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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich in den Falten des gestohlenen Gewandes und sie war plötzlich nicht einmal mehr sicher, ob sie das Messer nicht schon längst irgendwo verloren hatte. Blindlings trat sie aus. Aber der Schmerz, der dabei durch ihr verletztes Bein pulsierte, war zehnmal schlimmer als der, den sie dem Hund zufügen konnte. Das Tier heulte wütend auf, warf sich erneut gegen sie - und schließlich geschah, was Robin die ganze Zeit über befürchtet hatte: Die scharrenden Pfoten der Bestie rissen ihren Schildarm zur Seite und plötzlich war zwischen seinem geifernden Maul und ihrer Kehle nichts mehr. Spitze, gekrümmte Reißzähne bleckten nach ihrem Gesicht und das Heulen des Hundes klang mit einem Mal fast triumphierend.
    Sie wusste, dass es wahnsinnig war, was sie nun tat. Mit einem verzweifelten Satz warf sie sich dem Hund entgegen, umschlang ihn mit beiden Armen und presste das Gesicht an seinen Hals, so fest sie nur konnte. Der Bluthund strampelte und wand sich unter ihrem Griff. Er war fast so schwer wie sie, doch doppelt so stark. Dennoch umklammerte Robin das Tier mit aller Kraft; gleichzeitig spürte sie, wie lächerlich ihre Anstrengung gegen die Gewalt dieser tobenden Bestie war. In einer letzten Kraftanstrengung warf sie sich herum, begrub den Hund unter sich und riss seinen Kopf zur Seite.
    Ein trockenes Knacken erklang, ähnlich dem Geräusch eines brechenden Astes. Der Hund heulte noch einmal gellend auf, ehe er in ihren Armen erschlaffte. Keinen Augenblick zu früh, denn auch Robins Kräfte waren endgültig erschöpft. Ihre Hände öffneten sich. Sie rollte seitwärts von dem Hund herunter und auf den Rücken, wo sie sekundenlang bewusstlos liegen blieb.
    Das Erste, was sie sah, als sich die schwarzen Schleier vor ihren Augen lichteten, war Nemeths Gesicht mit vor Schreck geweiteten Augen. Und dann war auch der Schmerz in ihrem Bein wieder so stark, dass sie laut wimmerte.
    »Robin!«, keuchte Nemeth. »Was… was hast du?«
    Robin war zu erschöpft, um zu antworten. Mit zusammengebissenen Zähnen richtete sie sich halb auf, drehte sich zur Seite und kroch ein Stück weit von dem Hund fort. Die Kreatur lag lang ausgestreckt und reglos neben ihr.
    »Du… du hast ihm das Genick gebrochen«, stammelte Nemeth.
    »Aber wie… wie hast du das… gemacht?«
    Das erzähle ich dir, w e nn ich es selbst weiß, dachte Robin. Sie antwortete nicht laut auf Nemeths Frage, sondern kroch noch ein Stück weiter von dem toten Hund fort, ehe sie sich auf die Knie hochstemmte und schließlich die rechte Hand ausstreckte, um sich mühsam an der Wand in die Höhe zu ziehen. Sie konnte kaum stehen. Ihr rechtes Bein schien zwar nicht gebrochen zu sein, aber es schmerzte unerträglich, und ihr Schildarm, mit dem sie zweimal den Anprall des riesigen Hundes aufgefangen hatte, war nahezu taub. Sie blickte benommen auf das tote Tier hinab und der Anblick kam ihr irgendwie unwirklich vor. Nemeth hatte völlig Recht: Sie h atte dem Hund das Genick gebrochen, aber etwas in ihr weigerte sich einfach zu glauben, was ihre Augen sahen.
    »Du hast sie beide getötet«, flüsterte Nemeth.
    »Beide?«, murmelte sie verständnislos.
    Nemeth nickte, und erst diese Geste brachte Robin wieder in Erinnerung, dass der Hund nicht allein gewesen war. Sie hatte das zweite Tier zurückgeschleudert, dann aber aus den Augen verloren.
    Robin bedeutete Nemeth, das Schwert aufzuheben und ihr zu reichen, dann biss sie die Zähne zusammen und belastete vorsichtig ihr rechtes Bein. Es schmerzte, aber sie konnte gehen, auch wenn sie jeden einzelnen Schritt wie einen glühenden Dolch spüren würde, der sich in ihre Hüfte bohrte.
    Erst nachdem sie das beruhigende Gewicht des Schwertes wieder in der rechten Hand spürte, wagte sie es, mit einem unbeholfenen Schritt über den toten Hund hinwegzusteigen und nach dem zweiten Tier Ausschau zu halten. In der fast vollkommenen Dunkelheit der Gasse sah sie den schwarzen Kadaver erst, als sie nur noch einen Schritt davon entfernt war. Der Hund lag reglos auf der Seite. Sie hörte kein Atmen, kein Knurren. Als sie ihn vorsichtig mit der Spitze des Schwertes anstieß, reagierte er nicht. Unendlich behutsam, das Schwert zum Zustoßen bereit am Hals des Tieres, ließ sie sich in die Hocke sinken.
    »Du hast auch ihn getötet«, sagte Nemeth. »Du hast ihn mit dem Schild erschlagen.«
    Robin antwortete nicht. Sie starrte aus weit aufgerissenen Augen auf den Kadaver des Hundes hinab, aber sie begriff nicht, was sie sah. Ein

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