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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wäre nicht überrascht gewesen, hätte er sie auf der Stelle niedergeschlagen. Stattdessen aber schüttelte er nur den Kopf und begann plötzlich zu lachen. Er lachte nicht sehr lange, und es war auch kein Lachen, das Robin gefallen hätte, aber wenigstens schlug er sie nicht. Mit einer herrischen Geste befahl er ihr, zu ihm zu kommen. Robin schüttelte heftig den Kopf und trat im Gegenteil einen weiteren Schritt zurück. Daraufhin verdüsterte sich das Gesicht des Kriegers wieder. Ohne noch etwas zu sagen, ging er auf sie zu, packte sie mit der linken Hand hart an der Schulter und streckte die andere nach ihrem Gesicht aus. Robin war davon überzeugt, dass er sie nun schlagen würde, doch befestigte er nur wieder den Schleier, ehe er ihr erneut befahl: »Komm mit mir«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte Robin, ebenso entschieden wie er, und auf Arabisch.
    »Dann werde ich dir wehtun«, sagte der Krieger. »Willst du das?« In seiner Stimme war nicht einmal ein Hauch einer Drohung. Aber es war gerade die Gelassenheit, die Robin begreifen ließ, wie bitter ernst seine Worte gemeint waren. Sie hatte von diesem Mann kein Mitleid zu erwarten.
    »Nein«, antwortete sie. »Aber rühr mich nicht noch einmal an.«
    Der Krieger verzichtete auf eine Antwort. Er machte nur noch einmal eine - diesmal einladend wirkende - Geste, und diesmal siegte Robins Verstand über ihren Stolz. Sie trat an seine Seite und folgte dann den Dörflern, die die Waffenbündel den steinigen Hang hinauftrugen.
    Robin war nicht überrascht, auf der anderen Seite des Hügels eine stattliche Anzahl weiterer Fremder vorzufinden, die den Fischern ihre Lasten abnahmen und dann auf Maultiere und Kamele verluden, die in langer Reihe auf dem Pfad am Fuß des Abhangs aufgereiht standen. Aus ihrer Besorgnis war mittlerweile pure Angst geworden, obwohl sie noch beharrlich gegen dieses Gefühl ankämpfte. Inzwischen klopfte ihr Herz bis in den Hals und sie war mit einem Mal froh, das grobe Gewand zu tragen, denn darunter konnte man das Zittern ihrer Hände und Knie wenigstens nicht sehen. »Wohin… bringt Ihr mich?«, fragte sie.
    Ihr Begleiter sah sie auf eine Art an, als wäre er überrascht, dass sie es überhaupt wagte, ihn anzusprechen. »Das geht dich nichts an«, antwortete er. »Geh weiter!«
    »Bin ich… bin ich Eure Gefangene?«, fragte Robin. Die Frage schien den Krieger im ersten Moment ehrlich zu verblüffen. Er zog die Augenbrauen zusammen und maß sie mit einem schwer zu deutenden Blick, dann spielte ein abfälliges Lächeln um seine Lippen.
    »Das liegt ganz bei dir«, antwortete er. »Wenn du keine Schwierigkeiten machst, wird die Reise einigermaßen bequem für dich verlaufen. Wenn nicht…« Er ließ den Satz unbeendet und hob viel sagend die Schultern, aber das Schweigen nach seinen Worten war Antwort genug.
    Auch wenn Robin das Arabisch des Fremden wenigstens etwas verstand, im Vergleich zu dem Kauderwelsch der Fischer, so war sie sich keineswegs sicher, ob sie für ihre Frage die richtigen Worte gewählt hatte. Seine Blicke jedoch, sein Gesichtsausdruck und seine Gesten waren in diesem Moment Antwort genug. Als Robin den Missmut in seinen Augen gewahrte, ging sie rasch weiter und nutzte die Gelegenheit, die kleine Karawane noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Sie bestand aus fünfzehn bis zwanzig Tieren und ungefähr genauso vielen Männern, von denen einige den Fischern beim Beladen der Kamele und Maultiere halfen. Die meisten jedoch standen nur tatenlos herum und begnügten sich damit, bedrohlich auszusehen. Robin war oft genug Menschen begegnet, die Angst hatten, um die Bewegungen und die Blicke der Fischer richtig zu deuten. Mochten sie auch Handel mit diesen Männern treiben - so waren sie ganz gewiss nicht ihre Freunde. Außer den Tieren gab es noch zwei große Karren mit kastenförmigen Aufbauten. Hinter den Wagen schienen noch weitere Begleiter der Karawane zu stehen, doch waren sie durch die Karren so weit verdeckt, dass Robin ihre Anzahl nicht ausmachen konnte. Es kam ihr jedoch so vor, als seien sie merkwürdig dicht zusammengedrängt.
    Am Fuße des Hügels angekommen, blieb sie stehen und sah ihren Begleiter unschlüssig an. Er deutete nach rechts, und Robin ging ein Stück weiter, doch dann stockte ihr Schritt. Es war weder Neugier noch Erschöpfung, was sie am Weitergehen hinderte, sondern der pure Schrecken: Die Menschen hinter dem Wagen waren keine Wachen oder Lastenträger, sondern Sklaven. Die meisten waren

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