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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihnen eine zweite Chance bot.
    Bei der letzten Zelle angekommen, zögerte Robin. Es war der größte Verschlag, in dem sich mehr als ein Dutzend Gefangener aufhielt, und ausnahmslos Männer. Der Krieger hatte einfach Pech gehabt, ausgerechnet gegen dieses Gitter gestolpert zu sein. Um die Tür zu öffnen, hätte sie den Leichnam anfassen und zur Seite schieben müssen, und dazu fehlte ihr plötzlich die Kraft. Sie schob den Schlüssel
    ins Schloss und wich zwei Schritte zurück, sie überließ es den Gefangenen, ihn herumzudrehen und sich selbst zu befreien.
    Der Letzte, der den Verschlag verließ, war Mustafa, Sailas Mann. Verstört und immer noch halb in Panik, wie Robin war, erkannte sie ihn im ersten Moment nicht einmal; der bärtige Fischer jedoch erkannte s ie dafür umso genauer. »Du!«, zischte er.
    Robin sah nur flüchtig in sein Gesicht und schüttelte dann müde den Kopf. »Bitte nicht jetzt, Mustafa«, murmelte sie. »Was passiert ist, tut mir Leid, aber…«
    Der Araber machte einen Schritt auf sie zu und hob die Hand, als wollte er sie schlagen, doch dann verließ ihn offensichtlich der Mut, die Bewegung zu Ende zu führen. »Hat Sheitan dich geschickt, um uns alle ins Verderben zu führen?«, keuchte er.
    Robin blinzelte verständnislos. Sie begriff nicht, wovon der Fischer sprach. »Ihr dürft ihr nicht glauben!«, rief er weiter. »Sie ist eine Abgesandte des Teufels, ein Dschinn, ein böser Geist aus der Wüste, der hier hergeschickt wurde, um uns in Versuchung zu führen!«
    »Bist du verrückt geworden?«, fragte Robin leise. »Geht nicht mit ihr!«, rief Mustafa. Um seine Worte zu unterstreichen, wich er tatsächlich einen Schritt weit in die Zelle zurück, aus der er gerade befreit worden war. »Seid ihr denn blind? Habt ihr nicht mit eigenen Augen gesehen, was sie getan hat?«
    »Sie hat uns befreit, Mustafa«, sagte Saila. »Und dabei ihr eigenes Leben riskiert.«
    »Oh, du gutgläubiges dummes Weib!«, antwortete Mustafa erregt.
    »Keine normale Frau könnte einen bewaffneten Krieger mit bloßen Händen zur Strecke bringen. Bleibt hier! Sie führt euch nicht in die Freiheit, sondern in den Tod! Jeder, der mit ihr geht, wird sich für immer vor dem Angesicht Allahs versündigen!«
    Obwohl seine Worte Robin beinahe lächerlich vorkamen, musste sie feststellen, dass sie ihre Wirkung bei den Gefangenen nicht verfehlten. Sailas Gesicht verdüsterte sich, aber die meisten anderen starrten sie erschrocken oder furchtsam an. Robin war schier verzweifelt. Konnte das Schicksal wirklich so grausam sein, sie so weit kommen zu lassen, nur damit sie im buchstäblich allerletzten Moment doch noch scheiterte?
    »Bitte, seid doch vernünftig«, sagte sie. »Habt ihr wirklich schon vergessen, was heute Nachmittag passiert ist? Wollt ihr wirklich zusehen, wie eure Söhne und Töchter, eure Frauen und Männer von eurer Seite gerissen werden?« Sie lachte bitter. »Glaubt ihr denn, dass eine solche Ungerechtigkeit Allahs Wille sein könnte?«
    »Worte!« Mustafa stieß das Wort wie etwas Obszönes aus. »Du bist wirklich ein Dschinn! Jeder weiß, dass sie mit Engelszungen zu reden verstehen!«
    »Und jeder weiß, dass du ein Narr und Dummkopf bist, Mustafa!« Saila schob sich mit einer energischen Bewegung an Robins Seite und maß ihren Mann mit einem langen, eisigen Blick, der ihn verstummen ließ.
    »Dieses Christenmädchen ist kein Dschinn«, fuhr Saila in sanfterem Ton fort. »Ihr alle habt doch gesehen, was geschehen ist. Sie ist nichts als eine Ungläubige, die ihr selbst halb ertrunken aus dem Meer gezogen habt. Robin ist so wenig ein böser Geist wie Omar Khalid, der all dieses Unglück über unser Dorf gebracht hat. Wenn es jemanden unter uns gibt, den die Schuld daran trifft, dann wohl eher den, der Omars Aufmerksamkeit, und damit seine Gier, erst auf uns gelenkt hat!« Sie drehte sich zu Robin um. »Bring uns hier raus!«
    »Ihr Narren!«, sagte Mustafa. »Sie wird uns alle in den sicheren Tod führen!«
    »Vielleicht«, sagte Saila. »Aber wenn nur die geringste Aussicht besteht, das Leben meiner Tochter damit zu retten, dann bin ich bereit, die Flucht zu wagen. Führe uns, Robin!«
    Damit war das Eis gebrochen. Zögernd gaben die Gefangenen einer nach dem anderen ihren Widerstand auf und gesellten sich zu Robin und Saila. Nur Mustafa und zwei weitere Männer wichen in ihre Zellen zurück. Vielleicht bauten sie ja darauf, dass Omar sie verschonen würde, wenn sie blieben. Wenn es so war, dachte

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