Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
Hand.
Libby öffnete die Tür zum Badezimmer, trat aber mit einem überraschten Aufschrei zurück, um nicht auf Trouble zu treten.
Sie hatte die Kätzchen ganz vergessen.
Alle drei schossen an ihr vorüber durch die Tür, und Libby stieß einen resignierten Seufzer aus, als sie zusah, wie sie in die Küche liefen. Sie musste sich vergewissern, ob sie ihr Kistchen fanden.
Sie ging zur Dusche, drehte das Wasser auf und ließ die Decke fallen, die zu ihren Füßen landete. Dann trat sie unter den warmen Strahl und ließ ihn über den Körper rinnen, entschlossen, alle Gedanken an Michael wegzuwaschen.
Doch als sie sich abseifte und ihr langsam wieder die Wärme in den Körper kroch, musste Libby an Michaels starke, sinnliche Hände denken, die sie berührten. Ihr fiel ein, dass sie letzte Nacht ein- oder zweimal aufgewacht war, an Michaels warmen Körper geschmiegt, in seiner besitzergreifenden Umarmung gefangen. Und sie dachte daran, wie sicher und geborgen sie sich gefühlt hatte, als wäre sie mit etwas Soliderem verankert als dem TarStone Mountain.
Bis sie sich abgetrocknet hatte, hatte Libbys Zorn sich gelegt. Mit einem Handtuch um sich gewickelt, ging sie zurück in die Küche und öffnete den Abfalleimer. Sie nahm die Kondome heraus, nahm sie mit ins Schlafzimmer und tat sie in das Nachttischchen neben dem Bett.
Verdammt. Sie wollte ihm noch eine Chance geben, damit diese Affäre funktionierte. Und wenn er ihren Erwartungen nicht entsprach, würde sie Vater Daar aufsuchen und den verrückten Alten bitten müssen, Michael in einen Frosch zu verwandeln.
15
U m halb zehn am Morgen hatte Libby die meisten Kartons ausgepackt, die sie an sich adressiert und abgeschickt hatte, und ihr Schmuckatelier nahm allmählich Gestalt an. Sie saß da, die Füße auf den Schreibtisch gestützt, der bereits im Laden stand und überlegte, wie sie ihre Produkte präsentieren wollte.
Sie hatte ihren zweiten warmen, klebrigen, absolut dekadenten glasierten Donut, den sie sich in der Bäckerei nebenan besorgt hatte, zur Hälfte vertilgt. Wenn sie nicht auf der Hut war, würden Donuts und heißer Kakao zu einer sehr schlechten Gewohnheit werden.
Sie brauchte Ausstellungsflächen, entschied sie, leckte ihre klebrigen Finger ab und griff zu ihrem Kakao. Vielleicht ein paar Vitrinen, die man an der Wand befestigen konnte, und einen Ladentisch aus Glas und Eiche wie derjenige, den die Dolans in ihrem Laden hatten. Anstatt mit Messern und Kugeln und Zielfernrohren würden ihre Schaukästen mit Vögeln, Eicheln und Waldtieren aus Glas und bunten Perlen gefüllt sein.
Und mit Eistauchern. Sie würde sich an die Arbeit machen und einen hübschen Eistaucher-Anhänger entwerfen, der sich gut verkaufen ließ, da diese Wasservögel hier im Nordosten sehr beliebt zu sein schienen. Gestern hatte sie im Laden der Dolans gesehen, dass sie Hemden, Mützen und Bilder zierten. Sie hatte so viele geschnitzte Eistaucher wie Elche gesehen.
Eigentlich sollte sie auch einen Elch entwerfen. Aber nicht als Anhänger, sondern als kleine Figur, die ein Holzkästchen oder dergleichen zieren konnte.
Gab es in Pine Creek einen Holzschnitzer, mit dem sie sich zusammentun konnte? Vielleicht gab es andere Kunsthandwerker, die eine Absatzmöglichkeit für ihre Arbeiten gebrauchen konnten. Sie konnte eine Art Kooperative gründen, und wenn man sich hinter dem Ladentisch abwechselte, konnte ihr Atelier länger geöffnet sein.
Libby schwang die Füße auf den Boden, griff zu ihrem Stift und machte sich daran, die Möglichkeiten aufzulisten. Ihre Lebensgeister erwachten. So aufgeregt war sie nicht gewesen, seitdem sie zum allerersten Mal ein Skalpell in die Hand genommen hatte.
Doch auch dies war nicht so aufregend gewesen. Das Skalpell war nur ein Schritt in einer langen Reihe von Schritten auf dem Weg zum Arztberuf gewesen. Ein Schmuckatelier einzurichten, war etwas völlig anderes. Grammy Bea hatte recht gehabt. Eine neue, kreative Laufbahn einzuschlagen, war genau das, wonach sie sich insgeheim gesehnt hatte. Es gab keine Regeln, keine vorgegebenen Schritte und vor allem niemanden, der ihr über die Schulter guckte und ihr sagte, was sie tun und lassen sollte.
Eine sehr befreiende Erkenntnis.
Sie war einunddreißig, intelligent, und doch erstaunte es sie, dass es so lange gedauert hatte, bis sie entdeckte, dass sie nicht glücklich war. Ihr Beruf als Chirurgin hatte sie befriedigt – Schwerverletzten das Leben zurückzugeben war die größte Befriedigung
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