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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hauses gesandt hatte, hätte dem Sklavenhändler eigentlich klar machen müssen, wie lächerlich die Vorstellung war, er könnte die Stadt verlassen - noch dazu mit einer ganzen Karawane -, ohne dass die Männer des Alten vom Berge es bemerkten.
    Die beiden schweigsamen Dienerinnen halfen ihr beim Packen. Ihre Kleider waren bereits zu zwei großen Bündeln geschnürt und dann in zwei grobe Wollsäcke gestopft worden. Ihr gesamter Schmuck verschwand in einem Kästchen aus rotem Holz mit schimmernden Bronzebeschlägen, das ebenfalls in einem der beiden Kleidersäcke versenkt wurde. Trotz all der wunderschönen und sicher zum Teil kostbaren Kleider, aus der ihre Garderobe mittlerweile bestand, war Robin jetzt wieder als Mann kostümiert - was auf ihren eigenen Vorschlag hin geschehen war. Sie trug eine dunkelgraue, weit gebauschte Hose mit einem schlichten Gürtel, dazu ein schwarzes, hemdartiges Obergewand und einen schwarzen Turban mit einem Gesichtsschleier, wie er auch bei Männern nicht unüblich war. Robin hätte viel darum gegeben, mit einem Säbel ihre aufwendige Verkleidung vervollständigen zu können, aber sie hatte es sich erspart, eine entsprechende Bitte an Omar zu richten. Sie wusste, dass er ihr nichts überlassen würde, was gefährlicher als eine Halskette war.
    Kurz bevor sie das Haus verließen, kam Omar selbst, um sie abzuholen. Auch er war jetzt vollkommen in Schwarz gekleidet und unterschied sich von seinem Leibwächter allein durch seine Größe und den prachtvollen Säbel an seiner Seite.
    »Wenn es hier noch irgendetwas gibt, an dem dein Herz hängt und das in die beiden Säcke passt, dann nimm es mit«, sagte er. »Es könnte sein, dass wir für lange Zeit nicht mehr an diesen Ort zurückkehren.«
    Auch nie ist eine lange Zeit, dachte Robin, aber angesichts Omars ohnehin angespannter Laune erschien es ihr nicht besonders klug, diesen Gedanken auszusprechen. Sie rührte sich jedoch nicht von der Stelle, sondern sah den Sklavenhändler nur herausfordernd und trotzig an. Schließlich machte er eine ungeduldige Handbewegung.
    »Worauf wartest du?«
    »Du hattest mir versprochen, dass wir die Sklaven aus dem Kerker mitnehmen«, sagte Robin - was eine glatte Lüge war. Omar hatte nichts Derartiges versprochen. Sie hatte es gefordert, aber nicht einmal eine Antwort erhalten. Der Sklavenhändler sah sie nur verblüfft an und schüttelte dann den Kopf.
    »Das ist blanker Unsinn«, sagte er in ärgerlichem Ton. »Schlag dir das aus dem Kopf.«
    »Dann schlagt Ihr Euch aus dem Kopf, dass ich Euch begleite«, antwortete Robin. Sie kam sich ein wenig lächerlich bei diesen Worten vor, Omar hatte es nicht nötig, sie um irgendetwas zu bitten oder gar mit ihr zu feilschen. Ein Fingerschnippen von ihm genügte und sein hünenhafter Leibwächter würde sie mit Vergnügen an den Haaren aus diesem Haus und in den Sattel des nächsten Pferdes zerren.
    »Wir haben wirklich keine Zeit für so etwas«, erinnerte Omar.
    »Auch dein Leben könnte in Gefahr geraten, wenn die Assassinen von unserer Flucht erfahren.«
    »Ich werde nicht ohne die Sklaven gehen«, beharrte Robin.
    Omar seufzte. »Wie stellst du dir das vor? Glaubst du, wir könnten auf der Flucht vor einer bewaffneten Reiterhorde drei Dutzend Fußgänger gebrauchen, von denen die meisten ohnehin zu schwach sind, aus eigener Kraft zu laufen?«
    »Das ist ja wohl nicht ihre Schuld.«
    »Aber es ist so«, antwortete Omar. Sein Ton blieb weiter ruhig, aber sie konnte ihm ansehen, dass es ihm mit jedem Wort schwerer fiel, die Fassung zu bewahren. »Sie würden uns nur behindern«, sagte er. »Und außerdem sind sie nicht wertvoll genug, um sie mitzunehmen. Es gibt kostbarere Güter, mit denen wir unsere Tiere beladen werden.«
    »Nicht wertvoll genug?«, wiederholte Robin zornig. »Was ist denn wertvoller als ein Menschenleben, Omar Khalid?«
    Für einen ganz kurzen Moment verlor Omar tatsächlich die Fassung. Sein Gesicht verzerrte sich, und in seinen Augen blitzte die gleiche lodernde Wut auf, die sie schon mehrmals darin gesehen hatte. Es hätte sie nicht gewundert, hätte Omar die Maske der Freundlichkeit jetzt endgültig fahren lassen und sie geschlagen. Stattdessen fand er mit einiger Mühe seine Selbstbeherrschung wieder, atmete hörbar durch die Nase ein und schüttelte den Kopf. »Bei Allah, ich glaube, du sorgst dich wirklich um diese Menschen. Aber wenn das so ist, dann solltest du bedenken, dass sie hier wesentlich besser und sicherer aufgehoben

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