Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
trat ein Schimmer. »Ich lerne sehr rasch, was in Frauen vorgeht.« Liebevoll drückte er seine zwei Töchter an sich, blickte von einer zur anderen und dann zu seiner Frau. »Hast du ihr schon die Neuigkeit übermittelt, oder warst du mit Einkaufen beschäftigt?«
»Oh Gott, ich habe es tatsächlich vergessen«, sagte Grace und sah Libby mit ihren blauen Augen entschuldigend an. »Katherine Hart und James Kessler sind gestern in unserem Hotel abgestiegen. Sie fragten an der Rezeption nach Ihrer Adresse.«
Libby spürte, wie ein Gewicht auf ihren Schultern landete, das sie zu zerdrücken drohte. Ihre Füße waren wie auf dem Boden festgenagelt, ihr Kopf fühlte sich doppelt so groß an, und ihr Herz pochte so heftig, dass sie kaum Luft bekam.
James war in Pine Creek?
»W-was sagte der Portier?«, flüsterte sie und musste sich am Schreibtisch festhalten.
Grace trat mit besorgtem Blick auf sie zu. »Libby, wir leben in einer Kleinstadt. Er sagte, der Name sei ihm bekannt, doch wüsste er nicht, wo Sie wohnen.«
»Wo sind sie jetzt?«
Grace warf ihrem Mann einen besorgen Blick zu, dann sah sie wieder Libby an und zog die Schultern hoch. »Das weiß ich nicht. Ich nehme an, irgendwo in der Stadt auf der Suche nach Ihnen. Vermutlich werden sie sich auf dem Postamt erkundigen, meinen Sie nicht? Haben Sie sich dort schon für die Briefzustellung angemeldet?«
Grace musste den Eindruck gewonnen haben, Libby würde umkippen oder sich übergeben, da sie sie hinter den Schreibtisch führte und sie auf den Stuhl drückte. Dann umfasste sie Libbys Schultern.
Verdammt. Sie hatte sich nur ein wenig Zeit gewünscht, um sich einzurichten, ehe sie sich der unvermeidlichen Szene zu stellen gedachte. Dass ihre Mutter gekommen war, wunderte sie nicht, da Katherine beim letzten Anruf eher neugierig als besorgt geklungen hatte. Aber ehrlich gesagt, hätte sie nie erwartet, dass James sie aufstöbern und wirklich kommen würde. Und wie hatte er sie überhaupt gefunden? Libby war sicher, dass ihre Mutter ihm nichts verraten hatte.
Aber beide waren da. Jetzt. In Pine Creek.
»Sie müssen sie nicht treffen, Libby«, sagte Grace leise und drückte ihre Schultern. »Wenn Sie noch nicht dazu bereit sind, können sie nach Gu Bràth kommen und bei uns bleiben, bis die beiden es aufgeben und nach Kalifornien zurückkehren. Niemand braucht zu wissen, wo Sie sind.«
Libby blickte in Graces besorgte Augen und tätschelte deren Hand. »Danke«, sagte sie mit belegter Stimme. Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind eine gute Freundin, und dafür danke ich Ihnen. Ich wusste, dass meine Mutter kommen und mich suchen würde, aber ich dachte, sie würde mir mehr Zeit lassen.«
»Aber diesen James haben Sie nicht erwartet?«, fragte Grace, eine Braue neugierig hochziehend.
»Nein, James nicht«, bestätigte Libby. »Ich hätte nicht gedacht, dass er sich die Mühe machen würde.«
»Fürchten Sie ihn?«, fragte Grey, der näher trat und aus dessen zusammengekniffenen Augen eine andere Art der Besorgnis sprach.
Wieder schüttelte Libby den Kopf. »Ich habe vor James keine Angst, ich wundere mich nur, dass er da ist.«
»Dann kommen Sie doch nach Gu Bràth«, wiederholte Grace.
Wieder ein Kopfschütteln Libbys. »Nein. Das würde nichts bringen.« Sie richtete sich auf, atmete tief durch und stand mit warmem Lächeln da. »Früher oder später muss ich mich mit ihm befassen, und das kann ich ebenso gut jetzt tun.«
Grace nahm die Kette ab, die sie trug, und legte sie behutsam auf den Tisch.
Sie fing Elizabeth ein, scheuchte das Mädchen zu Grey und bedeutete ihm, es sei Zeit zu gehen. Libby sah, wie sie hinaus auf den Gehsteig traten und zu ihrem vor dem Laden der Dolans parkenden Kombi gingen. Libby sah drei zusätzliche Köpfe auf den Rücksitzen.
Grace wandte sich an Libby. »Ich rufe Michael an«, stellte sie unverblümt fest. »Er sollte Bescheid wissen.«
»Was wissen?«, fragte Libby erstaunt. »Dass meine Mutter hier ist? Sie ist in Sorge um mich. Kann man es ihr verdenken? Was wäre, wenn eine Ihrer Töchter auf und davon ginge und ans andere Ende des Landes zöge? Würden Sie nicht auch ihre Spur aufnehmen? Jede Wette, dass Ihr Mann es täte.«
»Nicht, wenn sie erwachsen ist und allein Entscheidungen treffen kann.«
»Aber würden Sie diese Entscheidungen nicht verstehen wollen?«
Mit zärtlichem Lächeln gestand Grace: »Doch. Ich würde den nächsten Flug nehmen«, gab sie zu. »Aber Michael sollte wissen, dass dieser James
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