antwort, sah Covenant nicht an. Er wirkte, als warte er darauf, daß der Zweifler ihm den Weg freimachte. »Zwing uns nicht dazu«, sagte Covenant in härterem Ton, »sie dir abzunehmen.«
    Daraufhin senkte der Steinmeister Hollians Füße auf die Erde. Linden spürte keine Änderung seiner Emanationen, nichts Warnendes. Mit der Rechten zog Sunder den Krill aus seinem Wams. Die Umhüllung löste sich von der Waffe, flatterte im Sturmwind davon. Er umklammerte die heiße Klinge mit bloßer Hand. Schmerz verzerrte ihm das Gesicht wie zu einem Knurren, aber er blieb unbeirrt. Weißes Licht gleißte so klar wie eine Drohung aus dem Edelstein. Hollian in seinem linken Arm angehoben, setzte er sich zum Fluß in Bewegung.
    Covenant ließ ihn vorbei. Linden und die Riesen ließen ihn ebenfalls vorüber. Die Erste schickte ihm Pechnase hinterdrein, damit er in der gefährlichen Kälte und Schnelligkeit der Strömung nicht allein zurechtzukommen brauchte. »Er will mit ihr nach Andelain«, raunzte Covenant. »Er hat vor, sie bis nach Andelain mitzuschleppen. Was glaubst du wohl, was er dort vorfinden wird?«

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